Martin van Egmond, 1946-2018. Bild: solinetz

Zum Tod von Martin van Egmond, 1946 - 2018

Am 1. Januar starb der Präsident des Solidaritätsnetzes Bern - Nachrufe.

Jürg Meienberg, pfarrblatt Bern

Am 1. Januar starb der Präsident des Solidaritätsnetzes Bern, Martin van Egmond. Er erlag einem Krebsleiden. Die Abdankungsfeier fand am 6. Januar in Kerzers statt.
Viele Jahre setzte sich Martin van Egmond als Sozialarbeiter der Pfarrei Dreifaltigkeit für Notleidende, Drogenabhängige und Asylsuchende ein. Ein Kollege, Toni Häfliger, ehemaliger Sozialarbeiter der Pfarrei Guthirt Ostermundigen, erinnert sich in seinem Nachruf: «Beim Reden blieb Martin nicht stehen, er handelte, ohne lange zu fackeln, ging unübliche Wege». Sein Temperament, seine Direktheit und sein unumstössliches Einstehen für Menschen ohne geregelte Aufenthaltsbewilligung, schaffte ihm nicht nur Freunde.
Nach heftigen Auseinandersetzungen verlor er beispielsweise seine Anstellung als Sozialarbeiter in der Dreifaltigkeitskirche Bern. Das Team des Solidaritätsnetzes schreibt auf Facebook, dass sich Martin van Engmond mit viel «Herzblut und Engagement für Menschen ohne geregelten Aufenthalt» eingesetzt habe und das Solidaritätsnetz Bern zum dem gemacht habe, was es heute sei. Lebenslust war ihm nicht fremd. An manchen Benefizkonzerten sang er mit seiner wohlklingenden Stimme Lieder und Arien. Sein Lachen, seine Empathie, sein Gerechtigkeitssinn und seine Begeisterungsfähigkeit bleiben, neben seinem unerschütterlichen Einstehen für Notleidende, unvergessen.

 

Toni Häfliger, ehemaliger Sozialarbeiter, Guthirt Ostermundigen

Martin lässt sich schwer etwas nachrufen, er suchte die unmittelbare Begegnung, nicht eine im Nachhinein. Er wollte die Menschen, das Leben spüren, greifen, selber ergründen. Seine Entgegnungen auf das Begriffene waren ohne Verzug, unverhohlen, obwohl sie nicht immer das zu Tage förderten, was gewünscht war. Verschlungen-hintergründige Informationen waren eines seiner Mittel, Menschen, für die er sich einsetzte - meist auf der Flucht - oder die sich mit Martin zusammen für Andere engagierten, zu schützen.
Und leise waren seine Standpunkte auch nicht. Da war Kraft drin, nur schon stimmlich. Umstehende konnten ihn nicht überhören, ebenso wenig wie sein Lachen - und seinen Gesang, den darzubieten er sich nicht scheute. Zuhörende wussten Bescheid, auf wessen Seite er stand. Autoritäten, wirkliche oder vermeintliche, durften nicht auf Schonung hoffen. Sämtlich dies konnte weh tun, wenn der Widerhall nicht der eigenen Erlebensweise entsprach. Beim Reden aber blieb Martin nicht stehen, er handelte, ohne lange zu fackeln, ging unübliche Wege. Auch hier: Wenn angezeigt, pfadete er Wege, die einem Labyrinth nahestanden. Solches Gebaren birgt Risiken, Risiken nahm er auf sich. Widerpart brauchte Martin bei seiner Praktik nicht zu suchen.

Wenn sich die Gegner dann ebenfalls deftig und prall bemerkbar machten, tat es umgekehrt weh. Denn ein einfühlsames Wesen empfindet nach aussen wie nach innen, ist verwundbar in beide Richtungen. Unvorbereitet kam es nicht, den langen Lauf als Sozialarbeiter der Berner Zentrumspfarrei in die Brüche gehen zu sehen - und doch war der Riss brüsk und er erschreckte, genauso wie heute die Nachricht vom Tode - Magenkrebs als Ursache - seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen erreichte, etwas mehr als drei Jahre nach dem Sterben seiner Frau Pia. Verwundet endete es, indes: vergeblich war es nicht, Dein Leben, Martin.

 

Team Solidaritätsnetz Bern

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem langjährigen Präsidenten, Sekretär und Aktivmitglied beim Solidaritätsnetz Bern. Martin setzte sich mit viel Herzblut und Engagement für Menschen ohne geregelten Aufenthalt ein und hat aus dem Solidaritätsnetz Bern das gemacht, was es heute ist. Für seinen grenzenlosen Einsatz, seine treibenden Ideen und seine singende Stimme sind wir ihm dankbar.
Martin - du wirst uns fehlen.
Das Team des Solidaritätnetz Bern Mato, Eva, Josi, Balz, Sonja, Salvi, Lou und Rahel

 

Infos zum Solidaritätsnetz

Lesen Sie dazu auch einen Artikel aus dem Jahr 2009: Auch Abgewiesene haben Recht auf Menschenwürde.

 

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