Gemeindespital Mbaise

Aufrüstung für die medizinische Grundversorgung auf dem Land

Von Dr. med. Helen Hochreutener, Kinderärztin, Interlaken
 

Das Spitalprojekt begann lange vor unserer Reise nach Westafrika. Eine Bedarfsanalyse hatte aufgezeigt, dass die medizinische Grundversorgung auf dem Land in Nigeria praktisch inexistent ist und ärztliche Leistungen für die Bevölkerung nicht erschwinglich sind. So hat die Familie Onyeaghala während vier Jahren das kleine Gemeindespital «JOJ MF House» für die medizinische Basisversorgung in Mbaise aufgebaut.

Nun stand die Versorgung des kleinen Spitals mit der notwendigen mobilen Ausrüstung an: Betten, Schränke, Tische und Stühle für die Patientenzimmer, Operationstisch, Ausrüstung für den Gebärsaal, den Untersuchungsraum, das Labor und die diagnostische Bildgebung, pharmazeutische Produkte, Spezialbabynahrung und Verbandsmaterial. Zu diesem Zeitpunkt sind die «Swiss Friends of Nigeria» in Aktion getreten, um die Innenausrüstung zu unterstützen: Für die Einrichtung des kleinen Spitals schrieben wir alle Arztpraxen und Spitäler im Berner Oberland an und riefen dazu auf, jegliches nicht mehr benötigte, noch funktionierende Praxis- und Spitalmaterial zur Verfügung zu stellen. So konnten wir folgendes Medizinalmaterial sammeln: ein Ultraschallgerät, einen Häma- und Chemieanalyser, einen Vakuumierapparat, zwei EKG-Geräte, ein Negatoskop, ein Pulsoxymeter, ein Mikroskop, OP-Stahl-Material etc.

Die weitere Infrastruktur kaufte Familie Onyeaghala bei HIOB International, Recycling & Humanitarian Aid, in Steffisburg ein – eine Organisation für gebrauchte recyclierbare humanitäre Hilfsgüter für die Dritte Welt. Dieser Zukauf wurde von drei katholischen Kirchgemeinden im Berner Oberland namhaft unterstützt: Die Kirchgemeinde Thun sponserte CHF 12‘000.-, die Kirchgemeinde Gstaad CHF 5000.- und die Kirchgemeinde Brienz Oberhasli CHF 3‘000.-. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich!

Das zusammengetragene Material wurde in einem Container von 73 m3 mit dem Lastwagen nach Basel und von dort mit dem Schiff nach Antwerpen und Port Harcourt in Nigeria verladen. Obwohl die Frachtpapiere ordentlich vorbereitet und die Güter als gebrauchte humanitäre Hilfsgüter bezeichnet waren, verlangte der Zoll in Nigeria, für uns alle unerwartet, zusätzliche eine hohe Zollgebühr. Mitte Dezember erreichte der Container schliesslich das kleine Gemeindespital im nigerianischen Mbaise. Leider war die Zeit zu kurz, um bis zu unserer Ankunft alles einzurichten. Trotzdem bemühten sich die Verantwortlichen, der Bevölkerung drei kostenlose medizinische Tage zu offerieren. Wir fügten uns für ein paar Stunden in den Betrieb ein, zusammen mit weiteren sechs Ärzt*innen, zwölf Pflegefachfrauen, zwei Laborantinnen und drei Pharma-Assistentinnen. Eine medizinische Basisversorgung vor Ort ist in der Tat dringend notwendig.

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