Im Einsatz für den Frieden (v.l.): Katrin Schatzmann Graber, Alfons Hubmann (Präsident des Vereins Unity-Schweiz), Katrin Kläy-Iten, Marina Cukic. Foto: Pia Neuenschwander

Am Frieden arbeiten

Besuch beim Verein Unity-Schweiz

Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten: Friede scheint eine Utopie zu sein. Doch es gibt Menschen, die sich dafür einsetzen: zum Beispiel die Menschen von Unity-Schweiz mit Hauptsitz in Bern.

von Marcel Friedli-Schwarz / Foto: Pia Neuenschwander

Das Gefühl von Ohnmacht schleicht sich ein, setzt sich fest: zuerst der Krieg in der Ukraine. Er scheint ohne Ende. Trotz der einen und anderen Bemühung, Verhandlungen für Frieden zu initiieren.

Und seit ein paar Monaten ist der Konflikt im Nahen Osten wieder aufgeflammt. Ganz zu schweigen von den zahlreichen weiteren Krisenherden in der Welt, über die kaum berichtet wird. Weil man offenbar davon ausgeht, dass man den Menschen nicht zu viele Kriege zumuten könne. Wo ist er, der Friede?

Hell und dunkel

Ist man nicht an einer politischen Schlüsselstelle im Gefüge der Weltpolitik, bekommt man das Gefühl, dem Trüben und Dunkeln menschlichen Treibens ausgeliefert zu sein. Ohne selber etwas machen zu können. Da kann sich Trübsal und Resignation einschleichen – oder man blendet aus, verdrängt. Ganz ausweichen können wir dem belastenden Thema kaum. So dass wir uns doch, manchmal insgeheim, fragen: Wie können wir ihn bewerkstelligen, den Frieden? Kann ich etwas tun? Was?

Wo Dunkel ist, ist auch Helligkeit. Wo Krieg ist, ist auch Friede. Auch wenn das grad nicht ersichtlich scheint; doch: das Helle ist da, in uns allen. Friede beginnt bei mir selber. So abgegriffen dies klingen mag, so viel Potenzial steckt in dieser Aussage – wenn ich mich tiefer darauf einlasse.

Jedes Mal, wenn man Yoga, Shibashi, Feldenkrais etc. macht, betet, meditiert, ist dies die Gelegenheit, Frieden mit mir selber zu pflegen: zu mir selber zu kommen, zur Ruhe. Dies zieht weitere Kreise: Bin ich mit mir im Reinen, gehe ich friedlich auf andere zu und gestalte die Welt in friedlichem Sinn mit.

Bei sich selber beginnen

Ich, du, die Welt: Auf diesen Nenner lässt sich Friedensarbeit bringen. Dies ist auch die Zauberformel, von der sich Unity-Schweiz mit Hauptsitz in Bern leiten lässt (vgl. Box). Sehr angetan davon ist Barbara Fitze, die hauptberuflich als Stärken-Coach für Führungskräfte arbeitet und sich vom freikirchlichen Milieu gelöst hat.

Sie leitet montags in den Räumlichkeiten der Organisation ab 18.00 Yoga an: So biete sich die Gelegenheit für ein Rendez-vous mit sich selbst. Yoga sei eine von vielen Möglichkeiten, bei sich selber anzusetzen und zu innerer Ruhe zu finden. «Ich bin überzeugt», sagt Barbara Fitze, «dass Friedensarbeit bei einem selber beginnt.»

Konkret: Jemand hat Rückenschmerzen und findet die passenden Übungen, welche diese lindern. «Fühlt man sich im eigenen Körper wohl, hebt das die Stimmung und auch die Gedanken werden sonniger», sagt Barbara Fitze. «Das setzt Kräfte frei, liebevoll mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Und einen Beitrag für eine friedliche Welt zu leisten.» Zudem helfe das Auseinandersetzen mit der Innenwelt, mehr in Tuchfühlung mit sich selber zu sein.


«Mich hat schon immer interessiert», sagt die 59-Jährige, «welche Stärken ein Mensch hat. Yoga und Verwandtes kann dazu beitragen, sich dieser bewusst zu werden. Man lernt sich selber immer besser kennen. Auch seine Stärken. Sind wir uns unserer Stärken bewusst, können wir uns konstruktiv in der Welt einbringen.»

Sich mit sich selber verbinden

Katrin Schatzmann Graber arbeitet seit knapp einem Jahr bei Unity-Schweiz in Bern. Die dreifache Mutter hat Kunsttherapie studiert, ist Mental-Health-Trainerin und bietet geführte Meditationen an. «Gerät man aus der Balance», sagt sie, «hilft Meditation, sich wieder mit sich selber zu verbinden – und dadurch mit der tieferen Ebene. Ihr kann man verschiedene Namen geben: allgegenwärtige, sinnstiftende Energie. Universelle Intelligenz. Seins-Fühlung. Gott. Lebensenergie.»

Begebe man sich regelmässig in die Stille, könne dies zur Erkenntnis führen, dass wir mehr sind als unsere Gedanken. «Dies kann helfen, das innere und äussere Geschehen mit und aus angemessener Distanz zu betrachten. Und weniger impulsiv oder verletzend zu sprechen und zu handeln – sondern aus der eigenen Mitte, aus der Ruhe, aus dem Herzen heraus. Bewusst. Das ist ein Beitrag zum Frieden im Miteinander, den wir alle leisten können.»

Nicht alle sprechen auf Meditation, Yoga und Ähnliches an. Du kannst auch beim Du oder bei der Welt beginnen. Hauptsache, wir fangen an – und machen weiter!

 

Die drei magischen Friedens-Säulen

Unity-Schweiz versteht sich als interkulturelle, interreligiöse und philosophische Lebensschule. Sie ist als gemeinnütziger Verein organisiert. Charles und Myrtle Fillmore gründeten 1889 die Unity-Bewegung in Missouri/USA. Myrtle Fillmore litt als Kind an Tuberkulose und galt als unheilbar. Sie überwand die Krankheit und wurde zu einer Pionierin christlicher Metaphysik.

Seit den 1950er-Jahren ist Unity auch in Europa aktiv. In der Schweiz hat sie in Aarau, Basel, Bern, St. Gallen und Zürich Gruppen, die zum Teil im Aufbau sind. Unity-Schweiz mit Hauptsitz in der Stadt Bern stützt sich auf diese drei Säulen der Friedensarbeit:

Ich&Ich: Mit sich selbst im Reinen zu sein, ist die Basis dafür, dass die Welt friedlich(er) wird. Dazu bedingt es der Bereitschaft, sich mit der eigenen inneren Welt auseinanderzusetzen. Zum Beispiel via Meditation, Yoga, Lektüre, sich mitteilen.

Ich&Du: gegenseitiges Verständnis und Vertrauen schaffen. Auch zwischen Menschen mit verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen. Möglichkeiten dazu sind interkulturelle Essen, Vorträge, Stricken, Lesezirkel. Anderen aktiv zuhören und Beziehungen sorgsam pflegen.

Ich&die Welt: Grundversorgung und Bildung weltweit unterstützen und stärken. Sich mit Menschen zusammentun, die sich für den Frieden und die Schöpfung einsetzen. Mithelfen, die Strukturen weltfreundlich zu gestalten, zum Beispiel über politisches Engagement.
www.unity-schweiz.ch; www.barbara-fitze.ch

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