... sagt die ältere Frau auf meine Frage, worauf sie sich am meisten freue. Und mit der Antwort geht ein Lächeln über ihr Gesicht. Die vergangenen Wochen und Monate waren für sie eine schwierige Zeit. Eine Heilung von ihrer Krankheit war nicht in Sicht. Dass es dennoch einen stabilen Zustand geben möge, daran hatten alle auf Station mit viel Engagement, Geduld und Anteilnahme gearbeitet, und Angehörige hatten sie so oft wie möglich besucht. «Auf meinen Hund!» Dass sie den wiedersehen und hören und streicheln kann – das war für sie der erste und lebendigste Einfall. Damit würde die Zeit des Verzichts im Spital zu Ende gehen: der Blick auf die immer gleichen Wände, das Piepen der Monitore und Pumpen, der Blick auf ein Stück Himmel mit der Gebäudeecke vom neuen Spitalgebäude. Dass sie ihren Hund wiedersehen kann – und damit all das andere, was zu ihrem alten, normalen Leben gehört, das war ihr offenbar eine Kraftquelle in dürftiger Zeit.
Fastenzeit Spital bedeutet: viele Wochen und Monate Verzicht auf Vertrautes – auf Orte und Menschen und Gewohnheiten. Auf den Lieblingssessel am Fenster, auf meine Lieben, auf Kino oder Beiz, auf den Weg hinterm Haus, die Bürotür oder die Werkbank, auf den Dackel und den Goldfisch. Ein erzwungener Verzicht. Keine fromme Übung, keine Lifestyle-Selbstoptimierung, nichts, was man sich freiwillig aussucht. Auch wenn das Spital in diesem Moment vermutlich der hilfreichste Ort für einen Menschen ist – es ist immer auch ein Ort der Gefährdung und Ungewissheit. Und auf die eine oder andere Weise auch der Begegnung mit sich selbst und dem, was einem wichtig ist.
Wie gut, wenn dann die Fäden des Lebens wieder fester in die eigene Hand genommen werden können. Wie schön, wenn das Leben wieder seine vielen Farben zeigt! Wie gut, wenn das Muster des Lebens wieder sichtbar wird. Ein heilsames Fastenbrechen ist das. In diesem Sinne: «Ein fröhliches Fastenbrechen!» – noch vor der Fastenzeit.
Isabella Skuljan, Seelsorgerin Inselspital
