Das Selbstbewusstsein von Laien, besonders der Frauen, sei mit der Synode schlagartig gewachsen. Suzanne Brun. Foto: Jürg Meienberg

Suzanne Brun

«Quotenfrauen» an der Synode 72

Am 23. September 1972 startete in allen fünf Schweizer Bistümern die Synode 72. motiviert durch den Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils beschlossen die Bischöfe 1969, die alte Tradition der Synode aufzunehmen und gemeinsam nach Wegen in die Zukunft zu fragen.

Angela Büchel Sladkovic

Die Synode 72 war ein kirchliches Grossereignis: Über 1000 Personen arbeiteten in 18 Sachkommissionen, an den Sessionen in den Bistümern und an den gesamtschweizerischen Sitzungen mit. Sie stellten während dreier Jahre jährlich zwei Wochen Zeit zur Verfügung für die Kirche und ihre Zukunft.
Suzanne Brun aus Grosshöchstetten, damals Vizepräsidentin des Katholischen Frauenbundes Bern, war eine der 200 Synodalen des Bistums Basel. Die Teilnahme der Frauen, der Jugendlichen und der sogenannten «Gastarbeiter» hatte man mit Quoten klar geregelt, um eine möglichst breite Vertretung der Basis zu garantieren. Es war der Synode ein grosses Anliegen, dass die Hälfte der Synodalen aus «Laien im vollen Sinne» bestand. So zählte man die Ordensleute zu den von Rom geforderten 50% Priestern.

In allen Kommissionen arbeiteten ausserdem nichtkatholische Vertreter mit.  ses Miteinander von Priestern und Laien im Sinne einer Kirche von unten wird von vielen Zeitzeugen genannt. Das Selbstbewusstsein von Laien, besonders der Frauen, sei mit der Synode schlagartig gewachsen. Sinnbildlich für die Aufwertung der Frauen steht eine Begebenheit, an die sich Suzanne Brun gut erinnert. «Es war für mich ein äusserst berührender Moment, als Anne-Marie Höchli Zen Ruffinen dem Bischof die Kommunion gab.»
Die Synode 72 gab Mut, die notwendigen Schritte zu tun. Suzanne Brun, aufgewachsen in einer katholischreformierten Familie, sah sich nicht nur in ihrem ökumenischen Engagement gestärkt, mit dem Frauenbund Bern unternahm sie auch interreligiöse Schritte. «Wir luden jüdische Frauen zu unseren Anlässen ein», erinnert sie sich. Daraus entstand ein schöner Kontakt. «Wir wurden ebenfalls eingeladen von den jüdischen Frauen. Der Rabbiner hat uns durch die Synagoge geführt und uns die Tora erklärt.»

 

Literatur: Ivo Fürer, Die Synode 72 in der Schweiz. Ringvorlesung der Universität Luzern 2012. Greifbar HIER

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