Georges Schwickerath, der neue Bischofsvikar für die Bistumsregion St. Verena (Bern, Jura, Solothurn) mit Sitz in Biel.

«Ich muss ein Lernender und Hörender sein – ein Bischofsvikar in Ausbildung»

Georges Schwickerath ist neuer Stellvertreter des Bischofs unter anderem für die Region Bern

Vor der Kirche Bruder Klaus in Biel stehen am 21. August Apérotische bereit. In und um die Garderobe wuselt es von Theolog*innen in weissen Alben und grünen Stolen. Das Kirchenschiff ist blumengeschmückt, und es duftet nach Weihrauch. Ein besonderer Gottesdienst steht an. Bischof Felix Gmür wird Georges Schwickerath als neuen Bischofsvikar der Bistumsregion St. Verena einsetzen. Er wird also Stellvertreter des Bischofs für die Kantone Bern, Jura und Solothurn.

Die Bieler Kirche Bruder Klaus ist voll. Bischof Felix begrüsst alle, auch die Vertretenden aus Kirche und Politik, die aus den verschiedenen Kantonen angereist sind. «Wir alle schauen hier auf den Chef, auf unseren Heiland, Jesus Christus.» In seiner Predigt wendet sich der Bischof an seinen neuen Stellvertreter Georges Schwickerath und bezieht sich dazu auf die tagesaktuellen Texte aus der Bibel, speziell auf das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg aus dem Matthäusevangelium und dem darin enthaltenen Satz «die Letzen werden die Ersten sein»: «Als Bischofsvikar wirst du stets der Erste und der Letzte sein. Du wirst der Erste und der Letzte sein, der morgens und abends arbeitet. Und du wirst dafür denselben Lohn erhalten wie jene, die nur eine Stunde tätig waren. Du wirst eine Arbeit tun, die sonst niemand will. Du wirst auf Freizeit verzichten müssen. Sagst du immer noch Ja?» Schwickerath tut es mit einem Augenzwinkern.

Damals sei eine Zeit des grossen Umbruchs gewesen, fährt der Bischof fort. Auch heute gebe es Umbrüche, andere als damals, unter dem mordenden König Abimelech. Die Bistumsregion und ihre Pastoralräume habe neue Definitionen und Aufgaben vor sich. «Es gibt viele Gründe, Nein zu einer neuen Aufgabe wie deiner zu sagen, wie die Bäume, die in der Fabel die Königswürde ablehnen», so Bischof Felix. Er hoffe, dass Georges Schwickerath kein Dornbusch sei und sich nicht wie dieser überschätze. «Mach das, was du kannst, und tu’ es mit Freude.»

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg könne man als Kritik am Königtum lesen, denn es stelle das Volk in die Mitte. Es gehe darin ums Volk, um alle, auch beim Arbeitgeber: Wessen nimmt sich der Gutsbesitzer besonders an? Der Letzten, der Kleinen, der Armen, der Gehinderten, der Aufzumunternden. «Du wirst viele dieser Menschen finden, Georges, auch bei Seelsorgenden und bei Kirchgemeinderäten», so Bischof Felix, und er hoffe, dass die Kräftigen dabei nicht frustriert heimgingen. «Es ist eine Gratwanderung und auch eine spirituelle Aufgabe, das gute Mass zwischen Vertrauen und Unterstützung, zwischen Freiheit und Forderung zu finden.» Heilsgeschichtlich stehe das Gleichnis für die Botschaft, dass Gott alle rette und für alle da sei. «Auch wir sind für alle da. Weil Jesus Christus für uns alle gestorben und auferstanden ist. Diese Verkündigung soll der Horizont und der Auftrag deines Dienstes sein, Georges», gibt Bischof Felix Schwickerath mit auf den Weg.

Für die Einsetzung des neuen Bischofsvikars wünscht er Schwickerath die Kraft des Heiligen Geistes. Die Anwesenden bestärken dies mit dem Lied «Gib uns Weisheit, gib uns Mut». Der frischgebackene Bischofsvikar dankt allen und bezieht sich auf den bischöflichen Wahlspruch «Begreift, was der Wille des Herrn ist». Seit Anfang August dürfe er begreifen, «was es heisst, Bischofsvikar in St. Verena zu sein.» Als erstes habe er begriffen, dass er ein Lernender und Hörender sein müsse, ein Bischofsvikar in Ausbildung. Er habe dazu viele Helfer, allen voran sein Vorgänger Arno Stadelmann, und sein Team mit Edith Rey-Kühntopf und Aurelio Citro. «St. Verena ist mir noch fremd. Dank ihnen fühle ich mich in meinem Büro schon etwas zu Hause.»

Anouk Hiedl


Georges Schwickerath

Der neue Bischofsvikar ist in der Region Bern bestens bekannt. 2004 wurde der gebürtige Luxembourger Pfarradministrator der Bruder-Klaus-Pfarrei Bern, 2008 deren ordentlicher Pfarrer. Im Herbst 2010 stieg er in die Dekanatsleitung des damaligen Dekanats Region Bern auf. 2013 dann zog er aus dem Kanton Bern weg und wurde Pfarrer im aargauischen Muri. Der 1968 geborene Georges Schwickerath stammt aus dem luxembourgischen Christnach. Er wird zunächst Bankangestellter. Im Pfarrblattporträt aus dem Jahr 2004 sagt er, er sei ein schlechter Banker gewesen, aber er hoffe, ein guter Pfarrer in Bern zu werden. Seine Mutter starb früh an Krebs, er suchte daraufhin nach Lebenssinn, nach einer erfüllenden Arbeit, nach Heimat. Zufällig fand er all das in seiner Heimatpfarrei, als man ihn anfragte, ob er bereit wäre, die Buchhaltung für ein Jubiläumsfest zu führen. «Auf einem langen, langen Weg habe ich sehr konkret und sehr praktisch den Glauben gelernt», stellte Georges Schwickerath im Pfarrblattporträt fest. Und er hörte den Ruf zum Priestertum. Weil man in Luxembourg nicht Theologie studieren kann, verschlug es ihn in die Schweiz. In Luzern und später in Paris studiert er Theologie und wurde 1998 in Luxembourg zum Priester geweiht. Nun also kehrt Georges Schwickerath in den Kanton Bern zurück. kr

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