Die Kathedrale Notre-Dame de Paris (geweiht der Gottesmuter Maria: «Unsere Liebe Frau von Paris») hat gebrannt. Es ist die Kirche der Erzdiözese Paris, Sitz von Erzbischof Michel Aupetit. Französische Medien berichten, nach stundenlangem Kampf sei es den Feuerwehrleuten gelungen, die Flammen zu kontrollieren: «Après des heures de lutte, les pompiers ont réussi à maîtriser les flammes», schreibt etwa der Figaro.
Die katholische Zeitung «La Croix» fasst die Ereignisse so zusammen: «Am Montagabend, dem 15. April, brach auf dem Dachboden der Kathedrale Notre-Dame in Paris ein Feuer aus. Der 95 Meter hohe Dachreiter fiel auf das Kirchenschiff und alle Dächer brachen zusammen.»
Erzbischof Michel Aupetit teilt auf der Webseite der katholischen Kiche von Paris mit, dass die beiden anderen Türme und die Fassade der Kathedrale gerettet seien. Die Menschen seien zusammengekommen, um zu beten. Er habe sich ihnen am Brunnen St. Michel angeschlossen. Man möge, so der Erzbischof, mehr denn je in Einigkeit zusammenstehen, in der Hoffnung, «dans l’Espérance», so Michel Aupetit.
Die Mitglieder der französischen Bischofskonferenz drücken in einer Mitteilung ihre «immense Traurigkeit aus und versichern Erzbischof Aupetit ihrer Nähe und ihrer Gebete für seine Diözese». Der Einfluss von Notre-Dame de Paris gehe weit über die Hauptstadt hinaus, die Kirche werde ein wichtiges Symbol des katholischen Glaubens bleiben und ein Ort, an dem sich alle Gläubigen und Ungläubigen in wichtigen Momenten treffen können.
Weiter schreiben sie, dass sie zu Beginn dieser heiligen Woche alle Katholiken einladen, immer mehr «lebendige Steine der Kirche zu sein, indem sie das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi, Quelle unserer Hoffnung, leben». Verantwortliche Einsatzkräfte gehen zur Stunde davon aus, dass das Feuer im Zusammenhang mit den Renovationsarbeiten ausgebrochen war.
Offenbar stand die hölzerne Inneneinrichtung der Kirche in Flammen. Die Feuerwehr versuchte auch Kunstschätze von kulturhistorisch unschätzbarem Wert zu retten. Wer Notre-Dame schon besucht hat, der weiss, dass hier die Dornenkrone, die Jesus Christus bei seiner Kreuzigung getragen haben soll, aufbewahrt wird.
Der Direktor des Gotteshauses teilte laut französischen Medien mit, dass diese «wichtigste Reliquie der katholischen Kirche» gerettet sei. Wie es um die berühmten Rosettenfenster steht, ist noch nicht bekannt.
Errichtet wurde die Kathedrale in den Jahren von 1163 bis 1345. Sie ist eines der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs. Die Kirche bietet Platz für 10'000 Menschen.
Staatschef Emmanuel Macron hatte am späten Montagabend den Wiederaufbau von Notre-Dame versprochen. Eine nationale Spendenaktion solle am 16. April gestartet werden. Er wolle um internationale Hilfe bitten, um eines der Wahrzeichen von Paris zu restaurieren, sagte der Präsident.
Andreas Krummenacher
