Die Berner Pfarrei Bruder Klaus feierte zu Fronleichnam eine «Jointmesse»*. Timothy Widmer (16) erzählt, wie er die Messe als Ministrant erlebt hat.
Interview: Sylvia Stam
Was ist an der Jointmesse anlässlich von Fronleichnam besonders?
Timothy Widmer: Die verschiedenen Sprachgemeinschaften des Pfarreigebiets haben zusammen eine Messe gefeiert. Dadurch waren rund 300 Leute da. Man hörte verschiedene Sprachen: Es gab einen hochdeutschen Teil, der Pfarrer der englischsprachigen Community wirkte mit, es gab polnische Texte, bei den Fürbitten habe ich auch Tagalog, die Hauptsprache auf den Philippinen, gehört.
Was bedeutet das für die Ministrant:innen?
Wir waren 20 «Minis», darunter solche aus anderssprachigen Gemeinschaften, die sonst in ihren eigenen Gottesdiensten ministrieren. Es gab es einen grossen Einzug in die Kirche, zusammen mit der Schweizergarde. Im Anschluss an die Messe folgte eine Prozession zum Egelsee. Dabei wurde die Hostie, also das «Allerheiligste», in der Monstranz unter einem Baldachin mitgeführt, begleitet von Weihrauch. Viele Minis trugen Kerzen.
Wie lange dauerte die Prozession?
Gefühlt eine Stunde (lacht). Wenn man mit vielen Menschen unterwegs ist und die Monstranz dazu eindrucksvoll getragen wird, dauert eine Strecke von normalerweise 5 Minuten rasch 20 Minuten. Kurz vor dem Egelsee wurde die Monstranz hingestellt, um zu beten. Es war anstrengend, weil es sehr heiss war, aber ich fand es sehr schön, dass so viele Menschen dabei waren.
Was war deine Aufgabe?
Ich bin mit dem Kreuz voran gelaufen. Beim Einzug war noch die Person mit dem Weihrauchfass vor mir, aber bei der Prozession war ich zuvorderst. Neben und direkt hinter mir liefen je zwei weitere Minis mit Kerzen. Ich musste aufpassen, dass wir alle im gleichen Tempo laufen.
Was wird an Fronleichnam gefeiert?
Wir feiern den Leib Christi (lateinisch heisst das Fest «Corpus Christi», Anmerkung der Red.), dass Christus immer mit uns auf dem Weg ist. Darum laufen wir mit der Hostie, also dem Leib Christi, in der Monstranz. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass er immer mit uns ist.
Warum feiert man dies mit allen Sprachgemeinschaften zusammen?
Im reformierten Bern ist Fronleichnam kein Feiertag. Viele Sprachgemeinschaften kennen das Fest jedoch aus ihrer Heimat. Deshalb feiern wir es in unserer Pfarrei mit allen Sprachgemeinschaften zusammen.
Hast du selber einen Bezug zur Eucharistie?
Die Eucharistie allein ist für mich nicht so wichtig, sondern eher die Gemeinschaft, die wir unter den Minis aufgebaut haben. Manchmal habe ich keine Lust, am Sonntag früh aufzustehen. Aber dann gehe ich doch in die Kirche, sehe viele Leute, lache mit den Minis, die ich hier kennengelernt habe. Es ist dieses Gefühl von Gemeinschaft, das mich immer wieder in die Kirche treibt und das mich in den letzten acht Jahren als Ministrant begleitet hat.
Dein Wunsch für das nächste Fronleichnamsfest?
Dass Leute dabei sind, die die Jointmesse noch nicht erlebt haben. Das Fest lebt davon, dass viele Menschen kommen, dass wir gemeinsam beten können. Je mehr Leute da sind, desto mehr fühlt man sich verbunden.
*Mit «Jointmesse» (von englisch joint, gemeinsam, verbunden) bezeichnet die Berner Pfarrei Bruder Klaus Heilige Messen, die alle Sprachgemeinschaften zusammen feiern. Eine solche fand zuletzt an Fronleichnam (8. Juni) statt. Weitere Jointmessen feiert die Pfarrei am 15.10. (Internationales Marienfest mit Prozession) und am Hohen Donnerstag.