Eine Notschlafstelle speziell für junge Menschen – dafür setzt sich der Verein «Rêves sûrs» ein. Das «pfarrblatt» hat nachgefragt, weshalb es eine eigene Notschlafstelle für Junge braucht.
Sylvia Stam
Junge Menschen verbringen immer mal wieder Nächte im öffentlichen Raum, an unsicheren Orten oder bei nicht vertrauenswürdigen Personen. Hier würden sie bisweilen traumatisierende Erfahrungen machen. Dem will der Verein «Rêves sûrs» mit einer Notschlafstelle speziell für junge Menschen zwischen 14 und 23 Jahren etwas entgegensetzen: Diese soll Anfang 2022 in Bern eröffnet werden, vorerst für drei Jahre.
«Junge Menschen übernachten draussen oder in unsicheren Verhältnissen, weil sie z.B. zu Hause Gewalt oder Übergriffe erfahren, weil sie Wohnungslos sind oder weil sie in Notunterkünften leben, in denen sie sich nicht sicher fühlen», erläutert Robert Sans, Koordinator des Projekts «Rêves sûres» gegenüber dem «pfarrblatt». Sie übernachteten dann nicht selten bei flüchtigen Bekannten, Dadurch könnten jedoch Abhängigkeiten entstehen, die zum Beispiel dazu führten, dass Gegenleistungen etwa in Form von sexuellen Handlungen verlangt würden.
Kein angemessenes Milieu
Warum aber braucht es eine Notschlafstelle eigens für junge Menschen? «In bestehenden Notschlafstellen kommen junge Menschen in nahen Kontakt mit Personen, die belastete Biografien mitbringen. Beispielsweise konsumieren manche schon viele Jahre harte Drogen», so Sans. Dies sei kein angemessenes Milieu für junge Menschen in Notsituationen. Ausserdem führe finanzieller Druck nicht selten zu Diebstahl, was eine noch grössere Unsicherheit und somit erhöhten Stress bei den betroffenen jungen Menschen auslösen könne. Übergriffe, sexualisierte Gewalt oder Bedrohung nennt Sans als weitere Beispiele für mögliche traumatisierende Erfahrungen.
Der Verein wurde 2020 von Mitarbeitenden der Kirchlichen Gassenarbeit Bern, dem Trägerverein offene Jugendarbeit Stadt Bern, dem Jugendtreff «Hauäträff» und dem Kompetenzzentrum Schlossmatt gegründet. Mit einer ersten Skizze des Projekts will er ab April auf Stiftungen zugehen, um die Finanzierung zu sichern.