Eine belesene Runde: Das fünfköpfige Team der ökumenischen Buchhandlung Voirol in der Berner Altstadt. Foto: Ruben Sprich

Buch hoch fünf

Wir stellen vor: das Team der Buchhandlung voirol

Dreimal pro Jahr tauchen im «pfarrblatt» saisonale Lesetipps der ökumenischen Buchhandlung Voirol auf. Hinter den Namen des Berner Teams steckt eine breit interessierte Runde, die für jede Situation gute Buchtipps auf Lager hat.

Von Anouk Hiedl

Karin Schatzmann

Karin Schatzmann, 50, arbeitet seit 1998 bei Voirol. Während ihres Studiums hat sie sich besonders für feministische Theologie interessiert. Für die kritische Zweiflerin bedeutet Religion, sich nicht zu wichtig zu nehmen, sich frei zu fühlen und durch Natur, Kunst, Literatur und Beziehungen berührt zu werden, «ohne genau wissen zu müssen, weshalb es so ist.»
Bücher liest sie gerne mehrmals.

Ihrem 22-jährigen Patensohn hat sie Bruno Latours «Kampf um Gaia. Acht Vorträge über das neue Klimaregime» geschenkt. Aktuell liest sie Yoko Ogawas «Der Duft von Eis» («Nichts ist, wie es scheint. Und niemand ist der, den man zu kennen glaubt.»), was neu bei Voirol eintrifft oder ihr sonst in die Hände gerät.

Als Kind wäre sie in die Haut verschiedener Buchfiguren geschlüpft. Könnte sie nicht im Buchhandel arbeiten, wäre sie gern Jazzmusikerin, Schriftstellerin oder Barbesitzerin.

Gallus Weidele

Gallus Weidele, 59, arbeitete als Theologe und Seelsorger in der Berner Pfarrei Bruder Klaus, bevor er vor 28 Jahren zu Voirol kam. Jean-Luc Bannalecs Krimis, von «Bretonische Verhältnisse» bis «Bretonische Nächte», hat er allesamt verschlungen.

Die meisten Werke liest er nur einmal, bei einem Fachbuch mal auch nur einzelne Kapitel, die er später mitunter wieder nachschlägt. Seiner Grossmutter würde er Lorenz Martis «Türen auf! Spiritualität für freie Geister» schenken.

Gallus Weidele sieht sich als kritischer Katholik, von der Befreiungstheologie und sozial engagiertem Christentum geprägt. «Der Besuch eines Internats bei einem Missionsorden hat mir die Augen für andere Länder geöffnet. Leider gehöre ich damit in der Kirche zu einer Minderheit.»

Auf seinem Nachttisch liegt momentan Navid Kermanis «Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen. Fragen nach Gott».

Alexander Thuss

Seit 16 Jahren ist der Gymnasiallehrer Alexander Thuss, 51, bei Voirol tätig. Seinen Kindern hat er Michael Endes «Die unendliche Geschichte» ans Herz gelegt. Florian Illies «1913. Der Sommer des Jahrhunderts» hätte er seiner Grossmutter empfohlen. «Sie wurde in jenem Jahr geboren, es hätte ihr einen anderen Aspekt ihrer Kindheit aufgezeigt.»

Aktuell liest er Ferdinand von Schirachs «Nachmittage», kurze Geschichten über Dinge, die unser Leben verändern. Er liebt den nüchternen Stil seiner Erzählungen mit überraschenden Wendungen.

Mehrmals gelesen hat er Anna Katharina Hahns «Kürzere Tage». Ihm gefällt, «wie die Autorin Gesellschaftskritik in einer alltäglichen Geschichte verpackt und wie genau sie die Charaktere zeichnet.» Alexander Thuss glaubt an eine höhere Macht, auf die er in schweren Stunden vertrauen kann.

Séverine Décaillet

Die Theologin Séverine Décaillet, 41, hilft seit April bei Voirol aus. Ihre berufliche Kombination von Seelsorge und Buchhandel sei für sie perfekt, denn «beides inspiriert mich für das jeweils andere Berufsfeld.»

Mehrmals gelesen hat sie alle Romane von Markus Werner: «Ein Hochgenuss: spannende Figuren, grandiose Formulierungen. Ihn zu lesen, macht glücklich. Zumindest mich.»

Charles Lewinskys «Sein Sohn» hat sie begeistert: «Eine spannend erzählte Geschichte um die zeitlosen Fragen: Wo komme ich her und wie werde ich, wer ich bin?»

Ihrer Grossmutter hat Séverine Décaillet ganz bewusst Robert Seethalers Roman «Ein ganzes Leben» geschenkt, «weil es die Einzigartigkeit und den Wert eines jeden Lebens aufzeigt und mich an ihre Erzählungen von früher erinnert.»

Mit der Religion hat sie’s gut. «Mich religiös einzuordnen, macht mich unabhängiger und freier gegenüber gesellschaftlicher Enge.»

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