Garment strike, New York, 1913: 14-jährige Streikende, Wahl- und Arbeitsaktivistin Flora Dodge La Follette und Sozialreformerin und Missionarin Rose Livingston. Foto: Library of congress, unsplash.

Internationaler Frauentag

Gedanken zur Rolle der Frau: in Alltag, Familie, Beruf, Bibel und Kirche

Am 8. März wird der internationale Frauentag weltweit gefeiert.

von Gaby Bachmann, Pastoralraum Emmental

Am 19. März 1911 wurde in einigen Ländern Europas der erste Frauentag initiiert, auch in der Schweiz. Die Idee kam von der deutschen Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Zu jener Zeit wollten Frauen sich das Recht zum Wählen erkämpfen, das ihnen bis dahin verweigert wurde. Seit 1921 wird der Frauentag am 8. März begangen. Der historische Grund für die Forderung nach einem Frauentag war die Gleichberechtigung und Chancengleichheit in Alltag und Beruf.

Auch in der Kirche setzen sich viele Frauen für die Gleichberechtigung und Chancengleichheit ein. In der BibeI, im Ersten Testament, scheint ein orientalisches Frauenbild auf, dass die typische Rollenverteilung kennt: Männern wurde traditioneller Weise der öffentliche Bereich zugeteilt, d. h. soziales und politisches Leben, der religiöse Kult. Der Aufgabenbereich der Frauen war mit Haus, Familie und Spiritualität verbunden. Doch auch zu dieser Zeit traten Frauen aus dem Schatten und wurden politisch aktiv, so zum Beispiel Esther oder Judith. Oder das Buch Genesis bringt uns vier Urmütter nahe, die das jüdische Volk achtete: Sara, Rebekka, Rachel und Lea. Alle diese Frauen zeichnete ein starker Glaube und eine tiefe Beziehung zu Gott aus.

Doch die Rolle der Frau wurde durch eine starke Tradition geprägt, die tief in das Bewusstsein eingegangen ist und sich noch bis heute durchsetzt: Frauen wurden und werden immer noch auf Sexualität und Sünde reduziert (Maria Magdalena) oder auf den Platz verwiesen, der ihnen gebührt, nämlich in die Küche und den Haushalt (Martha), oder auf reine Mütterlichkeit festgelegt (Maria).

Und wo stehen wir heute, im Jahr 2020? In der Kirche spielen die Frauen eine wichtige Rolle. Doch vor allem sichtbar ist noch die ältere Generation: beim Besuchsdienst, bei der Apérogruppe, im Kirchgemeinderat, bei der Gestaltung von Liturgien usw. Doch die Reihen lichten sich – bei der Freiwilligenarbeit und beim Personal. Was – scheint es – in der Führungsebene der Kirche irgendwie verdrängt wird: Die katholische Kirche braucht die Frauen dringender als die Frauen die katholische Kirche.

Bei diesen Gedanken schwingen ein paar Sätze aus einem Lied von Mani Matter mit:

«Mir hei e Verein, i ghöre derzue
Bi mängisch stolz und ha mängisch gnue
Und dänke: O blaset mir doch i d'Schue …»

Die Forderungen der Frauen in der Kirche sind die Gleichen wie diejenigen vom Frauentag: Gleichberechtigung und Chancengleichheit im Alltag und im Beruf.

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