Eines der Freizeitangebote im «Lawrence House»: Die Kinder und Jugendlichen bei einem Ausflug in der Umgebung von Kapstadt.

Perspektive für Flüchtlingskinder

Die Missione Cattolica in Bern hilft dem "Lawrence House" in Kapstadt

Solidarität mit Südafrika: Im «Lawrence House» in Kapstadt finden minderjährige Migrant:innen aus prekären Verhältnissen Zuflucht. Die italienischsprachige Missione Cattolica in Bern unterstützt das Projekt seit Jahren. Auch die Katholische Kirche Region Bern hat 2021 das Missionsprojekt des Scalabrinerordens mitfinanziert.

Seit dem Ende des Apartheid-Regimes hat sich Südafrika zunehmend zu einem Ziel für afrikanische Migrant:innen vor allem aus seinen Nachbarländern entwickelt. Für Geflüchtete ist die Lage in Südafrika jedoch schwierig. Bei vielen Asylsuchenden bleibt der Aufenthaltsstatus jahrelang ungeklärt, eine Arbeitserlaubnis fehlt, die Zukunft ist höchst unsicher. Hinzu kommen die häufige Ablehnung oder gar Angriffe von Einheimischen auf die «Fremden». Besonders prekär ist die Lage für geflüchtete Kinder. Ihnen droht Armut, spärliche Bildung und die Abschiebung mit dem Erreichen der Volljährigkeit. Das Kinder- und Jugendheim «Lawrence House» versucht, einigen dieser Kinder Halt, Schutz, Bildung und eine Perspektive für die Zukunft zu geben.

Halt im Alltag

Oft seien die Kinder von der Flucht noch traumatisiert und sehr verwundbar, erklärt Romina Meneghetti, eine der Erzieherinnen im Heim. Deshalb sei ein geregelter Alltag für die Kinder entscheidend. Gemeinsame Mahlzeiten, Haushaltsarbeiten und die Schule sollen den Kindern wieder Halt und Sicherheit geben. Psychologische Betreuung hilft bei der Bewältigung von erlittenen psychischen und physischen Verletzungen. Zudem bekommen die Kinder Zugang zu einem breiten Sport- und Freizeitangebot, wo sie ihre Interessen entdecken und verfolgen können. Bis zu 25 Kinder können in diesem Heim in Kapstadt betreut werden.

Hoffnung auf bessere Zukunft

Fred kam siebenjährig mit seiner Mutter aus Ruanda nach Kapstadt. Als er mit neun Jahren einen Platz im neueröffneten «Lawrence House» erhält, kann er weder Englisch noch Lesen oder Schreiben. Den Einzug ins Heim sieht er heute als Wendepunkt in seinem Leben. Dort habe er bis zur Mittelschule Unterstützung beim Lernen erhalten und sei zur verantwortungsvollen Person gereift. Heute hat er einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und sitzt im Vorstand des Familienunternehmens.

Ashalina erinnert sich noch gut an ihre Anfangszeit im «Lawrence House», in der sie oft einen ungeheuren Zorn verspürt habe und die Grenzen der Leitung testete. Heute denkt sie jedoch gern an ihre Zeit im Haus zurück. Sie habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, und arbeitet jetzt bei der lokalen Kirchgemeinde. Es sei wichtig, die Träume der Kinder am Leben zu erhalten, findet Erzieherin Meneghetti. Auch wenn einige Pläne schwer zu verwirklichen sind, so geben sie den jungen Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und die Motivation fürs Lernen, um so neue Erfahrungen zu machen.

Scalabrinische Mission

Das «Lawrence House» entstand 2005 in Kapstadt und bietet seitdem bis zu 25 Jugendlichen eine vorübergehende Heimat. Die Unterstützung der Missione Cattolica und der Katholischen Kirche Region Bern deckte die Kosten für Güter des täglichen Bedarfs, Bildung, medizinische Versorgung und psychologische Betreuung im Jahr 2021. Betrieben wird das Heim vom Scala­briner-Zentrum in Kapstadt. Der Orden setzt sich weltweit für Migrant:innen ein und leitet auch die italienischsprachige Mission in Bern. Dass diese Seelsorge und Missionsarbeit zunehmend an Bedeutung gewinnt, scheint auch anderswo auf Zuspruch zu treffen. Giovanni Battista Scalabrini, Gründervater und Namensgeber des Ordens, wurde am 9. Oktober von Papst Franziskus heiliggesprochen.

Zahlreiche Erfahrungs- und Hintergrund­berichte zum «Lawrence House» in italienischer Sprache finden Sie hier.

Hilfe zur Selbsthilfe weltweit

Die Kommission für Entwicklungshilfe und Missionen der Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung beurteilt Gesuche zur Finanzierung von Projekten für die Entwicklungshilfe und Missionen im Ausland. Auf ihren Antrag beschliesst der Kleine Kirchenrat jährlich Unterstützungen von rund 30 Projekten auf allen Kon­tinenten.

Die Vielfalt der unterstützten Organisationen ist enorm: Spargruppen zur Förderung lokaler Initiativen in Indien, nachhaltige Landwirtschaft in Nicaragua, Solarenergie als Einkommensförderung in Kenia, ein Velo-Bildungsprogramm in Burkina Faso, Aufbau von Schulen in Kambodscha, ­Bildung beduinischer Frauen im Negev, Rechtsberatung für Textil-Arbeiterinnen in Honduras oder ein Hygiene- und Wasserprojekt in Somalia – dies sind einige der rund 30 im laufenden Jahr unterstützten Programme. 2021 wurden Anträge in Höhe von insgesamt rund 484 200 Franken be­willigt.

Die Katholische Kirche Region Bern unterstützt Projekte, welche dazu beitragen

die Grundbedürfnisse der Menschen zu befriedigen,

• lokale Eigeninitiative unterstützen,

• die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zum Ziel haben,

• eine lokale, vorzugsweise kirchliche ­Trägerschaft aufweisen,

• einen Bezug zur Katholischen Kirche ­Region Bern aufweisen und/oder

• umweltverträglich sind.

In der Regel können einmalige Beiträge aufgrund eines Gesuches bewilligt werden. In Einzelfällen sind auch mehrjährige Beiträge für maximal drei Jahre möglich.

Weitere Informationen zu den unterstützten Projekten bei www.kathbern.ch/global

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