Bild: "Meeting the Day" - Paula Wilson. hammerandhope.org - A Magazine of black Politics and Cuture.

"Welthaft", hier und heute

DAS REICH GOTTES UND SEINE GERECHTIGKEIT FÜR DIE ERDE WAR JESU ZENTRALE ANSAGE.

But we also live in a time when there is enormous potential for change. Millions of people rebelled after the murder of George Floyd in 2020, demanding a new kind of politics, one that attends to people’s basic needs and establishes a sense of common purpose. They risked their lives during a deadly pandemic to call for collective care, for an end to evictions, for reinvesting police budgets into housing for all — demands situated in a critique of capitalism. Mainstream media and the political class shrugged off the rebellion, and multinational corporations tried to co-opt it, but the conditions that propelled millions into the streets are still with us. People still yearn for a radical new future.

So schreiben Jen Parker und Keeanga-Yamahtta Taylor in der ersten Ausgabe des Online-Magazins Hammer & Hope - A Magazine of black politics and culture. Der Text soll hier in seiner ursprünglichen und widerständigen Kraft unübersetzt stehen. Ich möchte ihn lesen als aktuellen Ausdruck für das, was zentrales Anliegen Jesu war, als er gegen die unterdrückerische Macht der Pax Romana vor 2000 Jahren sein Reich-Gottes-Projekt ankündigte und Menschen zusammenrief und ihr je einzelnes und oft so verwundetes Leben ernstnahm und viele aufrichtete und anführte für eine Welt, in der alle Platz hätten. In der die geringste Schwester und der geringste Bruder zum Massstab des Handelns würde, am zu Tode Verletzten anschaubar würde, was Nächstenliebe meint, als ihm der fremde Samariter die Überlebenshilfe zuteil werden liess und eine Zukunftsperspektive eröffnete.

Für den christlichen Glauben, sofern er sich an Wort und Tat Jesu orientiert, ist Reich Gottes der zentrale Schlüsselbegriff. Jesus nennt dieses nicht nur als hier und jetzt gekommen und anbrechend, sondern spricht auch in anderer Weise und vor allem erzählend in wundervollen Gleichnissen davon: Es bezeichnet die Vision wahren, heilen und erfüllten Lebens aller Menschen, und zwar auf der Erde und vor dem Tod. Wie es das Bild "Meeting the Day" von Paula Wilson anschaubar macht. Jesus formuliert es in der Synagoge von Nazaret als Option für die Armen, das sind alle ökonomisch Benachteiligten, für die Gefangenen, das bezeichnet alle wie auch immer politisch Beherrschten, und die Blinden, das meint alle irgendwie religiös, kulturell, ideologisch und auf andere Weise Bevormundeten.

Urs Eigenmann, theologischer Lehrer und Freund, nennt das Reich Gottes die fundamental das Ganze des Glaubens, der Kirche und der Theologie inhaltlich bestimmende und stukturierende Größe. Reich-Gottes-Verträglichkeit ist das Kriterium für alles kirchliche Tun, für unser Predigen, unseren Unterricht, unseren Einspruch, wenn er denn stattfindet, und für die wichtige Frage, was Kirche mit ihrem Reichtum, ihren Gebäuden und ihrem Land tut, ob auch hier etwas von der genannten Vision anschaubar und erlebbar wird.

Für uns Kirchenschaffende wird es auch unbequem, wenn man und frau verstanden hat, dass das Reich Gottes eine völlig säkulare Grösse darstellt, mit der in keiner Weise ein religiös-gläubiges Bekenntnis, eine kultisch-liturgische Handlung oder eine priesterlich-institutionelle Vermittlung verbunden ist (vgl. Urs Eigenmann, Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit für die Erde. Die andere Vision vom Leben, 2. überarb. Auflage, Luzern 2022, 21).
Der bedeutende französische Dominikaner und Theologe Joseph Moingt sagt es so:  «[…] Jésus a  désacralisé le salut, auparavant lié à des rites religieux […]» (L’Évangile sauvera l’Église, Paris 2013, 61) – «Mais quand nous regardons l’Évangile, nous n’y trouvons pas beaucoup de religion, peut-être même n’y trouvons-nous aucune religion» (ebd., 96). Jesus hat das Heil desakralisiert und das Heilige säkularisiert. Es sind Menschen, verwundbare und verwundete, die ans Licht des Tages treten. "People still yearn for a radical new future." Dafür möchten wir auch in Biel/Bienne Kirche aufbauen.

Peter Bernd

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.