Ostern


Es ist das wichtigste und älteste Fest der Christenheit, hat (fast) nichts mit Eiern zu tun und steht am Anfang des Christentums. Ostern erinnert an die Auferstehung Christi, die traditionell am frühen Ostersonntag Morgen gefeiert wird. Unzählige Bräuche ranken sich um das Fest, die teils in vorchristlicher Zeit wurzeln.

Das leere Grab

Gemäss dem Bericht des Evangelisten Lukas sollen zwei Frauen aus dem Gefolge Jesu zum seinem Grab gekommen sein, um dessen Leichnam zu salben, wie es damals üblich war. Als sie ankamen, sei der Stein vor dem Höhlengrab weggewälzt und das Grab leer gewesen. Es kamen zwei Männer in blitzenden Gewändern, wie es heisst, die sagten: «Er (Jesus) ist nicht hier, sondern er ist auferweckt worden.»

Die Szene ist unzählige Male verfilmt und von unzähligen Künstlerinnen und Künstlern gemalt worden. Im «Credo» klassischer Messen wechselt die Musik an dieser Stelle von einer depressiven Melodie zu einem jubelnden «et resurrexit tertia die». Im christlichen Glauben markiert die Auferstehung den Wechsel von der Verzweiflung der Jüngerinnen und Jünger hin zu neuer Hoffnung.

Kraft und Zuversicht

Doch was geschah wirklich an jenem Morgen, am dritten Tag nach der Kreuzigung und dem Tod Jesu? Die kurze Antwort: Wir wissen es nicht. Die Interpretation des biblischen Textes gehen von einem wörtlichen Verständnis über Halluzinationen bis dahin, dass die Ostererzählung der Phantasie von Fälschern späterer Zeiten entsprungen sei.

Sicher lässt sich nur eines festhalten: Ostern hat durch die Jahrhunderte unzähligen Christen und Christinnen Kraft und Zuversicht gegeben. Sie liessen sich von Löwen zerfleischen, auf Scheiterhaufen verbrennen und im KZ ermorden, weil sie von der Auferstehung Christi überzeugt waren. Und auch Menschen in weit weniger dramatischen Lebensumständen sagten und sagen mit Hiob: «Ich weiss, dass mein Erlöser lebt.»

Ostern und Passah

Es ist kein Zufall, dass Ostern gleichzeitig mit dem jüdischen Passahfest gefeiert wird. Das Passah (oder Pessach) ist das Erinnerungsmahl an den Exodus des Volkes Israel aus Ägypten. Dieser gilt als Gründungserzählung des jüdischen Glaubens und Israels als Nation. Daran knüpft Jesu Kreuzestod an. Er gilt im Neuen Testament als «das wahre Passah-Opferlamm». Doch anders als das Passahlamm lebt Jesus weiter – so die Botschaft von Ostern.

Wie an anderer Stelle gilt auch hier: Es geht den Evangelisten nicht in erster Linie um eine historisch-tatsachengetreue Wiedergabe des Ostergeschehens. Es berichtet auch keines der vier Evangelien von der Auferstehung selber. Zweifellos enthält der Bericht einen historischen Kern. Darum herum werden Geschichten komponiert, die den tieferen Sinn verständlicher und greifbarer machen.

Die Frauen am Grab

Das Christentum hat bisweilen den Ruf, frauenfeindlich zu sein. Gewiss, die Kirche hat die Frauen jahrhundertelang an den Rand gedrängt. Gerade die Erzählung des Ostermorgens zeigt aber, dass die Patriarchen und Frauenverächter aller Zeiten die Bibel nicht auf ihrer Seite haben.

Es sind Frauen, die sich an jenem frühen Morgen trauen, zum Grab zu gehen, während die Männer im sicheren Zuhause sitzen und Trübsal blasen. Nachdem sie schon die einzigen gewesen sind, die unter dem Kreuz beim sterbenden Jesus ausgeharrt haben (neben dem jugendlichen Johannes), tauchen sie nun als erste Zeuginnen des zentralen Ereignisses der Christenheit wieder auf. Und dies in einer Gesellschaft, in der das Zeugnis einer Frau nichts gilt.

Dies zeigt auch: Wäre die Ostererzählung reine Phantasie, niemand (kein Mann!) hätte sie so erfunden. Zeugen wären auf jeden Fall «glaubwürdigere» Männer gewesen.

Österlicher Gottesdienst

Die Römisch-katholische Kirche feiert das letzte Abendmahl, den Tod und die Auferstehung Jesu in einem einzigen Gottesdienst, dem so genannten Triduum. Zwar gehen die Menschen dreimal zur Kirche, doch die drei Feiern gelten als Einheit. Im Idealfall wird Ostern mit einer Eucharistiefeier beim Sonnenaufgang des Sonntags gefeiert. Mit Rücksicht auf heutige Lebensgewohnheiten findet die Ostermesse aber oft später am Sonntag Vormittag statt, nachdem die Auferstehung bereits am Samstag Abend gefeiert wurde. Seit dem Hochmittelalter gehören Osterspiele zur Feier der Auferstehung. Sie sollen dem einfachen Volk das Ostergeschehen näher bringen.

In der Reformierten Kirche ist die Osterfeier weniger ausgeschmückt, wird aber mit viel Gesang und im Schein der Osterkerze gefeiert. Derzeit bemühen sich aber viele Kirchgemeinden um eine liturgische Gestaltung der Osternacht, die beispielsweise auch das Osterfeuer integriert.

An Ostern spendet der Papst auf dem Petersplatz in Rom den apostolischen Segen «Urbi et Orbi» – der Stadt und dem Weltkreis. Der Segen wird von Zehntausenden live miterlebt und von Fernsehsendern in alle Welt übertragen.

Unzählige Osterbräuche

Der wohl bekannteste Osterbrauch sind die bunt bemalten Ostereier. In einigen Gegenden wetteifern die Menschen mit wahren Kunstwerken um das schönste Ei. In deutschsprachigen Ländern werden die Eier versteckt und dann von den Kindern gesucht. Sind sie gefunden, geht es ans «Eiertütschen», bei dem das stärkste Ei ermittelt wird. An manchen Orten werden Ostereier einen Hügel hinabgerollt oder man misst sich beim Eierwerfen.

Bekanntlich werden Ostereier nicht von Hühnern, sondern vom Osterhasen gelegt und versteckt. Wobei all die Osterhasen auf Bildern oder aus Schokolade keine Hasen darstellen, sondern Kaninchen – wohl, weil diese als Haustiere bekannter und mit ihren rundlichen Formen niedlicher sind. Hasen und Eier gelten von alters her als Fruchtbarkeitssymbole. Sie haben daher wenig mit dem christlichen Ostern, aber viel mit vorchristlichen Frühlings- und Fruchtbarkeitsfesten zu tun. Dazu kommt, dass sich während der Fastenzeit viele Eier angesammelt haben, weil auf Eierspeisen verzichtet wurde. Nun können die Eier verwertet werden.

Zu Ostern gehören vielerlei Kuchen, Torten und Gebäck, das sich von Region zu Region unterscheidet. Auch andere Speisen werden mit Ostern verbunden, denn mit Ostern endet auch die Fastenzeit. An einigen Orten werden die Speisen in die Kirche gebracht, um sie zu segnen.

Vorchristliche Wurzeln

Ohnehin sind die Osterbräuche fast nicht zu zählen: Umzüge und Prozessionen, Osterfeuer, Wasser-, Segens- und allerhand Liebes- und Fruchbarkeitsbräuche, deren Wurzeln teils in vorchristlicher Zeit liegen. Auch der Ostermarsch der Friedensbewegten darf inzwischen wohl zu den Osterbräuchen gezählt werden.

Das Wort Ostern wird nur im deutschen und im englischen Sprachraum gebraucht. Es stammt wahrscheinlich vom germanischen Wort Austro (Morgenröte), das wohl ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete. Es würde sich damit auf die Auferstehung Jesu am frühen Morgen beziehen. Die Ableitung von einer (fiktiven) germanischen Göttin Ostara, wie es die Gebrüder Grimm vermuteten, scheint eher unwahrscheinlich. Praktisch alle anderen europäischen Sprachen verwenden Ableitungen des hebräischen Wortes Passah/Pessach.

Osterdatum

Das Osterdatum richtet sich in der westlichen Kirche nach dem Passahfest der Juden, und dieses wiederum nach dem Mondkalender. Ostern fällt jeweils auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Die anderen von Ostern abhängigen Festtage, von Fasnacht bis Pfingsten, verschieben sich mit.

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