Tischlein Deck dich in der Pfarrei Ostermundigen. Foto: Ruben Ung

Tischlein deck dich wirkt weiter

Neue Abgabestelle für Lebensmittel in der Berner Marienpfarrei

Überschüssige Lebensmittel helfen von Armut betroffenen Menschen weiter. Das ist die Idee von «Tischlein deck dich». Die Fachstelle Sozialarbeit der Katholischen Kirche Region Bern koordiniert diese Lebensmittelabgabe in der Region Bern. Am 16. August wird eine neue Abgabestelle in der Pfarrei St. Marien eröffnet.

Karl Johannes Rechsteiner

«In meiner Funktion als Sozialarbeiterin der Pfarrei St. Marien begegne ich Tag für Tag Menschen, die viel Energie aufwenden müssen, um ihre Lebenslage eigenständig zu verbessern.» So berichtet Annelies Feldmann, Sozialarbeiterin der Pfarrei St. Marien, von ihren Erfahrungen: «Gerne ermutige ich deshalb Menschen in finanziellen Engpässen, eine Tischlein-deck-dich-Karte anzunehmen und sich als Kundin oder Kunde dort zu sehen.» Nun freut sich die Sozialarbeiterin der katholischen Kirche in Bern-Nord, dass in der Marienpfarrei ab Mitte August eine neue Abgabestelle ihren Betrieb aufnimmt.

Diese Art der Lebensmittelverteilung ist ein Glücksfall. Denn sie hilft, gleich zwei Probleme anzupacken: Einerseits werden in der Schweiz pro Jahr 2,8 Millionen Tonnen einwandfreie Lebensmittel weggeworfen. Andrerseits leben in unserem Land viele armutsbetroffene Menschen, deren Haushaltsbudget nur fürs Allernötigste reicht. Nun organisiert der Verein Tischlein deck dich die Verteilung von überschüssigen Lebensmitteln in der ganzen Schweiz an Menschen am Existenzminimum vor Ort.

Aktive Kath. Kirche

Seit 2020 koordiniert die Fachstelle Sozialarbeit der Katholischen Kirche Region Bern dieses Angebot in Bern und Umgebung, professionalisiert die Arbeit und fördert den Aufbau neuer Verteilorte wie jetzt in Bern-Nord. Bisher gehörten acht Abgabestellen in der Stadt, im Liebefeld, in Ostermundigen, Münsingen, Worb, Kehrsatz und Grosshöchstetten dazu – mit der Marienpfarrei kommt ein neuer Ort hinzu. Berechtigt zum Bezug der Lebensmittel sind Menschen, die von einer privaten oder öffentlichen Sozialfachstelle eine Kundenkarte erhalten haben. Aktuell sind in der Region Bern etwa 85 Stellen berechtigt, an Betroffene solche Bezugskarten auszustellen. Dazu gehören auch die dreizehn Sozialdienste der katholischen Kirche in Pfarreien und Missionen der Region Bern, die Menschen in Not beistehen. Das Engagement für Tischlein deck dich passt auch zum Food-Save-Bankett – dieses besondere Erntedankfest wird jedes Jahr im Herbst auf dem Bahnhofplatz veranstaltet, initiiert von den Berner Kirchen.

Die Kundenkarte ist jeweils ein Jahr gültig und beschränkt sich auf eine bestimmte Abgabestelle. Pro Woche erreichten bereits bisher alleine die acht Abgabestellen in der Region Bern durchschnittlich rund 1600 Menschen in Not. Damit wird auch ein sozial sinnvoller und ökologisch nachhaltiger Beitrag zum respektvollen Umgang mit Lebensmitteln gefördert.

Freiwillige gesucht

Die Lebensmittelabgabe unterstützt viele Menschen in der Sozialhilfe oder Menschen ohne Zugang zu offiziellen Sozialhilfe-Stellen. Damit wird auch vielen Working-Poor-Familien, wo die erwerbsfähigen Leute zwar berufstätig sind, damit aber zu wenig Geld verdienen, um über die Runden zu kommen. Diese Personen können sich dank «Tischlein deck dich» den Überfluss zunutze machen. Damit wird uns auch beispielhaft aufgezeigt, welche Möglichkeiten in den verschmähten Lebensmitteln schlummern. Denn im Verlauf der Lebensmittelkette gehen wohl fast ein Drittel aller Lebensmittel verloren und landen im Müll. Einerseits entlasten die verteilten Lebensmittel das Haushaltsbudget und andererseits belasten weniger Lebensmittel-«Abfälle» nicht mehr unnötigerweise die Umwelt.

«Tischlein deck dich» lebt von freiwilligem Engagement. Die 28 Abgabestellen im Kanton Bern funktionieren ausschliesslich dank Menschen, die ihre Zeit und ihr Wissen verschenken. Gleichzeitig kommt es zu Begegnungen auf Augenhöhe. Wer sich freiwillig engagieren möchte, kann sich ganz unkompliziert zum Beispiel bei der Sozialarbeiterin der Pfarrei St. Marien oder der Fachstelle Sozialarbeit melden. Es warten engagierte grosse Teams und tolle Begegnungen.

www.kathbern.ch/fasa oder www.tischlein.ch

 

Kollekte für Hilfe in Notfällen:

Spenden helfen direkt

Die Sozialarbeit der Katholischen Kirche Region Bern berät in jeder Pfarrei, findet Lösungen und bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Im Notfall ist begrenzte finanzielle Unterstützung möglich. Dem entsprechenden Fonds kommt die nächste Sonntagskollekte zugute.

Im Juli berichtete das Bundesamt für Statistik, dass fast jede sechste Person in der Schweiz in einem Haushalt mit Zahlungsrückstand lebt. Steuerrechnungen, Krankenkassenprämien oder Darlehen bei Freunden und Familie können nicht abbezahlt werden. Die Sozial- und Beratungsdienste in den Berner Pfarreien begegnen solchen Notlagen täglich. Ihre Angebote stehen allen Personen offen, unabhängig von Religion, Weltanschauung, Nationalität oder Aufenthaltsstatus. Hilfe geschieht vielfältig:

  • Unterstützung im Kontakt mit AHV, IV, Krankenkasse, Arbeitslosenversicherung, Sozialamt
  • Hilfe bei der Korrespondenz
  • Beratung und Hilfe bei finanziellen Problemen
  • Unterstützung bei der Integration und bei der Überwindung von Sprachbarrieren

www.kathbern.ch/fasa

 

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