Der Seeländer Künstler Peter Travaglini in seiner Wohnung in Büren. Seine Werke beleben Plätze in der ganzen Schweiz, unter anderem auch die katholischen Kirchen in Büren und Lyss. Foto: zVg

Er glaubte an Veränderungen durch Kunst

Zum Tod des Künstlers Peter Travaglini

Im Alter von 87 Jahren verstarb der Berner Künstler Peter Travaglini. Seit seiner Jugend lebte er in Büren an der Aare und im Tessin. Er war dem Berner Seeland sehr verbunden, und eine Reihe seiner Werke wurden Bestandteile von katholischen Kirchen der Region.


Der Künstler Peter Travaglini hat als Künstler während mehr als sechs Jahrzehnten Skulpturen geschaffen, Kirchenräume gestaltet, Ausstellungen geprägt und das Solothurner Künstlerhaus gegründet. Am 31. Januar verstarb er im Alter von 87 Jahren, zwei Tage später auch seine Frau Hanni. «Er liebte populäre Themen, und er liebte die Begegnung mit dem Publikum», schrieb das «Bieler Tagblatt» wenige Tage nach seinem Tod. «Er war überzeugt, dass ein Künstler sich mit Gegenwartsproblemen zu beschäftigen hat, andernfalls hat Kunst keinen Sinn.»
Verschiedene Menschen und Kommentatoren attestierten, er habe bewusst die Grenzen von Kunst und Kunsthandwerk überbrückt beziehungsweise ignoriert. Ein langjähriger Freund und Wegbegleiter, der Künstler Urs Dickenhof, beschreibt ihn als «engagierten und fordernden Partner, denn was Peter Travaglini dachte – obs dem andern passte oder nicht – das sagte er. Bei ihm wusste man, woran man war.»

Werke in katholischen Kirchen im Seeland

Mit seinen zahlreichen Werken sorgte Travaglini im Berner Seeland unter anderem auch für die Gestaltung einiger Kirchenräume. So schuf er für die Pfarrkirche St. Maria Geburt Lyss ein grosses Betonglasfenster, das die gesamte Rückwand der Kirche dominierte. Dazu kamen an den Seitenwänden 14 Dreiecksfenster mit den Schöpfungstagen und den sieben Sakramenten sowie eine Reihe von Elementen der Innengestaltung. Ebenfalls sind Werke von Travaglini in den Kirchen von Ins und Büren zu sehen.
«Für Peter Travaglini gab es im Denken und Handeln keine Oberflächlichkeit», schrieb Thomas Weber, Diakon und Gemeindeleiter in Lyss, im Frühling auf der Pfarreiseite im «pfarrblatt». «Mit ihm verlieren wir nicht nur einen anerkannten und geschätzten Künstler, welcher durch seine Werke mit allen drei Pfarreien und Kirchen der Kirchgemeinde Seeland verbunden war, sondern auch eine markante und gleichzeitig sensible Persönlichkeit.»
Bedauern über Travaglinis Tod zeigen auch die Verantwortlichen der Pfarrei St. Katharina in Büren an der Aare. Aus dem Jahr 1977 stammen der dortige Brunnen im Innenhof sowie die Einrichtung des sakralen Innenraums mit Weihwasserbecken, Altar, Tabernakel und Kerzenständer. Dazu kommen zwei Glasfenster mit der heiligen Katharina im Blumenfeld. Als aufrechte, schöne Frau trägt sie vor leuchtender, aufgehender Sonne ein Kreuz und hält es Soldaten, Bauern und Geistlichen entgegen.
Die Bürener Pastoralassistentin Marie- Louise Beyeler attestiert dem Künstler, er fordere zu «näherer Betrachtung auf, zum Nachdenken über Sujets, die wir zwar kennen, aber selten ergründen».

Ein vielseitiger Künstler

Ausserhalb der Kirchen war der gelernte Maler und Gipser mit Fortbildungen in Kunstschulen bekannt für seine charakteristischen Betonfiguren. Jedoch war er weit mehr als ein Bildhauer. Neben Skulpturen schuf er unter anderem Grafiken, Plastiken, Lithografien, Holzschnitte und Siebdruck. Er beherrschte Materialien wie Bronze, Aluminium, Holz, Granit und Backstein. Ebenso stellte Travaglini im Ausland aus, lehrte ab 1976 an der internationalen Akademie für bildende Künste in Niederbipp und gründete das Solothurner Künstlerhaus mit. Schweizweit präsent war er 1973 mit seiner schwimmenden Plastik «Tells Apfelschuss» an der Wander-Ausstellung «Tell 73», und noch heute überwinden seine Figuren die hohen Mauern in der Strafanstalt Witzwil.

Der Bürener Künstler verband sein Schaffen mit Engagements in Verbänden, Institutionen und Stiftungen. So setzte er sich unter anderem als Mitglied der Altstadtkommission Büren für das Historische ein. Gegenüber dem «Bieler Tagblatt» beschrieb die Gemeindepräsidentin von Büren, Claudia Witschi-Herrmann, den Künstler als Persönlichkeit, die das Bild von Büren geprägt habe, sei es durch die Werke «Denker», den «Vennerbrunnen» oder die Farbgebung der Häuser in der Innenstandt. Zudem wurde er 1972 Stiftungsrat des Grenchener Kunsthauses und sass in den Kunstkommissionen der Städte Biel und Bern. Wie das «Bieler Tagblatt» schrieb, war all sein Schaffen und Wirken von einer Überzeugung geprägt: Er glaubte daran, dass die Kunst die Gesellschaft positiv verändern kann.

Hannah Einhaus

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