Hostienbäckerei im Kloster von Géronde bei Sitten. Die 20 Schwestern des Bernhardiner-Ordens produzieren jedes Jahr rund zwei Millionen Hostien. Der Erlös aus dem Verkauf stellt für das Kloster eine wichtige Einnahmequelle dar. Foto: Keystone/Andree-Noelle Pot

Hostie, die –

Eine lange Geschichte und viele Streitereien um das kleine Brot.

Die Hostie in ihrer jetzigen Form gibt es erst seit dem 14. Jh. Im Frühchristentum wurde gewöhnliches Bot verwendet, das zuerst von christlichen Frauen, später von Mönchsgemeinschaften gebacken wurde.

Die Brote hatten eine runde Form und waren mit Kerben unterteilt, ähnlich den Broten, die die reformierten Gemeinschaften heute für ihr Abendmahl verwenden (Die Geschichte wiederholt sich immer). Bald allerdings wurde das kritisch beurteilt. Beim Brechen des gewöhnlichen Brotes gingen zu viele Krümel verloren – notabene eine Verunehrung des Leibes Christi!

Man begann, dünne Oblaten zu backen, um vielfaches Brechen des Brotes zu vermeiden. Nach katholischer Vorschrift sollten die Hostien nur aus Weizenmehl und Wasser bestehen und wurden in sogenannten Oblateneisen, nicht unähnlich Grossmutters Bretzeleisen, gepresst und gebacken.

Die römische Kirche bestimmte im 9. Jh., dass in Zukunft nur noch ungesäuertes Brot, ähnlich der jüdischen Matze, verwendet werden dürfe. Die byzantinische Ostkirche allerdings hielt am gesäuerten Brot fest – was prompt zum Azymenstreit (wörtlich übersetzt tatsächlich «Ohne-Hefe-Streit»), einem der Vorwände für das grosse Kirchenschisma 1054, führte.

Auch die Hostie erinnert uns daran – wenn es etwas gibt, was die Religion leider immer begleitet hat, dann ist es Kleinlichkeit. Schliesslich wird die Hostie konsekriert. Aber ab diesem Punkt geht es um etwas anderes – mit dem wir uns in der nächsten Ausgabe befassen.

Sebastian Schafer


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