«Bärndütsch fehlt mir manchmal», sagt Jonathan Gardy. Bild: zVg

«Das Neue macht etwas mit mir»

Jonathan Gardy: von Ostermundigen nach Greifensee

Jonathan Gardy war Seelsorger in der Pfarrei Guthirt in Ostermundigen. Seit August ist er Jugendseelsorger in der Pfarrei Greifensee ZH.

Aufgezeichnet von Sylvia Stam

Jeder Neuanfang hat etwas Faszinierendes und zugleich etwas Passives: Das Neue macht auch etwas mit mir. Ich werde verändert, ich habe nicht alles in der Hand. Daraus ergibt sich eine Spannung, die ich aushalten muss – oder begrüssen kann. Hier in Greifensee bin ich anders gefragt: weniger als Liturge, dafür mehr mit meiner Persönlichkeit, mit meinen pädagogischen Fähigkeiten. Das ist nicht nur Komfortzone, sondern auch Lernfeld. Aber deswegen habe ich ja diese Stelle gewählt.

Als Jugendseelsorger kann ich ganz für Kinder und Jugendliche da sein: Religionsunterricht, Ministrant:innen, Jubla-Präses, Familiengottesdienste. Diese Fokussierung geniesse ich sehr. Als Pfarreiseelsorger hatte ich das Gefühl, neben Gottesdiensten und Sitzungen nur wenig Zeit für junge Menschen zu haben. 

Bärndütsch fehlt mir manchmal. Meine Zürcher Unterrichtskinder sprechen einen anderen Dialekt. Das heitert den «Unti» oft auf: Sie verstehen mich nicht, wenn ich von «Modis» und «Giele» spreche. Oder sie fragen «Was ist ein ‘Vogu’?».

Die katholische Kirche ist auch hier eine migrantische Kirche. Wie in Bern gibt es ältere, relativ gut gebildete und wohlhabende Katholik:innen neben jüngeren, die noch nicht so lange in der Schweiz leben. Diesen Mix fand ich immer schon reizvoll.

Neu bin ich im Bistum Chur tätig. Das war keine bewusste Wahl; die Stelle hat mich einfach gelockt und sehr gut zu meiner privaten Situation gepasst. Im Bistum Chur sind Priester insgesamt präsenter als im Bistum Basel. Es gibt weniger Pfarreien, die von Theolog:innen geleitet werden. Mancherorts nehme ich ein traditionelleres Kirchenbild wahr.

Ich bin froh, dass wir in Greifensee auf experimentierfreudige, demokratische Art miteinander Kirche sind. Das ist gut eingespielt, die Pfarrei lebt und steht auf sehr vielen Beinen. Sie ist überschaubar, man kennt einander. Und ich bin nicht hin- und hergerissen wie zwischen Ittigen und Ostermundigen, sondern kann an diesem einen Ort präsent sein, mich einbringen und weiterentwickeln.

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