Bild: laubatt / photocase.de

Betrachtung der Zeit

Nur die Gegenwart gehört uns.

Er hatte das Leid und die Verunsicherungen der Menschen im dreissigjährigen Krieg vor Augen, als Andreas Gryphius, deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts, eine wichtige Erkenntnis in ein Gedicht goss:

Mein sind die Jahre nicht
die mir die Zeit genommen.
Mein sind die Jahre nicht
die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein
und nehm' ich den in acht
So ist der mein
der Jahr und Ewigkeit gemacht.

Ich habe das Spital vor Augen, ein konzentrierter Ort von Krisen. Wie im Krieg geht hier vieles in die Brüche: Hoffnungen, Pläne, Sicherheiten. Was macht da noch Sinn?
An der Vergangenheit kann ich nichts mehr ändern, meine Zukunft steht trotz meinen Bestrebungen, alles planen zu wollen, «in den Sternen». Beides ist unerbittlich der Zeit unterworfen.

Einzig die Gegenwart ist ganz mir überlassen. Sie dauert bekanntlich nur einen Wimpernschlag – und ist unendlich kostbar. Nur sie kann ich selber beeinflussen. Indem ich sie «in acht nehm». Achtsam sein für das, was hier und jetzt wichtig ist. Gryphius sieht in dem «in acht genommenen» Augenblick etwas Göttliches. Eine Gnade, wer dies erfahren kann. Oder: Das Präsens als Präsent.

Pfr. Kaspar Junker, ref. Seelsorger


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