Bild: Pia Neuenschwander

Die 7 Pilgerkirchen Roms

Was es mit der Sieben-Kirchen-Wallfahrt in Rom auf sich hat

Die Sieben-Kirchen-Wallfahrt in Rom ist seit der Spätantike belegt. Richtig populär wurde sie dank Philipp Neri, der sich um das Pilgerwesen kümmerte und deswegen auch den Ehrentitel «Apostel von Rom» trägt.

Die Pilgerinnen und Pilger, die morgens um 08.00 im Petersdom mit einer gemeinsamen Messfeier ihr Vorhaben beginnen, erwartet ein anstrengender Tag: rund 25 Kilometer per pedes apostolorum quer durch die lärmige Stadt Rom. Neun Stunden später werden sie ihr Ziel in Santa Maria Maggiore erreicht haben, «belohnt durch den Gang zu den Glaubenswurzeln und Gnadenquellen, durch die Pilgererfahrung, dass ein Ziel um so kostbarer erscheint, je mühsamer der Weg war.» Das schreibt Pilgerpfarrer Ulrich Terlinden in seiner Einführung zum Heft «Die römische Sieben-Kirchen-Wallfahrt».

Die sieben Pilgerkirchen Roms sind San Pietro in Vaticano, San Paolo fuori le Mura, San Sebastiano fuori le Mura, San Giovanni in Laterano, Santa Croce in Gerusalemme, San Lorenzo fuori le Mura und Santa Maria Maggiore. Ihre Ursprünge gehen zurück auf die erste christliche Blütezeit unter Kaiser Konstantin I. im 4. Jahrhundert. Seit dem 6. Jahrhundert ist die Sieben-Kirchen-Wallfahrt historisch belegt. Die Liste der Menschen, die den Weg durch Rom unter die Füsse nahmen, umfasst auch bekannte Persönlichkeiten, so Brigitta von Schweden, Katharina von Siena und Ignatius von Loyola. Ein Name ist jedoch untrennbar mit der Wallfahrt verbunden, jener von Philipp Neri (1515–1595): Der Gang zu den Wurzeln des Christentums sollte, so Neri, den durch die Reformation verunsicherten Gläubigen wieder Halt verschaffen. Besondere Verdienste erwarb sich Neri durch die Betreuung der Pilgerscharen. Bemerkenswert ist auch, dass er die Wallfahrt als eine Art von Volksfest oder «spirituellen Karneval» (Terlinden) organisierte. Nicht zuletzt aus diesem Grund war Neri bei der römischen Bevölkerung sehr beliebt, und selbst Goethe bezeichnete ihn in seiner «Italienischen Reise» als seinen «Lieblingsheiligen».

Papst Johannes Paul II. wollte im Jahr 2000 San Sebastiano fuori le Mura durch die Kirche Madonna del Divino Amore ersetzen. Das hätte den gesamten Pilgerweg von 25 auf rund 45 Kilometer verlängert. Diese Änderung hatte jedoch keine Chance: Der offizielle Führer hält heute noch an der jahrhundertealten Tradition fest. Aber wie immer, wenn irgendwo ein Problem auftaucht, hat die katholische Kirche verschiedene Lösungen parat, auch in diesem Fall: Bereits 1140 hat Papst Innozenz III. im Petersdom für alle, denen die 25 Kilometer quer durch Rom zu mühsam schienen, sieben Altäre mit besonderen Ablässen ausgezeichnet. Diese Ablässe können auch Gläubige erwerben, denen Rom zu weit entfernt ist. Sie müssen dazu allerdings eine Kirche aufsuchen, welcher das Privileg erteilt worden ist, einen so genannten Stellvertreterablass zu gewähren. Eine solche Kirche ist die bekannte Marien-Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee, in der sieben Altäre an die sieben Altäre des Petersdom erinnern, die wiederum stellvertretend für die sieben Pilgerkirchen stehen.

Text: Synes Ernst

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