Peter Fahr «Alles ist nicht alles. Dialoge» 2015, Offizin Verlag, Zürich. 504 Seiten, gebunden, Fr. 34.80

Buch - Alles ist nicht alles.

In der besonderen literarischen Form der Selbstbefragung zeigt uns Peter Fahr in «Alles ist nicht alles» sein Leben, seine Welt und seine Sicht darauf; sehr persönlich, sehr ausführlich, sehr offen, manchmal angriffig, viel erklärend. «Ein Bekenntnisbuch in Dialogform» nennt es der Autor.

Seine Schilderungen von Begegnungen und Beziehungen mit bekannten Persönlichkeiten aus dem Literatur- und Kulturbereich wie auch aus der Politik zeigen oft überraschende Facetten dieser Personen – und ebenso seiner selbst auf. Sein Engagement für eine – sozial, ökologisch, humanitär – bessere Welt ist eindrücklich und zeugt von viel Mut und Risikobereitschaft.

Herausfordernder sind die Beschreibungen seines eigenen literarischen Weges, seines Suchens und Findens darin, seiner oft schwierigen Erfahrungen und seiner oft harschen Beurteilungen des ganzen Literaturbetriebes (Verleger, Kommissionen, Kritiker). Viele Mühen, viel Ringen, viel Erfüllung der innersten Berufung, aber auch viele tiefe Enttäuschungen und Verletzungen sind darin spürbar. Offensichtlich ist aber die Kraft grösser, seine Berufung weiter zu leben, als die Macht der immer wieder auftauchenden Widerstände dagegen.

Was mich im umfangreichen Buch aber am meisten berührt, ist Peter Fahrs persönliche Geschichte, vor allem die seiner Kindheit und Jugend. Familie und katholische Kirche – eng ineinander verzahnt – spielen dabei die zentralen Rollen. Schonungslos gegenüber beiden berichtet Peter Fahr, wie wenig er von beiden Seiten das bekommen hat, das leben durfte, wonach er sich sehnte als Kind und als Jugendlicher, und wie sehr ihn diese z.T. angstmachenden, harten und lieblosen Erfahrungen geprägt haben.

Manches von dem, was er im ganzen Buch über die Welt, die andern und sich selber schreibt, wird beim Lesen dieser Buchteile noch deutlicher oder einfühlsamer. Und auch wenn sein Weg wohl nicht gerade ein exemplarischer ist: Viele Menschen auch hier in der Region, in welcher Peter Fahr aufgewachsen ist – vor allem solche in seinem Alter und ältere – könnten wohl Ähnliches auch von sich erzählen. Ich hoffe, dass dieses Buch auf eine besondere Art zeigen kann, wie ein Weg aus solcher Enge heraus möglich ist. Und dass es vor allem auch uns als (gemeinsame) Kirche darauf aufmerksam macht, was mit vielen Menschen vor noch nicht allzu langer Zeit geschehen ist im Rahmen oder im Namen der Kirche, auch hier in Bern, auf dass es so nie mehr möglich sein werde.

Urs Wettstein

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