Preiswürdiges Echo auf die Jugendarbeit

Die ökumenische Jugendarbeit Echo in Mün­singen erhält den Kulturpreis der Gemeinde.

Die ökumenische Jugendarbeit Echo in Mün­singen erhält den Kulturpreis der Gemeinde. Diese würdigt damit das Engagement der Jugendarbeit, besonders auch während der Einschränkungen der Coronazeit.

Warm und gemütlich ist es im leuchtend gelb gestrichenen Baustellenwagen der Jugendarbeit Echo in Münsingen. Er wurde im vergangenen Winter in tagelanger Fronarbeit von Münsinger Jugendlichen eigenhändig renoviert und in einen mobilen Jugendraum umgebaut. Jugendarbeiter Pierino Niklaus sitzt in einem der Sessel und sagt: «Ich bin gern draussen und setze Bauprojekte mit Jugendlichen um.»

Doch so ein Jugendprojekt geht weit übers praktische Handwerk hinaus. Für die Inneneinrichtung ihrer mobilen guten Stube brachten die Jugendlichen verschiedene Wünsche mit ein. Die Ideen gingen von Sofas über eine Stereoanlage bis hin zu Lichterketten. Mit Blick auf das Budget wurde dem jungen Projektteam rasch bewusst, dass für die Umsetzung zusätzliche finanzielle Mittel nötig waren. So lancierten sie einen Spendenaufruf fürs nötige Kleingeld. In ­Eigenregie drehten sie eine Videobotschaft und verteilten über 5000 Flyer an die Haushalte in Münsingen samt Informationen zum Bauwagenprojekt und Hinweis auf Belohnungen.

Die Aktion stiess auf eine unglaubliche Resonanz. In wenigen Tagen wurden Beiträge von über 80 Spendenden gesprochen. Als Gegenleistung erfreute der frisch gebackene Butter­zopf sowie die Hauslieferung von Pizzas aus dem selbstgebauten Holzofen.

Begegnungen ermöglicht

Es sind Projekte wie diese, welche die Gemeinde Münsingen überzeugt haben. Im vergangenen Herbst entschied die lokale Kommission Kultur, Freizeit und Sport, dem «Echo» den Kulturpreis zu verleihen. Kommissionspräsidentin Vera Wenger ist voll des Lobes: «Pierino Niklaus kann die Jugendlichen motivieren. Er lässt sie machen und ermöglicht so Begegnungen im Dorf.» Und zwar nicht nur unter den Jugendlichen, sondern zwischen Menschen aller Generationen.

Es ist früher Nachmittag, doch an diesem winterlichen Tag will es nicht recht hell werden. Draussen, in einer Feuerschale inmitten des Pfarrhaus-Gartens, lodert ein Feuer. Daneben sind ein paar Jugendliche im Oberstufenalter mit Hammer und Säge zugange. Hier entsteht eine Bowlingbahn, ein nächstes Projekt der ökumenischen Jugendarbeit Münsingen und ihres Jugendarbeiters. «‹Echo› wird von den Kirchen getragen, aber es spielt keine Rolle, ob und in welcher Kirche sich die Jugendlichen zu Hause fühlen.»

«Echo» hatte während des ersten Corona-Winters dafür gesorgt, dass es für die Jugendlichen zwischen etwa zwölf und 18 Jahren überhaupt noch Treffpunkte gab. Denn viele Orte und ­Anlässe wurden geschlossen oder abgesagt, den Jungen fehlten die Kontaktmöglichkeiten. Pierino Niklaus organisierte im Winter Treffen im Freien, mit Punsch und Feuerschalen. Im Frühjahr baute er zusammen mit den Jugendlichen einen Pizzaofen neben dem Pfarrhaus – coronakonform und hochwillkommen, denn die Vollmond-Pizzaabende waren stets gut besucht von jungen Leuten.

Selbstständig werden

Ausgebucht war jeweils auch die WG-Woche, die vor der Pandemie regelmässig im November stattfand. Die Idee: Eine Woche lang teilt man sich Bad, Küche, Abwasch, Einkaufen im Pfadiheim Chutzerüti. Tagsüber geht man ganz normal zur Schule oder zum Sport, abends kommt man in der temporären Wohngemeinschaft zusammen. Die Regeln fürs Zusammenleben bestimmen die Jugendlichen selbst, zum Beispiel auch die Fragen rund ums Kochen oder Putzen.

Die ökumenische Jugendarbeit Echo ist ein Gemeinschaftsprojekt der evang.-ref. und der röm.-kath. Kirchgemeinden Münsingen. Sie richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und achtzehn Jahren. Geleitet wird sie von Jugendarbeiter Pierino Niklaus. Das Ziel von «Echo» sei es, «Jugendliche auf dem Weg zu selbstständigen, verantwortungsbewussten und kritischen jungen Erwachsenen [zu] begleiten», steht im Leitbild der Jugendarbeit. «Die Jugendlichen sollen mitbestimmen und teilhaben», sagt Niklaus. «Sie sollen erfahren: Wenn ich mich investiere, kann ich etwas bewirken.» Statt nur zu konsumieren, sollen sie Gelegenheit erhalten, ihre Begabungen einzusetzen und Erfahrungen zu sammeln. Denn die wichtigen Dinge im Leben lernt man auch mit dem Hammer oder dem Putzlappen in der Hand.

Das würdigt nun die Münsinger Gemeindekommission für Kultur, Freizeit und Sport: An einer wegen Corona auf den 6. Mai verschobenen Feier bekommt das «Echo» als besonderes Echo den Kulturpreis der Gemeinde verliehen für seine «besonderen Leistungen». Das freut natürlich auch die beiden beteiligten Kirchgemeinden, welche die ökumenische Jugendarbeit tragen.

Thomas Uhland

www.echoecho.ch

 

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