Der Eingang zu "carla" an der Gerechtigkeitsgasse 44 in Bern. Foto: Carla by Caritas

Fast neu statt «Fast Fashion»

Neuer Secondhand-Shop «carla» der Caritas in Bern

Gerechtigkeitsgasse 44, Bern: Im neuen Secondhand-Geschäft «carla» der Caritas fliessen soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu­­sam­men. Der Laden steuert dem Trend zu Fast Fashion entgegen und verlängert den Gebrauchszyklus neuwertiger Bekleidung. Gleichzeitig bietet er eine ­kostengünstige Alternative für Armutsbetroffene.

Alexander Zala

Wer in der Gerechtigkeitsgasse in Bern den neuen «carla»-Laden betritt, wähnt sich im ersten Augenblick in einer schicken Boutique statt in einem einfachen Secondhandshop. Anfangs November wurde das Geschäft eröffnet. Nun fällt der Blick durch die Schaufenster auf eine sorgfältig ausgewählte Vielfalt von Kleidungsstücken. Das einladende und warme Erscheinungsbild sei Teil des Konzepts, erklärt Verkäuferin Jenni. Aus der Kleiderzentrale Emmen der Caritas Schweiz kommt die vorsortierte Ware in den Laden. Rund sieben Kilo Kleidung spenden dort Schweizer:innen jährlich. «carla» kombiniert Secondhand-Kleider mit neuer Ausschussware, günstigere mit hochwertigeren Markenprodukten. Durch den Wiederverkauf wird der Verbrauchszyklus der Kleider verlängert, unnötiger Konsum reduziert und dem allgemeinen Trend zu Fast Fashion entgegengewirkt.

Begegnungsraum statt ­Konsumtempel

Die Diversität der Produkte spiegelt sich auch in der Kundschaft von «carla» wider. Mitten in der Berner Altstadt treffen hier Anwohnende auf Geflüchtete aus der Ukraine, bummelnde Tourist:innen auf Schnäppchenjäger:innen. Das Geschäft sei sehr gut angelaufen. «Inzwischen haben wir ­einige wiederkehrende Kund:innen, die das ständig wechselnde Sortiment durchstöbern», erklärt Jenni. «carla» wird so zum lokal ver­ankerten und bunt gemischten Begegnungsraum für Leute aus ­allen sozialen Schichten und unterschiedlicher Herkunft. So gibt es Kund:innen, welche mit dem Einkauf bei «carla» ein Zeichen der Solidarität setzen möchten, während bei anderen eher der ökologische Aspekt im Vordergrund steht. Oft wird neu gekaufte Kleidung in der Schweiz lediglich zwei- bis viermal getragen. Secondhandshops wie «carla» bieten deshalb eine Möglichkeit, den Kreislauf des Kleiderkonsums zu verlangsamen. Armutsbetroffene und Geflüchtete werden insbesondere bei den Caritas-Märkten auf das Angebot aufmerksam gemacht. Sie erhalten mit der Kultur-Legi oder Caritas-Marktkarte 30 Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment und die Möglichkeit, qualitativ einwandfreie Produkte kostengünstig zu erstehen.

Notwendiger Bedarf

«Gerade beim ersten Schnee im Dezember hatten wir einen grossen Ansturm auf Winterjacken und Winterschuhe», beobachteten die «carla»-Verkäufer:innen. Deshalb sei für sie Konsum auch nicht gleich Konsum. «Es gibt einen notwendigen Bedarf an Kleidung, gerade bei Geflüchteten und Armutsbetroffenen. Zudem ist es auch möglich, nachhaltig zu wirtschaften, indem man zum Beispiel Kleider wieder in Umlauf bringt.» Ob es zu einem erneuten Ansturm auf Winterkleidung kommt, wird sich zeigen – in der Gerechtigkeitsgasse wirbeln wieder erste Schneeflocken durch die Luft.

«carla»: Gerechtigkeitsgasse 44, 3011 Bern, Tel. 031 318 07 52, carla@caritas-bern.ch
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 10.00–12.30 und 13.30– 18.00, Samstag: 10.00–17.00.

https://www.carlabycaritas.ch/

www.caritas-bern.ch 

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