Weihnachten


Für viele Christinnen und Christen ist Weihnachten das schönste Fest des Jahres, auch wenn es nicht das höchste ist (das sind die die Heiligen Tage vom Hohen Donnerstag bis Ostern). Ein Kind, das in ärmlichen Verhältnissen zur Welt kommt, Ochs und Esel, Hirten – all das deckte sich mit der Lebenswelt der einfachen Leute durch die Jahrhunderte. Und auch wenn sich dies in den vergangenen Jahrzehnten geändert hat, rührt es das kollektive Gedächtnis noch immer. Und die meisten Menschen pflegen nach wie vor weihnachtliche Traditionen.

Die Weihnachtsgeschichte geht zurück auf die Evangelien von Lukas und Matthäus. Demnach ordnet der römische Kaiser Augustus ums Jahr 0 eine Volkszählung an, zu der sich jeder Mann mit seiner Frau in seiner Heimatstadt einzufinden hat. Also machen sich auch Josef und Maria aus Nazareth auf nach Bethlehem. Dies, weil Josef ein Abkömmling des berühmtesten Bürgers jener Stadt sein soll, des einstigen Königs David.

Josef selber ist allerdings nur ein einfacher Zimmermann. Maria, seine Verlobte, ist hochschwanger, jedoch nicht von Josef, sondern – so erzählen es die Evangelisten – vom Heiligen Geist. Während des Aufenthalts in Bethlehem ist es dann soweit; weil sie keine bessere Unterkunft finden, wird Jesus in einem Stall geboren. Einfache Hirten seien die ersten gewesen, die das Wunder von Jesu Geburt erkannt und das Kindlein angebetet hätten.

Ungereimtheiten

Soweit die Weihnachtserzählung, so wie sie landauf, landab am 24. Dezember erzählt wird. Einiges hat sich über die Jahrhunderte in die Geschichte eingeschlichen, das nicht in der Bibel steht. So dürfte der Stall kaum wie eine Schweizer Alphütte ausgesehen haben, sondern war wohl eher eine Höhle, in der das Vieh bei schlechtem Wetter untergebracht wurde. Ochs und Esel kommen in den Evangelien nicht vor, und auch die Heiligen drei Könige waren wohl nicht das, was die Tradition aus ihnen machte.

Darüber hinaus gibt es einige Elemente, die daran zweifeln lassen, ob sich die Geschichte tatsächlich historisch so zugetragen hat. So weiss die Geschichtsschreibung ebensowenig von einer Volkszählung wie von einem Kindermord, wie ihn der jüdische König (von römischen Gnaden) Herodes angeordnet haben soll. Die Konstellation der jüdischen Könige und römischen Statthalter, die Lukas erwähnt, deckt sich nur teilweise mit ausserbiblischen Quellen. Und auch wegen des Sterns, der über dem Stall geleuchtet haben soll, ist sich die Wissenschaft uneins; sollte es ihn tatsächlich gegeben haben, sah er aber bestimmt nicht so aus, wie er gerne dargestellt wird.

Wahr oder wirklich?

Heute wird die Weihnachtsgeschichte bisweilen mit Verweis auf die erwähnten Unsicherheiten belächelt. Der Spott zielt allerdings am Sinn der Erzählung vorbei und sagt weniger über den biblischen Bericht aus als über die Spötter. Es war im alten Orient (ebenso wie im voraufklärerischen Europa) normal, dass Erzählungen um einen historischen Kern herum so komponiert wurden, dass sie eine Aussage unterstützten. Wer nicht die aufgeklärt-eurozentristische Weltsicht für die einzig mögliche hält, sollte dies ernst nehmen.

Denn die gesamte Weihnachtsgeschichte zielt auf die Aussage hin, dass Gott Mensch wurde, sich mit den Menschen solidarisiert, an die Ränder der Gesellschaft geht, zu den Armen, Ausgegrenzten, Unterdrückten und Beladenen. Die Botschaft gilt allen Ethnien, Glaubensgemeinschaften und Rassen. Die ganze Weihnachtsgeschichte ist im Grunde eine Illustration der Aussage, die zuvor schon Maria, die Mutter Jesu, gemacht hat (bzw. ihr in den Mund gelegt wurde): «Er (Gott) stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.»

Gut möglich, dass die Weihnachtsgeschichte nicht in allen Details "wahr" ist im Sinne von historisch. Wirklich ist sie dennoch - sie wirkt bis heute.

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