Kindermedizinisches Ambulatorium in Ezira

von Dr. med. Sabine Kaufmann, Thun

Erwartungsvoll machten wir uns auf den Weg zu unserem medizinischen Tag («Medical Day») im Compound der Familie von Dr. theol. Ignatius Okoli. Dieses bestand aus mehreren einstöckigen Häusern mit Garten und einem Hof und war von einer Mauer umgeben. Wir wurden herzlich empfangen, und alles war sehr gut vorbereitet. Es gab schattenspendende Zelte, Toiletten, genügend Tische und Stühle für alle sowie Wasser und ein leckeres Mittagessen.

Wir konnten sogleich loslegen

Alle in der Gruppe fanden mühelos zu ihren Aufgaben. Dr. Ignatius Okoli erklärte den Wartenden das Prozedere und verteilte mit Elizabeth Rosario die Krankengeschichtsblätter, die Adolf Schmitter vorbereitet hatte.

Zuerst wurden die Kinder registriert, und jedes bekam eine Nummer ans T-Shirt geheftet. Naomi und Lauryn Igbinigie trugen Grösse und Gewicht in die Perzentilenkurve ein, die Pflegeexpertin Isabelle Pfister mass Blutdruck und Puls, und alles wurde aufs Krankengeschichtsblatt eingetragen.

Dann begann die eigentliche Konsultation bei der Kinderärztin Dr. med. Helen Hochreutener

Jedes Kind erhielt eine sorgfältige Anamnese und einen Status. Sr. Stella, die Schwester von Dr. Ignatius Okoli, übersetzte für die Kinder und Mütter, die nur wenig Englisch sprachen. Lag ein Verdacht auf Malaria vor, wurde ein Urintest gemacht. Dieser ist in Nigeria noch wenig bekannt.

Marie-Louise Igbinigie und Jörg Rentsch zeigten den Kindern die Toilette und halfen den kleineren Patient*innen. Der einfache Test wurde durchgeführt. Bei positivem Ergebnis wurde das Kind zur Blutentnahme und zum Malariatest bei Isabelle Pfister geschickt. Wieder wurden alle Resultate auf dem KG-Blatt vermerkt, und die Kinder kamen ein zweites Mal zu Dr. Helen Hochreutener, welche die Behandlung festlegte und das entsprechende Rezept ausstellte.

Zum Schluss kamen alle Kinder bei der Apotheke mit Dr. med. Sabine Kaufmann mit Jörg Rentsch und Marie-Louise Igbinigie

Sie erklärten den Müttern genau, wie das jeweilige Medikament eingenommen werden muss. Bei mehr als einem Kind pro Familie wurden die Medikamente in kleine Säcklein abgepackt, um Verwechslungen zu Hause zu vermeiden. Adolf Schmitter sammelte anschliessend die KG-Blätter und legte sie im Computerarchiv ab.

Insgesamt behandelten wir in diesen zwei Tagen 180 Patient*innen und verteilten Medikamente für 2500 US Dollar (in Nigeria gekauft).

Diese waren von der Kirchgemeinde Spiez und den Exerzitienfreunden Thun und Interlaken gespendet worden. Das Krankheitsspektrum umfasste vor allem Infektionen der oberen und unteren Luftwege einschliesslich mehrerer Lungenzündungen in ernstem Zustand. Sehr häufig waren auch Diagnosen wie Malaria, Hautinfektionen und Wurmerkrankungen. Zu besonderen Krankheiten zählten obstruktive Bronchitis, Asthma, Epilepsie und angeborene Herzfehler – ein zweimonatiges Bébé war in einem so schlechten Zustand, dass es unsere Möglichkeiten bei Weitem überstieg. Wir konnten der Mutter nur raten, so schnell wie möglich ein spezialisiertes Kinderspital aufzusuchen.

Eindrücklich war auch ein junger Mann mit einem riesigen Geschwür am Sprunggelenk, das er einem bösen Geist zuschrieb, in den er getreten sei. Nach einer subkutanen Lokalanästhesie proximal der Wunde konnte Isabelle Pfister das Ulcus gründlich reinigen und einen professionellen Verband anlegen. Versorgt mit Schmerzmitteln und Antibiotikum verliess er uns zufrieden und zuversichtlich.

Die Patient*innen, die Familie Okoli und wir waren alle sehr zufrieden und glücklich mit diesen gelungenen zwei medizinischen Tagen. Unvergessen bleibt auch das superfeine Essen bei Father Peter, Pfarrer von Ezira, mit anschliessendem Verdauungstanz.

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