Christophorusfigur an der katholischen Kirche in Wangen a.A. Das Patronat wird am 25. Juli gefeiert. Foto: Pia Neuenschwander

Christophorus - Brückenbauer in Wangen

Christophorus dient und trägt. Die Jahresserie #heiligbern

Wangen, direkt an der Aare gelegen, verehrte den heiligen Christophorus schon im Mittelalter. Warum der Heilige das Jesuskind durch die Fluten getragen hat und seither als Brückenbauer gilt, erzählt uns die Legende.

von Nicole Arz

Der bronzene Christophorus an der Kirchenfassade der Wangener Pfarrkirche trägt das Jesuskind auf seinen Schultern. Es ist jener Teil der Legende, der berühmt ist. Etwas weniger bekannt ist, dass dieser Szene das lange Wirken und Suchen einer riesenhaften und grobschlächtigen Gestalt vorausgegangen war, die man später Christophorus nannte. In früheren Geschichten hatte er gar einen Hundskopf, war Krieger und Prediger und starb den Märtyrertod.

Die Legende unseres Christophorus entstand erst im 13. Jahrhundert. Sie erzählt davon, wie der Heilige sich auf die Suche nach dem mächtigsten Herrscher der Welt gemacht hat, um diesem zu dienen. Einen König der Menschen verliess er, nachdem dieser Angst vor dem Teufel gezeigt hatte und den Teufel verliess er, nachdem dieser vor einem Wegkreuz zurückgeschreckt war. Am Ende erkor er Christus zum mächtigsten Herrscher und trug fortan Menschen über einen Fluss, bis eines Tages das Jesuskind selbst am Ufer stand und hinübergetragen werden wollte.

Die Nähe zum Fluss mag der Grund dafür sein, dass das an der Aare gelegene Städtchen Wangen bereits im Mittelalter den Heiligen, den Christusträger verehrte.

Mit der Rangierlok zum Gottesdienst

Einen Träger der anderen Art fanden die wenigen Wangener Katholik:innen in den 1930er-Jahren, die im solothurnischen Deitingen den Gottedienst besuchen mussten: eine Rangierlokomotive zog auf den Geleisen jeweils am Sonntag einen einzelnen Waggon mit etwa 40 Katholik:innen die Strecke von rund drei Kilometern hin und nach dem Gottesdienst wieder zurück.

Erst als im Zweiten Weltkrieg der Treibstoff rationiert wurde, musste dieser Sonderzug wieder eingestellt werden. Ein Umstand, der im Endeffekt dazu führte, in Wangen eine eigene Pfarrei zu gründen. Von der an Weihnachten 1962 geweihten Kirche St. Christophorus heisst es, man könne ihr an der Frontfassade ansehen, dass der Architekt Walter Moser einen finnischen Lehrmeister gehabt hätte.

Für Francesco Marra, Pastoralraumleiter im Oberaargau, hat Christophorus die vorbildliche Funktion eines Brückenbauers - in der Gesellschaft, in der multikulturellen Kirchgemeinde aber auch im Pastoralraum, wo er „mit eigenen Beinen und Schultern die getrennten Ufer verbindet“.

Schutzpatron der Reisenden

Der vielerorts präsente Heilige verleiht seinen Namen gerne an Unternehmen, die mit dem Reisen zu tun haben und findet sich sogar als Namensgeber des Kundenmagazins von Porsche. Denn Christophorus ist nicht nur der Schutzpatron der Reisenden, sondern explizit auch der Autofahrer:innen. Einem Umstand, dem auch in Wangen Rechnung getragen wird: Am Patrozinium werden dort Autos gesegnet.



Die Jahresserie #heiligbern im Überblick

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