Das Gemüse-Generalabonnement

SoliTerre - wo Konsum solidarische Landwirtschaft unterstützt

350 Berner Haushalte lassen sich jede Woche vom Verein SoliTerre eine Tragetasche voller Gemüse und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen liefern. Einer der Abholorte ist das katholische Haus der Begegnung in der Länggasse.

Jeden Mittwoch herrscht im Haus der Begegnung der Katholischen Kirche Region Bern viel Betrieb. Beizeiten am Morgen werden rund 40 Körbe mit Gemüse und anderen landwirtschaftlichen Produkten ins Haus geliefert. Acht Landwirte sind es, die sich am Verein SoliTerre beteiligen und Konsumentinnen und Konsumenten direkt beliefern. Die Körbe, die eigentlich Tragtaschen sind, werden auf einem Landwirtschaftsbetrieb in der Region Bern zusammengestellt. Jeweils am Mittwochmorgen werden sie auf 17 Depots in und um Bern verteilt, wo sie die Vereinsmitglieder im Verlauf des Tages abholen und leere Taschen zurückbringen können. So ein Depot befindet sich auch im Keller des Hauses der Begegnung an der Mittelstrasse, wo allerlei katholische Fachstellen und die Büros des Pastoralraums daheim sind.

SoliTerre ging 2009 an den Start. Die Idee war es, eine regional vernetzte, nachhaltige Landwirtschaft zu fairen Bedingungen zu unterstützen. Im Zentrum stand und steht die Verbindung der Kundschaft mit den Produktionsbetrieben. Denn oft sind es Vorurteile und Halbwissen, welche das Bild der jeweils anderen Seite bestimmen. SoliTerre hingegen will das gegenseitige Verständnis fördern.

Planungssicherheit für Betriebe

Verbindung bedeutet unter anderem, dass im Verein die Produktpreise zwischen Betrieben und Verbrauchern ausgehandelt werden. So sind anständige Preise garantiert, die weder durch einen verzerrten Markt noch von einer Handvoll übermächtiger Grossverteiler diktiert werden. So geniessen die Betriebe eine gewisse Planungssicherheit.

Das zwingt die Konsumentinnen und Konsumenten dazu, sich mit den Anbaubedingungen zu befassen. «Wie kann man über den Preis reden, wenn man nichts über die Produktionsbedingungen weiss?», fragt Claudia Schreiber, die im Verein die Administration erledigt. Beim Grossverteiler und selbst auf dem Gemüsemarkt habe der Verkaufspreis oft wenig mit den tatsächlichen Produktionskosten zu tun, bemerkt die Agronomin.

Angefangen hat es mit 50 Abonnements, heute sind es rund 350 Haushalte, die genau wissen wollen, woher das Essen auf dem Tisch stammt, und die bei Produktion und Preisgestaltung mitreden wollen. Weniger zentral ist für sie jedoch, dass Rüebli, Gurken und Co. eine einheitliche Form und Grösse haben. Denn SoliTerre hat eigene Qualitätsstandards entwickelt: Ein Gemüse muss essbar sein und schmecken. Und es muss mit vernünftigem Aufwand rüstbar sein.

Essen, nicht wählen

Wer sich für das Gemüse-Generalabonnement entscheidet, erhält wöchentlich einen Gemüsekorb (siehe Kasten) mit saisonalen, biologischen Produkten. Auswählen oder gewisse Gemüse ausschliessen ist nicht möglich. «Unsere Mitglieder wollen Gemüse nicht wählen, sondern essen», meint Claudia Schreiber. Extrawürste würden einen grossen administrativen Aufwand erfordern. Dies würde entweder die Produkte verteuern oder den Verdienst der Produzenten schmälern.

Nicht die Vorlieben der Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden also, was in die Tragtasche kommt, sondern das saisonale Angebot. Denn anders als Grossverteiler kann SoliTerre nicht auf ausländische Anbieter ausweichen, wenn ein bestimmtes Produkt gerade nicht vorhanden ist. So schafft SoliTerre Verständnis für den Zusammenhang von Klima und Angebot. Und ganz nebenher lernt man so Gemüse kennen und schätzen, an denen man sonst vorbeigegangen wäre.

Die Mengen orientieren sich am laufenden Verbrauch; wer grössere Lieferungen braucht, etwa zum Einmachen, muss sich auf herkömmlichen Wegen eindecken. Umgekehrt macht das Abo vor allem für Haushalte Sinn, in denen regelmässig gekocht wird. Wer hingegen in der einen Woche täglich und der nächsten nur ein oder zwei Mal am Herd steht, wird entweder viel vorkochen oder viel wegwerfen müssen.

Ein Korb für jeden Geschmack

Die Gemüsekörbe von SoliTerre gibt es in den Versionen vegan, vegetarisch und Fleisch, jeweils in einer kleinen und einer grossen Variante. Das Jahresabo kostet unabhängig von der Version 384 bzw. 240 Franken. Da SoliTerre über keine Kühlkette verfügt, enthalten die Fleisch-Körbe kein Frischfleisch, sondern verarbeitete Produkte wie Trockenwürste oder -fleisch. Um Köchinnen und Essern auch Gemüse näherzubringen, denen sie bisher ausgewichen sind, liegen den Körben Rezepte bei. Zusätzlich können Abos abgeschlossen werden für Kartoffeln, Rüebli, Brot, Käse und Eier.

Beim Abschluss des Abos wird ein Abholort festgelegt, wo der Korb an einem festgelegten Wochentag abgeholt werden kann. Das Jahresabonnement gilt für 48 Lieferungen. So kann die Lieferung unterbrochen werden, beispielsweise während der Ferien.

Thomas Uhland

www.soliterre.ch

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