«Respect Is Cool», ein Workshop für Jugendliche von isa - Fachstelle Migration in Bern (Foto: Thomas Uhland)

Respect is cool - gegen Mobbing ist niemand wehrlos

Ein Workshop mit Jugendlichen zu hinterhältigen Kommentaren und fiesen Schikanen

Was ist Mobbing? Und wie kann ich mich dagegen wehren? Zwölf Jugendliche machten sich an einem Workshop Gedanken, wie sie mit hinterhältigen Kommentaren und fiesen Schikanen umgehen können.

Was Mobbing ist, wissen die zwölf Jugendlichen im Pfarreizentrum St. Antonius in Bümpliz nur zu gut. Einige von ihnen mochten es schon erlebt haben, dass sie aus nichtigem Grund angefeindet, ausgegrenzt und blossgestellt wurden. An diesem Abend wollten sie mehr erfahren: Was ist Mobbing genau? Wo liegt der Unterschied zwischen Mobbing und Diskriminierung? Und vor allem: Wie kann ich mich wehren, wenn ich selbst oder jemand in meinem Umfeld von Mobbing betroffen bin?

Ungleiche Chancen

Mit einem Spiel zeigte Zoé Blarer, die durch den Respect-is-cool-Workshop führte, wie Diskriminierung funktioniert und dass nicht alle Menschen dieselben Startchancen haben. Die Jugendlichen zwischen 11 und 15 Jahren schlüpften in zufällig zugeteilte Rollen: Mal als junge Person, die sich weder als Mann noch als Frau fühlt, mal als junge Frau im Rollstuhl, mal aber auch als gesunder, erfolgreicher Mann aus so genannt gutem Haus. Zoé Blarer stellte Fragen, bei einem Ja ging es einen Schritt vorwärts.

Schon bei der ersten Frage zeigten sich die Unterschiede: «Ich weiss immer, ob ich aufs Damen- oder aufs Herrenklo muss.» Non-binäre Menschen dürften hier Mühe haben. «Ich kann mich ohne Hilfe durch die Stadt bewegen.» Da blieb die Rollstuhlfahrerin stehen. Nach ein paar Fragerunden standen einige der Jugendlichen bereits ganz am anderen Ende des Raumes, andere waren nicht weit über den Start hinausgekommen.

Nicht machtlos

Während sich Diskriminierung am konkreten Anders-sein entzündet, kann Mobbing zwar Diskriminierung beinhalten. Bisweilen reichen aber die «falschen» Schuhe oder eine Brille auf der Nase, dass jemand gemobbt wird. Jugendliche und junge Erwachsene leiden besonders unter der Schikaniererei in den Sozialen Medien.

In Rollenspielen zeigten die Teilnehmenden, wie Mobbing funktioniert und stellten zugleich dar, dass man kein passives Opfer zu bleiben braucht. So ermahnte eines der Mädchen seine Kolleginnen, mit negativen, beleidigenden Kommentaren gegen einen Kollegen aufzuhören. Ein Junge vertraute sich einer Schulsozialarbeiterin an, welche die «Täterin» hartnäckig konfrontierte, bis diese ihre Schikanen einstellte.

Mit erstaunlicher Reife zeigten die jungen Teilnehmenden, dass ihnen das Problem Mobbing bekannt ist – aber auch, wie sie dagegen vorgehen können. Dazu gehören aber nicht nur eigene konkrete Schritte. Je nach Situation sollte man sich nicht scheuen, Hilfe und Beratung von aussen zu beanspruchen. Ansprechpersonen können etwa Lehrpersonen, Schulsozialarbeitende oder das Beratungstelefon 147 der Pro Juventute sein. Die Katholische Kirche Region Bern hat diesen Workshop zur Sensibilisierung hinsichtlich Ausgrenzung und Diskriminierung in sozialen Netzwerken mit einem Projektbeitrag finanziell unterstützt.

 

Workshop-Leiterin Zoé Blarer:

"Am Wichtigsten ist, nicht wegzuschauen"

Zoé Blarer, wie gravierend ist Mobbing bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen überhaupt?

Mobbing ist immer wieder sehr präsent. Oft ist Mobbing verbunden mit Diskriminierung, wenn beispielsweise jemand wegen der Hautfarbe gemobbt wird. In den Schulen wird zwischen Mobbing und Diskriminierung nicht immer klar unterschieden. Jedoch sollten Lehrpersonen Diskriminierungsformen wie Sexismus und Rassismus klar beim Namen nennen, um auf das gesamtgesellschaftliche Problem hinzuweisen.

Auf dem Pausenplatz wurde schon immer gemobbt. Was ist heute anders?

Tatsächlich ist Mobbing kein neues Phänomen, auch wenn es früher nicht so benannt wurde. Der grosse Unterschied sind heute die Sozialen Medien, sie haben die Handlungsmöglichkeiten stark verändert. Da kann im Schutz der Anonymität drauflos gemobbt werden, ohne dass sich jemand dagegen wehren kann. Zudem ist die Reichweite viel grösser.

Was soll jemand tun, der oder die selber von Mobbing betroffen ist?

Sich als Einzelperson zu wehren, ist tatsächlich schwierig. Als Gruppe zu sagen: «Was du da tust, ist uncool!» - das ist einfacher und verspricht eher Erfolg. Am Wichtigsten ist aber, nicht wegzuschauen. Ob als Beobachterin oder Betroffener soll man sich bewusst sein: Mobbing ist nicht normal. Mobbing soll als das benannt werden, ebenso auch Diskriminierung. Denn Mobbing prägt nicht nur Betroffene, sondern auch jene, die es ausüben. Wird ihnen ihr Unrecht nicht vor Augen geführt, machen sie womöglich bis ins Erwachsenenalter weiter und glauben sogar, das sei okay.

Text und Fotos: Thomas Uhland

 

Zoé Blarer studiert Soziale Arbeit und ist unter anderem als Projektleiterin bei isa - Fachstelle Migration in Bern tätig. Im Rahmen des Projektes «Respect Is Cool» leitet sie Workshops für Jugendliche zum Thema Diskriminierung und Mobbing im Netz. Das hier beschriebene Angebot kann von Gruppen gebucht werden. Infos: www.isabern.ch/respekt-ist-cool

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