Strenge Schafe, lockerer Jesus: geschnitzte Krippe aus einem Stück Holz von Eugenius Zegadlo, Polen. Foto: Pia Neuenschwander

Dreidimensionale Gebete

In wenigen Tagen beginnt das von Papst Franziskus gewünschte Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Das Symbol, das uns das ganze Jahr hindurch begleiten wird, ist die offene Pforte.

Wenn die Paroisse catholique de langue française von Bern zu einer grossen Krippenausstellung einlädt, die bis zum 6. Januar 2016 dauern wird, dann möchte sie nicht nur die Tore ihres Pfarreizentrums im Areal der Dreifaltigkeitskirche an der Sulgeneckstrasse 13 öffnen, sondern auch museale Kunstwerke präsentieren, die alle die Eigenschaft haben, offene Türen zu haben. Denn eine Krippe wird immer mit offenen Türen dargestellt. Gerade diese einladende Offenheit, die einen Blick auf das intime Ereignis einer Geburt ermöglicht, macht eine Weihnachtskrippe aus. In einer Krippe lädt das Gotteskind uns dazu ein, seine Nähe zu erfahren.

Die Krippe als Spiegel der Gesellschaft

Die Ausstellung der über 200 Weihnachtskrippen aus verschiedenen Epochen und Regionen der Welt verteilt sich auf zwei Stockwerke. Die Kunstwerke stammen aus privaten Sammlungen und Klöstern. Immer wieder haben Künstler das Geschehnis der Geburt Christi so interpretiert, dass in jeder Krippe etwas aus ihrer Zeit oder Umgebung zu finden ist. In einigen Kastenkrippen aus dem Tirol entdecken wir eine verschneite Berglandschaft. In den Krippendarstellungen aus Peru sind die Könige nicht vorhanden. Denn die Menschen aus den Anden können sich nichts unter einem König vorstellen. So werden Maria, Josef und das neugeborenen Kind mit einer grossen Volksmenge dargestellt. Diese übernimmt die Rolle der Könige. Die Krippen aus Krakau aber sehen wie Königspaläste aus. Die neapolitanischen Krippen wirken wie echte Theaterszenen. In den Krippen aus der Provence erkennen wir die verschiedenen Berufe des Dorfes. Das alltägliche Leben versammelt sich um die Krippe.

Verweilen und innehalten

Die dargestellte Geburt Jesu fasziniert nicht nur durch die Kunstfertigkeit desWerkes. Beim Betrachten einerWeihnachtskrippe sind wir herausgefordert innezuhalten und uns Zeit zu nehmen. Das Verweilen vor eine Krippe ruft eine Haltung der Ruhe und des Friedens hervor. Irgendwie gelingt es der Krippe, uns immer wieder zu «entwaffnen». Das «Bezaubernde» daran ist, dass das Kind in uns für eine Weile wach wird. In dieser offenen Haltung wird eine Begegnung mit dem Göttlichen ermöglicht.

Ein reichhaltiges Rahmenprogramm

Die französischsprechende Pfarrei lädt nicht nur zu einer Ausstellung ein. Sie bietet auch verschiedene Anlässe, die für alle offen sind. Deutschwie französischsprachige Konferenzen umrahmen die Krippenausstellung. Beson dere Gottesdienste bereichern das Angebot, wie zum Beispiel die feierliche Vesper am 11. Dezember um 18.00 in der Dreifaltigkeitsbasilika, die mit den Mönchen des Dominikanerklosters von Fribourg gefeiert wird. Am Sonntag, 13. Dezember um 09.30 empfängt die Paroisse die Solisten der Sixtinischen Kapelle aus Rom, die in Bern für die Weihnachtsmesse proben. Sie werden den Gottesdienst musikalisch umrahmen und am Sonntagabend um 17.30 ein Konzert aufführen. Die Ausstellung ist jeden Tag von 10.00 bis 19.00 offen, ausser Montag. Soyez les bienvenus!

Abbé Christian


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