Die Friedenskirche in Bern – künftig wohl ein Stadtkloster Foto: Wikimedia, Mike Switzerland

Ein Kloster in der Stadt Bern

Auf dem Veielihubel entsteht ein neuer spiritueller Ort

Auf dem Veielihubel in der Stadt Bern wollen die ev.-ref. Gesamtkirchgemeinde und der Verein Stadtkloster in den Räumen der Kirchgemeinde Frieden einen neuen spirituellen Ort schaffen. Der Friedenskirche drohte die Schliessung – jetzt verhilft ihr die geplante Umnutzung zu einer neuen Zukunftsvision.

Als die Winter noch Schnee hatten, befand sich auf dem Veielihubel in Bern einer der beliebtesten Schlittelwege der Stadt. Oberhalb des steilen Stutzes auf der Anhöhe zwischen Mattenhof, Holligen und Fischermätteli prangt wie eine kleine Stadt auf dem Berg die Friedenskirche. Vor gut 100 Jahren wurde sie eingeweiht. Der Friedensschluss, der 1918 den 1. Weltkrieg beendete, gab der Kirche ihren Namen. Über der monumentalen Freitreppe zur Kirche steht der Jesaja-Vers «Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein».

Hier soll nun ein Stadtkloster entstehen als Ort für christliche Spiritualität und Tradition. Eine Gemeinschaft soll im Kirchgemeindehaus, im Pfarr- und Sigristenhaus ihre Wohn-, Beherbergungs-, Arbeits- und Spiritualräume entwickeln und leben. Die Friedenskirche kann dabei als Sakralraum und verbindender Ort erhalten bleiben. Die Gebäude sollen somit in dem ursprünglich angedachten Sinne weitergenutzt werden. Bis zum Sommer 2023 will der Kleine Kirchenrat der ev.-ref. Gesamtkirchgemeinde Anträge zu Finanzierungs- und eigentumsrechtlichen Fragen erarbeiten. Definitive Projektentscheide sind demnach im Laufe des Jahres 2023 zu erwarten.

Erstes Kloster nach Reformation

Vor 500 Jahren wurden die zahlreichen Klöster in der Republik Bern im Zuge der Reformation aufgelöst. Das geplante Stadtkloster wird sich allerdings stark von der klassischen Klosterwelt unterscheiden. «Genügsamkeit spielt sicher eine Rolle», betonte Bettina Jans-Troxler gegenüber der «Berner Zeitung». Die Präsidentin des Vereins Stadtkloster erklärt, es solle ein Lebensstil gepflegt werden, der nicht luxuriös, sondern bescheiden sei: «Aber ansonsten wollen wir den Klosterbegriff moderner interpretieren. So werden dort Familien, Einzelpersonen und Paare wohnen.»

Seit einiger Zeit entstehen im deutschsprachigen Raum vermehrt Stadtklöster – auch als Teil der evangelischen Kirche. In Zürich gibt es eines, in Berlin betreibt die Communität Don Camillo seit fünfzehn Jahren auf dem Prenzlauer Berg das Stadtkloster Segen. Dieselbe Gemeinschaft steht auch dem Berner Vorhaben Pate. Bei der Communität Don Camillo handelt es sich um eine Kerngruppe von gegen 30 Menschen, die in Berlin, Basel, Montmirail NE und Bern leben und wirken.

Gegenüber der «BZ» betonte Bettina Jans, dass die Mitglieder des Vereins Stadtkloster verschiedenen Kirchen und Bewegungen angehören: «Wir sind neben der engen Zusammenarbeit mit der reformierten Kirche ökumenisch ausgerichtet.» Das passe in die heutige Zeit: «Denn die Konfessionen verlieren zunehmend an Bedeutung. Die Zusammenarbeit und das Gemeinsame wird immer wichtiger als das Trennende.»

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