Der Heilige Beat vertreibt die bösen Geister, Tiere und Bazillen. Darstellung des Heiligen Beat auf dem Altarflügel eines Berner Nelkenmeisters. Bildausschnitt.

Beatenberg

Der heilige Beat als Seuchenheiliger

In Zeiten der Corona-Pandemie erinnert man sich vielleicht wieder eher an frühere Zeiten der Kirchengeschichte , an ihre Heiligenverehrung, insbesondere etwa an die Bittgänge in Pestzeiten. Als 1493 eine Pestseuche in Bern viele Leute wegraffte, rief der Rat von Bern zu einem Kreuzgang auf, heisst zu einer Wallfahrt mit Kreuz nach St. Batten am Thunersee (Batt mundartlich für Beat). Der bernische Rat ersuchte den Rat von Thun, für die Wallfahrer Nahrung und Schiffe bereit zu halten. Die Beatushöhle mit dem Grab des legendenhaften Heiligen wurde im Spätmittelalter von Pilgern viel besucht: Wallfahrten ans Grab des heiligen Beat am Thunersee sollten die Fürbitte des Heiligen bei Gott erwirken. St. Batten war vor der Reformation ein bekannter Wallfahrtsort, was in vielen Quellen bezeugt wird.

Wer war dieser heilige Beat?

In der Kirche Beatenberg ist folgende Inschrift in Reimen zu lesen: «An dieses Berges festem Fuss/Sieht man noch eine Höhl und Klus/An welchem Ort vor Zeiten hat/Gewohnt der selig Sankt Beat./Sein Geburt hochadelich/Aus Engelland, dem Königrych./In seinem jungen zarten Leben/Ward ihm der Name Suetonius gegeben./Da er hernach Christum anerkannt/Für seinen Erlöser und Heiland,/Ward ihm im Tauf und neuem Leben/Der Name Beatus gegeben./Und weil er zunahm in der Lehr,/So hat ihn auch Gott der Herr/Als Apostel ausgesandt/Dem hochbefreiten Schweizerland,/Wo er täglich mit Beten und Lehren/Viel Volk zu Christo thät bekehren,/Und predigt das göttlich Wort/Lange Zeit an diesem Ort. /Den Armen theilt er reichlich aus,/Was er mit sich gebracht von Haus./Endlich stirbt der selige Beat/Im hohen Alter lebenssatt,/Im Jahr da auch verschieden ist/Johannes der Evangelist,/Welches Jahr des Herren war/Das hundert und zehnte Jahr.»

Diese Inschrift mit der kurzgefassten Legende - die auf einer vom Basler Barfüsser (Franziskaner) Daniel Agricola 1511 verfassten «Vita Beati» beruht- wurde in der Kirche noch nach der Reformation angebracht. Heute wird angenommen, Beatus sei ein Glaubensbote in karolingischer Zeit gewesen.

Nach der Reformation wollte die Berner Regierung die Wallfahrt zum Grab des heiligen Beat unterbinden, sie verordnete 1530, das «Battenloch zuzumauern - ja 1534 sogar, die Kirche St. Batten abzubrechen. Eindringlich baten die Obwaldner die Berner in der Tagsatzung, den Pilgern den Zugang nach St. Batten zu gestatten: Die Wallfahrt sei ein Bedürfnis der Bevölkerung. Wenn Bern die Wallfahrt wieder erlaube, würden auch die ständigen Belästigungen der Obwaldner gegenüber den Bernern aufhören. Als alles Bitten nichts nützte, entrissen die Obwaldner in einem Zug über den Brünig den Bernern den schönen Altarflügel von der Hand des bedeutenden «Berner Nelkenmeisters» mit der Darstellung des heiligen Beat. (Abb.). Sie nahmen das Andachtsbild nach Lungern mit, stellten es in der Kapelle in Obsee auf und hielten so in Lungern den Kult der Verehrung des «Apostels der Urschweiz» (nach Canisius) aufrecht. Der Lungerer Pfarrer Hertig schrieb sogar ein Beatusspiel für die Bevölkerung. Das eindrückliche Tafelbild kam später ins Frauenkloster Sarnen und ist heute im Obwaldner Museum in Sarnen zu sehen.

Angelo Garovi, früherer Staatsarchivar von Obwalden

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