Zuhören, die Ohren spitzen, aufmerksam hinterfragen. Foto: nivoa / photocase.de

Zuhören ist Voraussetzung für Kommunikation

Papst Franziskus hat katholische Journalist*innen dazu aufgerufen, zu hinterfragen, zum Nachdenken anzuregen und vor allem zuzuhören.

Papst Franziskus hat katholische Journalist*innen dazu aufgerufen, zu hinterfragen, zum Nachdenken anzuregen und vor allem zuzuhören. Er forderte eine unabhängige Berichterstattung, «niemand soll eure Agenda diktieren, ausser den Armen, den Letzten, den Leidenden», sagte er bei einem Treffen mit Medienschaffenden am 1. Mai im Vatikan.

Der Papst mahnte an, das Zuhören sei die erste Voraussetzung jeder Kommunikation. Das sei aber nur möglich, wenn «wenn man den Lärm der Welt und unsere Redseligkeit abstellt». Die päpstlichen Zuhörer dieser Worte waren die Journalist*innen der katholischen Tageszeitung «Avvenire». Die Zeitung feiert heuer ihr 50jähres Jubiläum, für Papst Franziskus Anlass genug, die Mitarbeitenden zu einem Empfang einzuladen.

In seiner Ansprache reflektierte der Papst zunächst den Begriff der Arbeit allgemein und im Spiegel des Heiligen Josef. «Gerade mit der Arbeit ist nämlich die Würde des Menschen eng verbunden: Nicht mit dem Geld oder der Sichtbarkeit oder der Macht, sondern mit der Arbeit. Mit einer Arbeit, (...) wo der Mensch und seine Familie wichtiger bleiben als die Effizienz als Selbstzweck», so Franziskus.

Dem Papst ist der digitale Wandel wohl bewusst. Dieser verlange nach neuer Arbeitsorganisation, nach Lehrgängen und Fortbildungen im Bewusstsein, «dass sich das Festhalten an der Vergangenheit als eine gefährliche Versuchung erweisen könnte. «Echte Diener der Tradition sind diejenigen, die fähig sind, die Zeichen der Zeit zu erkennen und neue Wege anzulegen, indem sie zurückdenken.»

Die Medien würden uns enorme Chancen ermöglichen, mit der Seelsorge einen Beitrag zur Kultur der Begegnung zu leisten. Allerdings seien wir dem Einfluss einer «Kultur der Eile und der Oberflächlichkeit ausgesetzt». Der Papst führte weiter aus: «Mehr als Erfahrung zählt das Sofortige, was in Griffweite ist und sofort konsumiert werden kann; mehr als die Gegenüberstellung und die Vertiefung riskiert man, sich der Seelsorge des Beifalls auszusetzen, einer Nivellierung des Gedankens.»

Der Zimmermann von Nazareth würde uns an die Dringlichkeit erinnern, wieder zu einem Sinn für Langsamkeit, Ruhe und Geduld zurückzufinden. Franziskus weiter: «Der Dialog überwindet den Verdacht und besiegt die Furcht. Der Dialog bringt zusammen, schafft Beziehungen, entwickelt eine Kultur der Gegenseitigkeit.»

Dann forderte er die anwesenden Journalist*innen auf zu hinterfragen, was geschehe. Sie sollen zuhören, vertieft auseinandersetzen: «Begebt euch nicht in jene Sackgassen, in die sich verirrt, wer vorgibt, schon alles verstanden zu haben. Tragt dazu bei, die sterilen und schädlichen Gegenüberstellungen zu überwinden. Werdet mit dem Zeugnis eurer Arbeit zu Weggefährten aller, die sich für die Gerechtigkeit und den Frieden einsetzen.»

Weiter forderte er die Anwensenden auf, sie sollten den Stadtrand im Bewusstsein verlassen, «dass er nicht das Ende, sondern der Anfang der Stadt ist.» Ausser den Armen, den Leidenden, den Letzten solle niemand die Agenda des Journalismus bestimmen, zeigte sich Papst Franziskus überzeugt. Man müsse die Menschen heute via die Medien zum Denken und zum Urteilen anregen, jenen Gutes tun, die zuhören. Der katholische Kommunikator fliehe vor der «erstickenden oder einengenden Starrheit». Er sperre «den Heiligen Geist nichts ins Käfig», sondern versuche, «ihn fliegen zu lassen, ihn im Gemüt frei atmen zu lassen.»

Papst Franziskus sagte den Journalist*innen zum Schluss, sie sollen «die leicht zu konsumierende, unverbindliche Information» meiden, sie müssten die Zusammenhänge rekonstruieren und die Hintergründe erklären; «immer mit viel Respekt an die Menschen heranzutreten; auf die Verbindungen zu setzen, welche die Gemeinschaft bilden und stärken».

Die katholischen Tageszeitung «Avvenire» ist zu 75 Prozent über eine Stiftung indirekt im Eigentum der Italienischen Bischofskonferenz. Das Blatt, das 1968 aus dem Zusammenschluss zweier Zeitungen entstand, versteht sich als katholisch ausgerichtet, aber in redaktionellen Entscheidungen unabhängig.

Andreas Krummenacher

Hier können Sie die Rede in vollem Wortlaut herunterladen (pdf)
Übersetzung «pfarrblatt» Bern

 

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