Erzbischof Bashar Warda bei der Verteilung von Lebensmitteln an Flüchtlinge in Erbil. Bild: «Kirche in Not»

Angst vor neuem Stellvertreterkrieg

Der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil warnt vor einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran.

Nach der Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch die USA und den darauf folgenden iranischen Vergeltungsschlägen auf zwei internationale Militärstützpunkte im Irak warnt der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil (Irak), Bashar Warda, vor einer weiteren Eskalation des Konflikts. Diese hätte unabsehbare Folgen für sein Heimatland: «Der Irak leidet seit Jahrzehnten unter Stellvertreterkriegen. Sie haben unser Land zerrissen», teilte Warda in einer Erklärung dem weltweiten katholischen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» mit.

Die Lage der christlichen Gemeinden sei nach wie vor «zerbrechlich» und würde nun durch den erneut aufflammenden Konflikt zwischen den USA und dem Iran weiter bedroht. Die Menschen seien kriegsmüde: «Sie brauchen die Gewissheit, die Sicherheit, die Hoffnung und den Glauben, dass sie im Irak in Frieden leben können, statt Opfer ständiger Kollateralschäden zu sein», erklärte Warda.

Stehen die bisherigen Aufbauerfolge auf dem Spiel?

Der Erzbischof erinnerte an die mühevolle Aufbauarbeit nach dem Sieg über die Truppen des IS. Unter Mithilfe von «Kirche in Not (ACN)» und zahlreichen weiteren internationalen Organisationen haben die christlichen Gemeinden begonnen, ihre zerstörten Dörfer in der Ninive-Ebene wiederaufzubauen. Rund die Hälfte der vertriebenen Christen ist seither wieder zurückgekehrt. Ähnliche Bemühungen gibt es um den Aufbau der Stadt Mossul, die als eine der Hochburgen des IS galt und in weiten Teilen zerstört ist.

«Es war ein sehr anstrengender Weg, Spenden und internationale Unterstützung zu bekommen, um das, was wir im August 2014 verloren haben, zurückzugewinnen», sagte der Erzbischof. Im August 2014 war der IS in die Ninive-Ebene vorgerückt. Etwa 120 000 Christen mussten über Nacht fliehen. Viele fanden Zuflucht rund um Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan. Erzbischof Warda hatte die Hilfe für die Vertriebenen massgeblich organisiert.

«Als Kirchenführer werden wir immer dem Weg Gottes folgen, um Frieden, Versöhnung, Dialog zu suchen und nicht den Konflikt», erklärte Warda. Die internationale Gemeinschaft müsse ihren Einfluss nutzen, um die Spannungen abzubauen. «Wir beten für den Frieden und dass die Politik dem Weg des Friedens folgt, die zu einem gerechten und friedvollen Ergebnis führt.»

com/kr

 

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