Grosser Auftritt im Bundeshaus für den sechsjährigen Sternsinger aus Fribourg. Foto: Pia Neuenschwander.

Auch der oberste Schweizer war einst Sternsinger

Besuch der Sternsinger im Bundeshaus

Erstmals seit vierzehn Jahren besuchten drei Sternsinger-Gruppen aus allen Landesteilen das Bundeshaus in Bern. Sie brachten das Friedenslicht und erinnerten an die Rechte von Kindern.

Text: Sylvia Stam, Fotos: Pia Neuenschwander

«Es war mega cool», sagt Fiamma, 10, über den Besuch im Bundeshaus in Bern. «Ich erzähle daheim, dass wir den Nationalratspräsidenten Martin Candinas getroffen haben», sagt ihr 12-jähriger Kollege Severin. Die gross gewachsene Philippa, ein Jahr älter, hat das viele Holz an Boden und Wänden des Bundeshauses beeindruckt. Die drei bilden zusammen mit Lara, 13, die Delegation der Deutschschweiz beim Besuch der Sternsinger:innen im Bundeshaus in Bern. Auf Einladung von Nationalratspräsident Martin Candinas besuchten 12 Sternsingerkinder am Dienstag das Bundeshaus – erstmals wieder nach vierzehn Jahren.

 

Zuvor hatte Pfarrer Christian Schaller die Kinder in der Prairie bei der Pfarrei Dreifaltigkeit begrüsst, ehe sie sich umzogen und zu König:innen und Sternträger:innen wurden. Es sind deutlich mehr Königinnen als Könige, die kurz danach durch die verschneiten Strassen Berns zum Bundeshaus stapfen. Mützen unter den Kronen und Turbanen, Windjacken über dem goldenen Gewand – Sternsinger:innen sind offensichtlich wettererprobt!

 

Glück ist ein Recht für alle

Nach dem Sicherheitscheck geht’s zur Generalprobe in einem mit Holz verkleideten Zimmer des Bundeshauses. Während die Nervosität der Begleitpersonen spürbar steigt, lauschen die Kinder aus Horgen, Tesserete und Fribourg mit grossen Augen den Liedern der jeweils anderen Sprachgruppen, üben ihre Rollen und kurzen Botschaften: Die Balthasare, Melchiore und Kaspare aus jeder Sprachregion verneigten sich gemeinsam. «L’enfant de Bethléem nous dit que le bonheur est un droit pour chacun»,  (Das Kind aus Bethlehem sagt uns, dass Glück ein Recht für alle ist) sagt der «Gaspar» aus der Romandie. «Gebt reichlich, die ihr Geld habt und Brot, so viele Menschen leiden in Not!», fügte die deutschsprachige Königin Kaspar an.

 

Laut und deutlich sollten sie sprechen, schärft Sonja Lofaro ihnen ein, die beim Hilfswerk Missio für die Sternsinger-Aktion verantwortlich ist. Dann ist es soweit: Die Sternsinger:innen stellen sich in der Galérie des Alpes in einer Reihe auf. Hier warten bereits ein gutes Dutzend Parlamentarier:innen. Der neue Direktor von Missio, Erwin Tanner, erinnert bei der Begrüssung daran, dass auch im Bundeshaus Menschen ein und aus gehen, «die sich für Recht, Gerechtigkeit und Frieden» einsetzen, wie die Sternsingerkinder.

 

Sternsingerkind Candinas konnte nicht gut singen

Ein Highlight für die Sternsinger sind sicherlich die Worte, die Martin Candinas direkt an sie richtet: «Ich war selber einmal Sternsinger in Rabius», verrät der Mitte-Nationalrat. «Aber ich habe mich immer hinter dem Licht versteckt, damit man nicht sah, dass ich nicht gut singen konnte.»

 

Der Auftritt der Sternsinger gelingt nicht ganz so gut wie in der Probe, doch die Parlamentarier:innen sind geduldig und applaudieren, als der sechjährige welsche Melchior seinen Text doch noch sagt, nachdem seine ältere Kollegin ihn eingeflüstert hat. Das gemeinsame «Gloria in excelsis deo» erklingt jedenfalls voll und strahlend, sodass auch manche:r Politiker:in mit einstimmt.

 

«Ein wunderschöner Brauch», sagt die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür (Mitte) beim Apéro gegenüber dem «pfarrblatt». Sie finde es «berührend, dass sich Kinder für andere Kinder einsetzen», gerade in einem «Schlaraffenland» wie der Schweiz, wo es den meisten gut gehe. Für Christine Bulliard-Marbach, Mitte-Nationalrätin aus Freiburg, ist es ein «gutes Vorzeichen, dass die Sternsinger-Kinder heute auch das Friedenslicht aus Bethlehem mitgebracht haben». Denn just am Tag danach werde im Ständerat ihre Motion verhandelt, wonach gewaltfreie Erziehung in der Verfassung festgeschrieben werden soll. Martin Candinas schliesslich nimmt von der Botschaft der König:innen mit, «dass wir an die Interessen der Kinder und der zukünftigen Generationen denken müssen», sagt der dreifache Vater.

Hinweis: Die Begegnung im Bundeshaus wurde durch die Katholische Kirche Region Bern finanziell unterstützt.

Kinderrechte in Indonesien
Im Dezember und rund um das Dreikönigsfest sind vielerorts Sternsinger-Kinder unterwegs. Sie ziehen von Tür zu Tür und singen Weihnachtslieder. Dafür erhalten sie Geld, das anderen Kindern weltweit zugutekommt. Die Aktion wird vom katholischen Hilfswerk Missio organisiert.
Dieses Jahr sammeln die Kinder Geld für die Stiftung ALIT in Indonesien. Dort lernen die Kinder in Trainings, Gefahren im Alltag zu erkennen und wie sie sich davor schützen können. Ausserdem bietet ALIT Präventionskurse zur Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder an.

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