Artgerechte Tierhaltung soll sich lohnen. Foto: FO

«An der Wertschätzung des Tieres arbeiten»

In der Fastenzeit setzt der Präsident von «AKUT – Aktion Kirche und Tiere», Kapuziner Anton Rotzetter, zu einem Zwischenruf an und äussert sich zur laufenden ökumenischen Kampagne.


«Die Kampagnen der kirchlichen Hilfswerke stossen in der Schweiz wie auch anderswo sowohl auf grosse Offenheit und Bereitschaft, anderseits aber auch auf Widerspruch und Widerstand.

So wandten sich deutsche Bauern gegen das Bischöfliche Hilfswerk «Misereor», das ähnlich wie die schweizerischen Hilfswerke für weniger Fleisch bzw. gegen die mit dem Fleischkonsum verbundene Tierhaltung plädierte. Sie organisierten eine fleischreiche Antikampagne, deren finanzielle Ergebnisse solidarischen Projekten zu Gute kommen sollten. Der Generalvikar der Diözese Osnabrück erklärte in seiner Stellungnahme, dass sich auch Bauern, was Tierhaltung anbetrifft, kritischen Fragen stellen müssten. Er fügte aber hinzu, dass die beklagten Missstände weniger dem einzelnen Tierhalter anzulasten seien, sondern dem ganzen System. Deswegen sprechen wir am «Institut für theologische Zoologie» von der «strukturellen Sünde», gegen die es anzukämpfen gilt.

Gott sei Dank unterstützt der Schweizer Bauernverband «Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein». Die Konsumenten müssten angeregt werden, «den Nahrungsmittelverbrauch kritisch zu betrachten», sagte Präsident Markus Ritter, der Bauernverbandspräsident. Und fügte hinzu, dass sich auch der Bauernverband am wachsenden Kraftfutterimport für die Fleischproduktion störe.

Wie mir verschiedene Pfarrer, Gemeindeleiter und PastoralassistentInnen sagen, ist die Durchführung der Fastenaktion, besonders wenn Fragen um den Fleischkonsum impliziert sind, oft sehr konfliktreich. Interessant ist ein Beitrag von Felix Maise im Tagesanzeiger (10.3.2015), der die Bemühungen der Hilfswerke und die Realisierung in den Gemeinden ermutigen könnte: «Eine von der Fachzeitschrift ‹Schweizer Agrarforschung› gestern publizierte Umfrage zeigt jetzt, dass die Landwirte den neuen Zielen gegenüber offener sind als ihr Dachverband – und offener, als dies der Verband darstellt.
...Die eingegangenen Antworten zeigen, dass die Bauern zwar grundsätzlich gegenüber allen ihnen auferlegten Reformen in der Agrarpolitik skeptisch sind. Aber insgesamt wird die Ausrichtung der Landwirtschaft auf ökologischere Produktionsformen heute von mehr Bauern begrüsst als noch bei der letzten repräsentativen Befragung vor zehn Jahren. Landwirte aus der Bergzone beurteilen die Neuorientierung dabei positiver als ihre Berufskollegen im Tal. Gemäss der Umfrage sind die Landwirte heute mehrheitlich der Meinung, dass ökologische Massnahmen Natur und Landschaft tatsächlich aufwerten und auch dem Image der Landwirtschaft zugute kommen. Besonders stark war die Zustimmung gegenüber der Aussage, dass landwirtschaftliche Produktion und Naturschutz auf dem Betrieb gut miteinander vereinbar seien. » Leider betrifft diese Feststellung noch nicht die Tierhaltung.

Dazu braucht es noch sehr viel mehr Verstehenwollen und Begreifenkönnen. In unserer Gesellschaft müssen Kirchen und Bauernschaft gemeinsam an der gebotenen Wertschätzung des Tieres arbeiten, damit artgerechte Tierhaltung entsprechend entlöhnt wird. Die Kampagne ist auf einem guten Weg, um der tierverachtenden Massentierhaltung, die vor allem auch dem Importfleisch vorausgeht, entgegenzutreten. Je mehr die ethischen Aspekte im Blick auf das Tier gewürdigt werden, umso besser können Schweizer Bauern ihre eigene Zukunft sichern.

Es besteht also eine begründete Hoffnung, dass Landwirte mit einer fundierten Information sich umstellen könnten und dass die Bemühungen der Hilfswerke und der Pastoration nicht ins Leere fallen. Darum wünsche ich allen, die sich an den Fastenaktionen beteiligen, die nötige Geduld und Offenheit für aufbauende Gespräche zu Gunsten einer Zukunft für alle.

Dr. theol. Anton Rotzetter; Kapuziner und Schriftsteller Präsident AKUT-CH

Aktion Kirche und Tiere
ist eine Bewegung, die vom Inneren der Kirche ausgeht. Sie wurde 1988 gegründet. Sie ist der Auffassung, dass Gott der Schöpfer aller Wesen ist und dass darum alle Geschöpfe miteinander verbunden sind. Aus dieser ganzheitlichen Sicht wendet sich AKUT in besonderer Weise dem Tier zu, im Bewusstsein freilich, dass sich auch dieses Engagement nicht vom Ganzen lösen darf. AKUT-CH will mit einer praktischen Theologie der Schöpfung den lebensfeindlichen Tendenzen in und ausserhalb der Kirche begegnen. AKUT-CH propagiert u.a. den Verzicht auf Fleisch bei kirchlichen Anlässen.

Infos: www.aktion-kirche-und-tiere.ch

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