Der emeritierte Patriarch von Damaskus, Gregorios III. Laham. Foto: Kirche in Not

Arabisches Vaterunser in der Dreif

Syrischer Patriarch zu Gast in Bern

Seit Corona und Putins Angriffskrieg ist die Situation in Syrien weitgehend in Vergessenheit geraten. Der emeritierte Patriarch von Damaskus, Gregorios III. Laham (90), appellierte in der Berner Dreifaltigkeitskirche an die weltweite Solidarität. Das Vaterunser betete er auf Arabisch.

Silvan Beer und Raphael Rauch

Arabische Texte von Geistlichen verbindet man in der Schweiz vor allem mit Imamen – und weniger mit katholischen Würdenträger:innen. Die Anwesenheit des emeritierten Patriarchen von Damaskus, Gregorios III. Laham, in der Berner Dreifaltigkeitskirche zeigte jedoch: Die katholische Universalkirche hat überall auf der Welt Vertreterinnen und Vertreter. Auch im kriegsgebeutelten Syrien.

Vaterunser erst auf Arabisch, dann auf Deutsch

Gregorios III. feierte am Sonntag ein Pontifikalamt in der Dreifaltigkeitskirche. Auf das arabische Vaterunser folgte anschliessend die deutsche Übersetzung. Gregorios III. bedankte sich für die Unterstützung durch das Hilfswerk «Kirche in Not», das ihn in die Schweiz eingeladen hatte. Es sei wichtig, das Evangelium in die Welt zu tragen und alle Menschen spüren zu lassen, dass sie von Christus geliebt seien.

Die Solidarität gelte allen Menschen, betonte der emeritierte Patriarch – unabhängig von Ethnie oder Religion. Gerade die Christinnen und Christen in Syrien hätten hier eine Brückenbauer-Funktion, da sie dem Islam kulturell und sprachlich verbunden seien.

Nicht alle Muslim:innen dürfen konvertieren

Zugleich kritisierte Gregorios III. Einschränkungen in der Religionsfreiheit. Nicht alle Christinnen und Christen könnten in der arabischen Welt ihren Glauben frei ausleben und sich öffentlich zu Christus bekennen. Umso wichtiger sei es, dass die Botschaft des Evangeliums auch die orientalischen Christinnen und Christen erreiche.

Der emeritierte Patriarch sprach sogar das heikle Thema Proselytismus an. Wenn Musliminnen und Muslime zum Christentum konvertieren wollten, allerdings daran gehindert würden, könnten sie das Christentum dennoch in ihrem Herzen tragen – und sich vom Evangelium berühren lassen. Man solle, ohne bekehren zu wollen, allen Menschen die christliche Botschaft vermitteln, insbesondere auch durch humanitäre Hilfe.

«Müdes, und oft sattes europäisches Christentum»

Das Zeugnis des emeritierten Patriarchen kam in Bern gut an. «Der emeritierte Patriarch war eine Vitaminspritze für unser müdes, und oft sattes europäisches Christentum. Er sprühte mit 90 Jahren vor Leben und Freude», sagt der Berner Katholik Claus Noppeney zu kath.ch. Pfarrer Christan Schaller verabschiedete den emeritierten Patriarchen denn auch mit den Worten, in zehn Jahren werde dieser 100 Jahre alt sein.

Was Claus Noppeney besonders aufgefallen war: «Der Patriarch hatte immer sein Kreuz in der linken Hand. Sobald die Dreifaltigkeit oder die Ehre Gottes angesprochen wurde, bekreuzigte er sich mit dem Kreuz.»

Diese Geste habe ihm geholfen, «die Texte der Liturgie neu zu hören», sagt Noppeney. «Die Beziehung zwischen Körper und Glaube wurde so für die Gemeinde augenfällig.» Das Kreuz in der Hand habe unterstrichen, dass der Patriarch als Vertreter Christi sprach: «Wie durch einen Lettner blickte man durch den Gekreuzigten auf den Patriarchen.»

Anlass für die Einladung durch «Kirche und Not» ist die «Red Week». Dabei handelt es sich um eine Gedenkwoche für verfolgte Christinnen und Christen auf der ganzen Welt. Noch bis  kommenden Sonntag, 20. November, ruft die «Red Week» zu Solidarität auf.

Kirchen rot angeleuchtet

«Um dies in dieser dunklen Jahreszeit besonders hervorzuheben, werden an gewissen Orten auch Kirchen rot angeleuchtet», teilt «Kirche in Not» mit. Eine Liste der rot angestrahlten Kirchen von Adliswil bis Zürich gibt’s auf der Website von «Kirche in Not». (kath.ch)

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.