Viele schöne Momente: Gregor Piotrowski. Foto: Neuenschwander

Für Menschen Zeit haben

Langenthal: Gregor Piotrowski wird Leiter der Polenmission in Zürich und Glarus. Ein Gespräch zum Abschied.

Er war Pfarradministrator und Kaplan von Langenthal. Jetzt zieht Gregor Piotrowski weiter. Er wird Leiter der Polenmission in Zürich und Glarus. Ein Gespräch zum Abschied.


«pfarrblatt»: Sie verlassen jetzt Langenthal nach ...
Gregor Piotrowski: ... acht Jahren, ich begann hier im Jahr 2009.

Was hat Sie nach Langenthal gebracht?
In die Schweiz kam ich, um in Fribourg zu studieren und als Polenmissionar zu arbeiten. Ich habe in Basel, Luzern, Genf, Bern, Biel, Aarau, Zürich, Zug (lacht) Gottesdienste gefeiert und so die Schweiz gut kennengelernt. Nach einem Jahr suchte ich Arbeit als Seelsorger und bekam hier in Langenthal das Angebot. Es macht mir mehr Spass unter den Leuten zu sein, als in der Bibliothek zu sitzen.

Sie haben in Polen schon als Seelsorger gearbeitet?
Ja, ich war vier Jahre Vikar an einer Kathedrale. In dieser Zeit verunfallte der Pfarrer und verstarb, da war ich dann für eine Übergangszeit Administrator, bis die Nachfolge geregelt war. Danach wurde ich in die Polenmission berufen.

War Ökumene im katholischen Polen ein Thema?
Das war ein Thema im Studium. Aber was es bedeutet, habe ich erst hier in Langenthal kennengelernt. Gestern wurde ich vom reformierten Pfarrkollegium von Langenthal zu einem Abschiedsessen eingeladen. Sie haben mir Wein aus einem Kloster geschenkt. Ich war sehr gerührt.

Sie hatten demnach ein gutes Einvernehmen.
Wir haben alle gespürt, dass es um Seelsorge, um die Menschen geht und nicht um konfessionelle Unterschiede oder Dogmenstreit.

Warum wurden Sie Priester?
Oh, eine schwierige Frage. Die Berufung ist immer zuerst ein Geheimnis. Wir waren keine besonders fromme Familie. Normal katholisch. Aber ich war gerne in einer Gebetsgruppe in meiner Heimatpfarrei in Cieszanow im Bistum Zamosc–Lubaczow dabei, mit vielen jungen Kolleginnen und Kollegen. Ich überlegte mir, wie ich das noch weiterführen könnte. Ich studierte zuerst Philosophie und dachte noch nicht ans Priesterwerden. Mich interessierten theologische und philosophische Fragen. Allmählich kam dann der Gedanke, doch diesen Weg einzuschlagen.

Wie hat die Familie darauf reagiert?
Meine Mutter war zuerst verärgert. Ich sollte mich nämlich in der Universität, wo ein Onkel von mir arbeitete, einschreiben und entschloss mich nach einem Gespräch mit dem Bischof, ins Priesterseminar zu gehen. Nach zwei Tagen kam sie zu mir und sagte: «Gut, das ist deine Entscheidung, dein Weg. Schau einfach, dass du immer korrekt lebst und am Ende des Leben nichts zu bereuen hast und keine Schande über die Familie bringst.»

Der Abschied von zu Hause fiel Ihnen schwer?
Nein. Ich habe viel Kontakt mit meiner Familie. Wenn ich jetzt in Polen bin, sage ich, wenn ich nach Langenthal zurückfahre, ich fahre nach Hause. Zuhause bin ich dort, wo ich lebe. Dieses Zuhausesein, ist mir wichtig. Hier in Langenthal war das einfach, weil ich sofort akzeptiert wurde.

Sie arbeiteten als Pfarradministrator in Langenthal und nach der Errichtung des Pastoralraumes als Kaplan. Nicht wenige Pfarreiangehörige empfanden das als eine Zurückstufung.
Ja, ich weiss. Aber Pfarradministrator blieb ich, weil der Pastoralraum noch nicht errichtet war und die Leitung noch nicht geklärt war. Wir haben dann gemeinsam die Funktionen im Team und mit dem Bistum besprochen. Alex Maier übernahm die Pastoralraumleitung und ich wurde Kaplan. Das war keine Zurückstufung.

Finden Sie die Errichtung von Pastoralräumen sinnvoll?
Natürlich sollte die Kirche im Dorf bleiben. Das Sprichwort habe ich erst hier in der Schweiz gehört. Aber die Kirche muss sich bewegen, sie muss mit der neuen, sich schnell wandelnden Zeit mitgehen. Ich stehe voll und ganz hinter dieser Entwicklung.

Was heisst es heute konkret, die Frohe Botschaft zu verkünden?
Zuerst mit den Menschen unterwegs zu sein, unabhängig davon, welcher Konfession, Religion oder Kultur sie angehören. Die Frohe Botschaft verkünden heisst, für einen Menschen der Hilfe braucht, Zeit zu haben. Es geht nicht ums Evangelisieren oder Missionieren.

Was waren die schönsten Momente?
Oh, das waren viele, die mir Freude gemacht haben. Besonders habe ich mich aber über die Menschen, gefreut, die sich freiwillig in der Pfarrei engagieren. Es gibt so viele, die gerne mitarbeiten. Das ist für mich eine ganz schöne und wertvolle Erfahrung.

Gibt es eine Stelle aus der Bibel, die Sie besonders prägt?
(Überlegt eine Weile). Ja, die Antwort von Petrus aus dem Johannesevangelium:«Jesus, du weisst, dass ich dich liebe.»

Interview: Jürg Meienberg

Hinweis: Abschiedsgottesdienst, Samstag, 1. Juli, 17.00 in katholische Kirche St. Maria Königin, Langenthal. Anschliessend Apéro.

Pfarrei St. Maria Königin Langenthal

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