«Über sieben Brücken musst du gehn», der «grosse DDR-Durchhalte-Hit» der Gruppe «Karat» wurde bei uns durch Peter Maffay berühmt. Bild: Pia Neuenschwander

Über 7 Brücken musst du gehn

Am «Königsberger Brückenproblem» bissen sich auch Zahlengenies die Zähne aus

Luzern hatte ursprünglich auch sieben Brücken, aber nicht auf diese bezieht sich der Kult-Song der DDR, sondern auf die sieben Brücken von Königsberg/Kaliningrad. Diese wiederum sind mit einem unlösbaren mathematischen Problem verbunden.
 

«Sag mir, welche Musik du hörst, und ich sage dir, wer du bist.» Orientiert man sich an diesem abgewandelten Sprichwort, verrät die Musikauswahl, die Joachim Gauck zu seiner Verabschiedung am 17. März dieses Jahres im Park des Schlosses Bellevue in Berlin gewünscht hat, viel über den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten. Beim Grossen Zapfenstreich, dem höchsten Zeremoniell, das die Bundeswehr kennt, wollte Gauck die erste Strophe des Volkslieds «Freiheit, die ich meine» hören, dann Luthers Kampflied «Eine feste Burg ist unser Gott» und schliesslich «Über sieben Brücken musst du gehn», den «grossen DDR-Durchhalte-Hit», so «Die Süddeutsche».

Drei Lieder, dreimal Freiheit – beim Abschied wollte Gauck diesen Begriff, der sich wie ein roter Faden durch seine Amtszeit gezogen hatte, noch einmal nachdrücklich in Erinnerung rufen, gleichsam als sein politisches Testament. Das Brücken-Lied war eine Ehrerbietung gegenüber der Freiheitsbewegung in der ehemaligen DDR, zu der Gauck auch einmal gehört hatte.
Entstanden ist es Ende der 1970er Jahre als Titelmelodie zu einem Film, der die Liebesgeschichte zwischen einem Polen und einer Deutschen erzählte. Die von der DDR-Band «Karat» gesungene Version entwickelte sich zu einem echten Kult-Song. Vom 1979 veröffentlichten Album «Über sieben Brücken musst du gehn» wurden insgesamt 800 000 Exemplare verkauft. Für Millionen von Menschen in der DDR drückten diese Zeilen Sehnsucht und Hoffnung auf Freiheit aus: «Über sieben Brücken musst du gehn, sieben dunkle Jahre überstehn, siebenmal wirst du Asche sein, aber einmal auch der helle Schein.»
Peter Maffay sang dies ab 1980 ebenfalls (mit Einwilligung der «Karat»), aber für die Menschen im Westen blieb es Schlager und Liebeslied, mehr nicht. Irrtümlicherweise glauben heute noch viele, Maffay sei der Urheber des Songs, was aber klar nicht der Fall ist.

Ein aufmerksamer «pfarrblatt»-Leser hat mich auf etwas hingewiesen, das ich nirgends sonst gefunden habe: Die «sieben Brücken» des DDR-Lieds hätten ein konkretes Vorbild, nämlich die sieben Übergänge, die in der einst preussischen Stadt Königsberg (heute: Kaliningrad) über den Fluss namens Pregel führen. Über diese Brücken sind alle Stadtteile miteinander verbunden. Die Einwohner sollen sich gefragt haben, ob es möglich sei, durch die Stadt zu spazieren und dabei alle Brücken genau einmal zu überqueren. Das war das sogenannte «Königsberger Brückenproblem», an dem sich zahlreiche Zahlengenies die Zähne ausbissen, auch der 1707 in Basel geborene Mathematiker und Physiker Leonhard Euler. Es gebe keinen Weg, der diese Bedingung erfülle, kam er 1735 zum Schluss. Das Ergebnis ist bis heute nicht widerlegt worden.

Synes Ernst


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