«Wir werden den Papst bitten ...»

Die Amazonas-Synode in Rom nähert sich dem Ende. Steht die kath. Kirche vor Veränderungen?

Die Amazonas-Synode in Rom geht am 27. Oktober mit einem grossen Gottesdienst zu Ende. Umwelt, Menschenrechte, die Rolle der Frau und ein neues Priesterbild waren die Themen.

Es gab täglich Medienkonferenzen, viele Teilnehmer*innen gaben Statements ab oder gaben Interviews. Dennoch weiss man nicht genau, was konkret besprochen wurde. Im Zentrum stand die Grossregion Amazonien und deren Probleme. Diese sind offenbar mannigfaltig und gross. Armut, Ausbeutung, Zerstörung der Umwelt, Bedrohung des Lebensraums indigener Völker – die Liste liesse sich beliebig weiterführen.

Die Probleme der katholischen Kirche spiegeln sich vor diesen gesellschaftlichen Herausforderungen. Es gibt immens grosse Pfarreien mit kaum Personal. In 70 Prozent der Gebiete kommt, so heisst es in einem Pressebriefing zur Synode, ein Priester nur ein bis zwei Mal im Jahr vorbei. In die Bresche springen Pfingstgemeinden, Erweckungsbewegungen und Freikirchen.

Um die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen, wird es laut Synodebeobachter offenbar einen «Amazonien-Ritus» geben. Auf kulturelle Eigenheiten wurde schon immer Rücksicht genommen. Ein Gottesdienst in der Schweiz ist nicht identisch mit einem Gottesdienst im südlichen Botswana. Die Unterschiede drücken sich aus durch Gewänder, Musik und Gebete. Man wird im tropischen Manaus schwerlich eine Orgel finden.

Die Diskussionen in der Synode gingen offenbar darüber hinaus, man sprach über einen eigenen Ritus. Dieser muss aber klar definiert sein und darf nur bestimmte Elemente enthalten, beispielsweise aus der indigenen Kultur. Das ist umstritten.

Liest man die Stellungnahmen auf VaticanNews und die Pressebriefings, dann scheint es mehrheitsfähig zu sein, dass verheiratete Männer in irgendeiner Form zur Leitung von Eucharistiefeiern zugelassen werden sollen.

Man will das offenbar vorerst auf Amazonien beschränken und man will klare Voraussetzungen fordern. Die Region aber scheint derart am Priestermangel zu leiden, dass diese Forderung nicht unrealistisch erscheint. Der Zölibat wird nicht aufgehoben.

Emmanuel Lafont, Bischof von Cayenne in Französisch-Guayana sagte am 24. Oktober gegenüber den Medien, man sei sich einig, am Zölibat festzuhalten, dieser sei ein Geschenk Gottes. Gleichzeitig müsse man auch dem Problem des Priestermangels Rechnung tragen, vor allem in entlegenen Gemeinden. Und hierbei sei man übereingekommen, den Papst darum zu bitten, der Weihe verheirateter Männer zuzustimmen, so Bischof Lafont.

Man wird sehen. Die Synodenteilnehmer arbeiten aktuell an einem Schlussdokument. Dieses soll in spanischer Sprache am Abend des 27. Oktobers vorliegen. Es wird das Votum der Synode enthalten, auf das sich alle einigen konnten, also der kleinste gemeinsame Nenner. Dieses Dokument wird dann dem Papst überreicht. Was Papst Franziskus damit macht, bestimmt er völlig frei.

Andreas Krummenacher

 

MEHR ZUM THEMA

Ein Lesenswertes Interview mit dem Befreiungstheologe Paulo Suess, der als Experte an der Amazonas-Synode teilnimmt. Katholische Kirche Deutschland, 23. Oktober

VaticanNews, 24. Oktober: Synodenvater aus Cayenne: «Wir werden Weihe von Viri probati fordern»

VaticanNews, 25. Oktober: Aus der Synodenaula: 13 Mitglieder für postsynodalen Rat wählen

VaticanNews, 23. Oktober: Bischof Felix Gmür in Rom. Die Amazonien-Synode aus Schweizer Sicht: Lebensstil ändern

 

Dossier zum Thema

Mit den Texten von Leonardo Boff und Andreas Hugentobler

 

 

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.