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Beeren sammeln

Aki-Kolumne von Benjamin Svacha

Die vorlesungsfreie Zeit an der Uni dauert noch an, und so ge- schieht auch im aki nach wie vor nur wenig. Ideal also, um Überstunden abzubauen und viel in der Natur unterwegs zu sein: An freien Nachmittagen in der Region Bern, in den Sommerferien ein paar Tage auf einem Campingplatz im böhmischen Wald, wo ich die Landschaft beim Wandern erkundet habe, und ab und zu auch auf kleineren und grösseren Fahrradtouren. Dabei ist mir in diesem Jahr besonders aufgefallen, wie viel Essbares man findet, wenn man hungrig unterwegs ist: Schon im Frühsommer pflückte ich Erdbeeren, im Juli in Tschechien war der nächste Himbeerstrauch nie weit weg, und der Waldboden war mancherorts bedeckt mit Heidelbeeren. Auf der Fahrradtour an den Murtensee ernährte ich mich weitgehend von Brombeeren am Wegrand, und auf Erkundungstour durch die Region pflückte ich wildwachsende Zwetschgen, Mirabellen und Kirschpflaumen (und lernte dabei, dass die beiden Letzteren nicht dasselbe sind). Und auch der aki-Garten ist wieder voller Äpfel, von denen die ersten bereits als willkommene Zwischenmahlzeit herhalten mussten.

Ich freue mich jeweils sehr über diese kleinen Geschenke der Natur, umso mehr, wenn ich schlecht vorbereitet und ohne Snacks im Gepäck unterwegs bin. Manchmal tauchen dabei auch unklare Erinnerungen an biblische Geschichten auf. Zum Beispiel an Jesus, der von den Vögeln spricht, die weder säen noch ernten, keine Vorratskammern und Scheunen haben und doch von Gott ernährt werden (Lk 12,24). Tatsächlich hatte ich mich vor einem Strauch voller reifer Beeren mitunter so gefühlt, als sei dieser genau da gewachsen und habe so viele Früchte hervorgebracht, dass hungrige Menschen wie ich sich im Vorbeigehen davon bedienen und darüber freuen können. Es fallen mir aber auch andere Geschichten ein: Adam und Eva, die in die verbotene Frucht beissen und aus dem Garten Eden vertrieben werden (Gen 3); oder Jesus, der scheinbar grundlos einen Feigenbaum verflucht, welcher daraufhin verdorrt (Mk 11, 14). Warum wurde ausgerechnet eine Frucht zum Symbol für den Sündenfall? Und warum zerstört Jesus einen Feigenbaum, nur weil er gerade keine reifen Früchten trägt? Manchmal lassen mich alle diese Geschichten dann doch eher voller Fragen zurück, als dass ich daraus Tiefgründiges für meine aktuelle Situation ableiten könnte. Dann bin ich froh, dass die Natur manchmal angenehm unkompliziert ist: Ein sonniger Tag, reife Beeren, Schwimmen im See oder ein Spaziergang durch den Wald brauchen nicht erklärt zu werden – es reicht, sie einfach zu geniessen.

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