Am 13. September 2023 fand die Sitzung des Grossen Kirchenrates (GKR) der Katholischen Kirche Region Bern statt. Diesmal traf man sich in der Pfarrei St. Martin in Worb, wo Gemeindeleiter Peter Sladkovic Büchel die Mitglieder durch die Kirche und die Pfarreigebäude führte.
Christian Geltinger
«Der Himmel ist sichtbar, aber nicht zugänglich», dieses Bild, mit dem Gemeindeleiter Peter Sladkovic Büchel den Blick auf den Altarraum seiner Kirche beschreibt, mag auf die momentane Situation der katholischen Kirche zutreffen. Es ist ein besonderes Spiel von Innen und Aussen, das die besondere Architektur dieses Raumes zulässt. Man fühlt sich gefangen, der Blick ins Weite ist aber nicht verloren. Anlass für den Besuch des GKR in Worb waren nicht zuletzt diverse nötige Renovierungsarbeiten, die mit der finanziellen Unterstützung des GKR durchgeführt werden konnten.
Gedenken für die Opfer
Die Traktandenliste der Sitzung vom 13. September und die Gemüter der einzelnen Teilnehmenden waren überschattet von der Veröffentlichung der Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch der katholischen Kirche in der Schweiz, die am Vortag in Zürich stattgefunden hat. Hier könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, so Karl Martin Wyss, Präsident des Kleinen Kirchenrats. Er lud die Teilnehmenden ein, in der Kirche St. Martin tausend Kerzen stellvertretend für jedes Opfer anzuzünden und einen Moment innezuhalten, um den Opfern zu gedenken.
Aufruf zum Kulturwandel in der Kirche
In seiner pastoralen Einstimmung zeigt sich Pastoralraumleiter Ruedi Heim entsetzt über das Ausmass der neuen Erkenntnisse: «Die Zahlen sind noch abgründiger. Es erdrückt mich. Wie mag es da erst den Opfern gehen?» Gleichzeitig stellt er die Frage selbstkritische Frage nach der ganz persönlichen Verantwortung und fordert einen Kulturwandel in der ganzen Kirche.
Präventions- und Interventionskonzept
Auf der Traktandenliste folgten zwei Themen, die den Ernst unserer Zeit und die Pflicht zu verantwortungsvollem Handeln gleichermassen einfordern. Zunächst war dies die Vorstellung des Präventions- und Interventionskonzepts zum sexuellen und spirituellen Missbrauch, das durch den Pastoralraum vor zwei Jahren initiiert wurde und das nun im Rahmen von Schulungen den Mitarbeitenden als verbindliche Richtlinien zum Umgang von Nähe und Distanz in asymmetrischen Beziehungen nahegebracht wurde. Dieses Konzept, das mit der unabhängigen Fachstelle «Limita. Fachstelle für sexuelle Ausbeutung» erarbeitet wurde, gehe weit über die gegenwärtigen Standards hinaus und soll helfen, Missbrauch in Zukunft zu verhindern. Es trägt zurecht den Titel «null toleranz». Das Konzept sei im Internet auf allen Pfarreiseiten aufgeschaltet, gleichzeitig lägen Flyer und Plakate in allen Pfarreien aus. Karl Martin Wyss dankte Ruedi Heim für die Arbeit des Pastoralraums, insbesondere Selina Krause, die als Stabsstelle der Pastoralraumleitung dieses Projekt massgeblich betreute, und betonte die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Pastoralraum. Es gelte jetzt «nicht mit dem Finger aufeinander zu zeigen, sondern in Demut für die Situation gemeinsam Verantwortung zu übernehmen».
Ukraine Hilfe Bern
Im zweiten Teil konnte Stephan Kessler, Präsident des GKR, Dr. Christophe von Werdt begrüssen. Der Osteuropa-Historiker ist Präsident der Ukraine Hilfe Bern. In seinem Vortrag sprach Werdt vom Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine: «Alles andere wäre beschönigend.» Gleichzeitig führte er den Mitgliedern des GKR in aller Deutlichkeit die Motive dieses Krieges vor Augen. Begleitet wurde er von Irina Cherednychenko von der Geschäftsstelle der Ukraine Hilfe, die selbst die Schrecken der Flucht, aber auch die grosse Hilfsbereitschaft bei ihrer Ankunft in der Schweiz erlebt hat. Sichtlich berührt dankten die beiden den Mitgliedern des GKR für die grosse Unterstützung durch die Katholische Kirche Region Bern.
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