Deutlicher lässt sich die Angst davor, an einen abgelegenen Ort weitergeschoben zu werden, nicht ausdrücken: „Wir wollen in Biel bleiben!“. Im Lager für abgewiesene Asylbewerber:innen in Bözingen kennen sich die Menschen, Familien und Singles. Man hilft sich, schaut zueinander. Eine Sozialkultur konnte entstehen. Kinder gehen in Biel zur Schule. Man kommt zu Fuss oder mit dem Bus in die Stadt, kann wenigstens etwas am Leben teilhaben.
„Das Einzige, was wir haben…
…ist unsere Stimme“, so lautet der Titel eines Kurzfilmes von Heidi Schmid und Christian Labhart. Am letzten Januarsonntag wurde er im Lido in Biel gezeigt. Der Regisseur war da, solidarische Menschen und vor allem Geflüchtete aus Bözingen: Familien, Kinder, junge Männer.
Nirgendwo sonst in der Schweiz sind bisher so viele zum Schauen des Films ins Kino gekommen wie in Biel, sagt Christian Labhart im anschliessenden Podiumsgespräch, das Philipp Blum, Präsident des Vereins „Alle Menschen“, einfühlsam moderiert. Die Zeugnisse geflüch-teter Menschen hören sich wie eine Fortsetzung des Films an, der das Schicksal von 300 papierlosen Tibeter:innen zu Wort kommen lässt. Einige von ihnen sind schon mehr als 10 Jahre da, leben in Angst, ausgeschafft zu werden, sind verzweifelt, weil sie kein normales Leben führen können. Eine junge Frau mit farbiger Maske klagt an: Ihr redet immer von Menschenrechten. Aber wir sind in der Schweiz. Schon lange. Was ist mit unseren Menschenrechten?
Das Recht auf Rechte
Auch Papst Franziskus klagt die systemische Missachtung der Menschenrechte an: „Bei allem Respekt vor der Unabhängigkeit und Kultur jeder einzelnen Nation muss doch immer daran erinnert werden, dass der Planet der ganzen Menschheit gehört und für die ganze Menschheit da ist und dass allein die Tatsache, an einem Ort mit weniger Ressourcen oder einer niedrigeren Entwicklungsstufe geboren zu sein, nicht rechtfertigt, dass einige Menschen weniger würdevoll leben“ (EG 190). Und ermutigend an die Adresse der Basisbewegungen: „Solidarität meint Aufstehen gegen die zerstörerischen Auswirkungen des Imperiums des Geldes: Zwangsumsiedlungen, leidvolle Migration, Menschenhandel, Drogen, Krieg, Gewalt und all jene Realitäten, unter denen viele von euch leiden und die zu ändern wir alle aufgerufen sind. Solidarität in ihrer tiefsten Bedeutung meint eine bestimmte Art, Geschichte zu gestalten“ (Okt. 2014).
Im Kinosaal wird eine Petition angeregt. Diese wird kommen. Teilhabe und Zugehörigkeit sind Menschenrechte. Dass die Bieler Geflüchteten in Biel bleiben können, diese Forderung wird vom Pastoralraumteam mitgetragen. Wenn diese Ausgabe des Angelus erscheint, wird vielleicht schon über Menschen entschieden worden sein. Menschenrechtlich?
Peter Bernd
Infos:
Der Pastoralraum Biel-Pieterlen ist vernetzt und will sich weiter vernetzen – so mit dem Verein «Alle Menschen Tous les êtres humains».
Spenden an den Verein:
Kommen den betroffenen Kindern und Menschen zugute. Sie ermöglichen Teilhabe, Kinderprogramm, kleine Feiern, Rechtshilfe und viele Formen der Unterstützung. Merci beaucoup!
Postkonto 15-452576-2
IBAN: CH13 0900 0000 1545 2576 2
Alle Menschen / Tous les humains
c/o Philipp Blum, Fabrikgässli 1, 2502 Biel/Bienne