«Wir suchen versöhnend die Wege, die zu einem Zusammenleben aller Menschen in unserem Land in Frieden führen.» Foto: iStock/fcscafeine

Mennoniten versöhnen sich mit dem Kanton Bern

Sie wurden von der Berner Obrigkeit verfolgt. Nun nehmen die Mennoniten die Bitte um Verzeihung aus dem Jahr 2017 an.

Die Mennoniten in der Schweiz haben dem Kanton Bern die Verfolgung der Anhänger der Täuferbewegung vergeben. An einer Feier am Montag im bernischen Tavannes besiegelten gemäss Nachrichtenagentur Keystone-SDA Vertreter der Mennoniten und des Kantons Bern die Versöhnung.

Die Mennoniten sind aus der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts entstanden. Die Täufer waren Teil der Reformationsbewegung und vertraten damals ganz ähnliche Anliegen wie die Reformatoren. Sie trennten sich aber von der reformierten Kirche. Die Täufer hatten eine andere Meinung darüber, wie und wie schnell die Neuerungen der Reformation umgesetzt werden sollten. Zudem schwebte den Täufern im Gegensatz zu den Reformatoren eine Kirche vor, die unabhängig vom Staat ist und auf freiwilliger Mitgliedschaft basiert. So weigerten sie sich, die offiziellen Gottesdienste zu besuchen, Eide zu schwören und Kriegsdienst zu leisten. Zudem befürworteten sie die Erwachsenentaufe. Auf die Ausbreitung der Täuferbewegung reagierten die staatlichen und kirchlichen Obrigkeiten auch im Kanton Bern mit Repression und Verfolgung. Diese erstreckten sich vom 16. bis ins 18. Jahrhundert hinein.

In einer Erklärung hielten die Mennoniten nun fest, dass sie der Berner Regierung für das Leid vergeben würden, das ihren täuferischen Vorfahren durch die bernische Obrigkeit zugefügt wurde. Die Mennoniten kamen mit der Vergebung einer Bitte der bernischen Kantonsregierung nach. Im November 2017 hatte der damalige Kirchendirektor Christoph Neuhaus (SVP) die Mennoniten um Vergebung ersucht. Seither gab es mehrere Gespräche zwischen beiden Seiten.

«Etwas Zeit gebraucht»

«Die Bitte zu würdigen und einzuordnen, hat etwas Zeit gebraucht, die wir uns auch genommen haben», liess sich Jürg Bräker, Generalsekretär der Konferenz der Mennoniten der Schweiz, in der Mitteilung zitieren. Zuvor gab es bereits eine Versöhnung zwischen Mennoniten und reformierter Kirche.

Christoph Neuhaus war am Ostermontag Gast an der Feier in Tavannes BE. Zugegen waren auch der Beauftragte für kirchliche Angelegenheiten in der Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion, Martin Koelbing, der Vorstand der Konferenz der Mennoniten der Schweiz sowie Vertreterinnen und Vertreter der 13 Schweizer Mennonitengemeinden.

Regierungsrat Christoph Neuhaus hatte sich 2017 im Namen des Staates bei den Mennoniten für das Leid, das die Berner Orbigkeit den Täufer*innen über die Jahrhundete zugefügt hatte, entschuldigt. Christoph Neuhaus sagte damals im Rahmen der Nacht der Religionen: «Wie könnten Sie und ich leben, wenn es die Bitte um Vergebung nicht gäbe?» Und weiter: Wie es uns das Unser Vater lehre, «bitte ich Sie – als Berner Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektor, aber auch als Mensch – in aller Schlichtheit heute Abend um Verzeihung für all das, was den Täuferinnen und Täufern in unserem Kanton zuleide getan wurde. Kein Mensch kann rückgängig machen, was einmal getan wurde. Aber wir können sehen, was gewesen ist. Es aufnehmen anstatt zu verdrängen. Es als unsere gemeinsame Geschichte anerkennen». Diese Bitte um Verzeihung wurde nun angenommen.

Andreas Krummenacher/sda/com
 

Weiterlesen:

Im Original: Erklärung der Konferenz der Mennoniten der Schweiz an den Regierungsrat des Kantons Bern, «Versöhnend die Wege zu einem Zusammenleben in Frieden suchen», Tavannes, 20. April 2019

Im Original: Medienmitteilung der Mennoniten, Tag der Begegnung und Versöhnung zwischen Mennoniten und dem Kanton Bern, 20. April 2019

«pfarrblatt» , 22. November 2017: «Wie könnten Sie und ich leben, wenn es die Bitte um Vergebung nicht gäbe?»

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