Diakoniefonds Region Bern: Im November erfolgte in Riedbach der Spatenstich zum Umbau eines alten Bauernhauses zum Kinderhospiz Allani. Kinder mit einer lebenslimitierenden Erkrankung sollen hier künftig an ihrem Lebensende begleitet werden. Die Katholische Kirche Region Bern unterstützte das Projekt finanziell.
Alexander Zala
«Hätten wir vor sechs Jahren gewusst, wie viel Arbeit auf uns zukommt, hätten wir wahrscheinlich noch ein Bier getrunken und gehofft, dass jemand anderes ein solches Projekt verwirklicht», sinniert Susanne Peter, Stiftungsratspräsidentin und Mitbegründerin der Stiftung Kinderhospiz Allani. Umso schöner sei es nun zu sehen, wie gross das Projekt inzwischen geworden sei und kurz vor der Ziellinie stehe. Der Spatenstich vom 17. November in Riedbach Bern leitete die letzte Phase bis zur Eröffnung des ersten Kinderhospizes der Schweiz ein. Im Winter 2023/24 soll es seine Türen öffnen.
Grosser Bedarf
In der Schweiz leben insgesamt circa 5000 Kinder mit einer lebenslimitierenden Krankheit. Bisher gab es jedoch kein spezielles Hospiz für diese Kinder. Betroffene Familien mussten entweder ins Ausland ausweichen oder die schwierige Lage ohne entsprechende Infrastruktur selbst bewältigen. Eine Alternative zur Behandlung im Spital oder der Betreuung zu Hause fehlte bisher. Ueli Hofer erfuhr als betroffener Vater selbst, wie wichtig eine entsprechende Infrastruktur für kranke Kinder ist. In der Schweiz sei der Tod allgemein und von Kindern im Speziellen bisher ein Tabuthema gewesen. Aus diesem Schattendasein will die Stiftung Allani die damit verknüpften schwierigen Fragen in die Öffentlichkeit tragen. Personen aus verschiedenen Berufsfeldern und Betroffene engagieren sich für die Schaffung des ersten Schweizer Kinderhospizes in der Region Bern. Mit viel freiwilligem Einsatz treiben sie das Vorhaben seit sechs Jahren voran. Mit dem Kauf des Bauernhauses im Westen von Bern im Jahr 2021 erfolgte der erste grosse Meilenstein zur Realisierung des Projekts. Die Katholische Kirche Region Bern stemmte den Hauskauf gemeinsam mit der Heinz-Schöffler-Stiftung im Rahmen der Sozialprojekte von «Bärner Härz». In den nächsten zwölf bis vierzehn Monaten wird das Gebäude nun zum Hospiz umgebaut und auf die speziellen Bedürfnisse kranker Kinder und ihrer Familien angepasst wird.
Entlastung von Familien
Das Allani-Kinderhospiz in Riedbach wird Platz für bis zu acht Kinder und ihre Angehörigen bieten. Insgesamt sollen so bis zu 150 Familien pro Jahr unterstützt und entlastet werden. Das Angebot ist aufgefächert zwischen einer Pflege-Kita, Kurzaufenthalten von einigen Tagen bis Wochen und der Möglichkeit, die letzte Lebensphase im Hospiz zu verbringen und dort auch zu sterben. Durch die Pflege-Kita, bei der Kinder einen festen Tag pro Woche im Hospiz verbringen, können Familien zum Beispiel im Alltag entlastet werden. Andere Kinder sind nach Behandlungen im Spital weiterhin auf erhöhte medizinische Fürsorge angewiesen, die Familienmitglieder fachlich überfordern kann. Hier schaffen die Kurzaufenthalte im Hospiz Abhilfe. Kinder können das Spital vorzeitig verlassen und bekommen eine Abwechslung über die Routine des Alltags im Spital und zu Hause hinaus. Uli Bender, Oberarzt der Insel-Gruppe, betont, dass Palliative Care weniger ein Gebäude als ein Ansatz sei, den man in die Strukturen des Hospizes einbaut hat, und man so die optimalen Bedingungen für die Pflegesituation schafft.
Die Kinder sollen im Hospiz möglichst viel Freiraum geniessen. Die Gemeinschaftsküche im Erdgeschoss wird zum Herz des Allani-Hauses, wo man sich treffen und austauschen kann. Die schönen Bäder hat man belassen, da Badewannen gerade Kindern mit Bewegungseinschränkungen eine gewisse Leichtigkeit zurückgeben. Der Standort des ländlichen Bauernhofs erlaubt es zudem, Zeit im Freien und in der Natur zu verbringen. Die acht Patientenzimmer sind mobil eingerichtet. So kann spezifisch auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder eingegangen werden. Dank Bettenliften können sich alle Behandelten frei im grossen Bauernhaus bewegen. Eltern und Geschwister können mit den Kindern gemeinsam in einem Zimmer übernachten oder im Gebäude nebenan, dem Stöckli. So bietet das Hospiz eine temporäre Abwechslung zum Alltag der Kinder und entlastet Familien bei der Betreuung und Pflege.
Wertvolle Pionierarbeit
Die Stiftung Allani habe wertvolle Pionierarbeit geleistet, betont Nationalrätin Flavia Wasserfallen. Man habe den grossen Bedarf für eine solche Einrichtung erkannt und mit viel freiwilligem Engagement die Strukturen und Ressourcen eruiert. Als Mitglied der Nationalratskommission für soziale Sicherheit und Gesundheit hofft sie, dass das Hospiz Vorbild für weitere sein kann. Momentan fallen Kinderhospize politisch durch alle Maschen. Deshalb brauche es künftig politische und rechtliche Strukturen, die die Entstehung weiterer Hospize ermöglichen.