Auf dem Firmweg in Bern-West: Hinten (v.l.n.r.): Adenis Berisha, Valentin Hasanaj. Vorne (v.l.n.r.): Gjesika Kuqi, Aleksandra Marzano, Kristina Hasanaj. Foto: Ruben Sprich

Den Firmweg bewusst gewählt

Junge Erwachsene erzählen, was sie motiviert

19 junge Erwachsene der Berner Pfarreien St. Mauritius und St. Antonius haben sich auf den Firmweg 17+ gemacht. Diesen schliessen sie im November mit der Firmung ab. Fünf von ihnen äussern sich über ihre Motivation: die Bewahrung der Familientradition, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben und der Austausch in der Gruppe.

von Luca D‘Alessandro

Sie heissen Kristina, Valentin, Aleksandra, Gjesika und Adenis, sind 17 oder älter, befinden sich im Studium, in der Logistikoder KV-Ausbildung. Sie begehen dieses Jahr den Firmweg Bern-West der Pfarreien St. Mauritius und St. Antonius. Dieser basiert auf dem Modell «Firmung 17+», welches jungen Menschen an der Schwelle zur Volljährigkeit die Möglichkeit bietet, sich mit ihren Lebens- und Glaubensfragen aktiv und auf ganz neue Weise auseinanderzusetzen.

Ein Teil des Lebenswegs

Das Angebot der beiden Pfarreien wird aktuell von insgesamt 19 jungen Erwachsenen genutzt. Sie haben sich freiwillig gemeldet, besuchen die Kursabende und bereiten die Feier der Firmung gemeinsam vor, die Mitte November stattfindet. «Die Firmung gehört zum Lebensweg einfach dazu», sagt Aleksandra, «und sie ist Teil der Familientradition», ergänzt Gjesika. Dieser Aussage pflichten Valentin und Adenis bei. Es gehe um die Kontinuität von der Taufe bis zu einer späteren Trauung.

«Die Ganzheit dieses Weges ist mir wichtig», betont Valentin, «als junger Erwachsener nehme ich diesen stärker wahr. Ich gehe ihn bewusst.» «Das sehe ich auch so», fügt Aleksandra hinzu. Als Teenagerin sei ihr die Bedeutung von Religion, Christentum und Kommunion weniger klar gewesen als jetzt. «Ich habe einfach mitgemacht. Jetzt gehe ich auf die 20 zu und kann die Zusammenhänge, den Zweck der Rituale und Sakramente besser nachvollziehen. Und ich kann mich einbringen.»

Mitsprache ist auch Adenis wichtig: «Ich habe den Entschluss zum Firmweg bewusst gefasst und die Anmeldung eingereicht. Dies unabhängig von Eltern oder Verwandtschaft.»

Kein Frontalunterricht

Die Vereinbarkeit von Studium oder Berufsausbildung und die Teilnahme an monatlichen Kursabenden stellt für die jungen Erwachsenen kein Problem dar, «schliesslich haben wir uns aus freien Stücken gemeldet und wollen das auch durchziehen», lautet eine Rückmeldung. Sie schätzen es, dass der Kurs nicht nach dem Prinzip des Frontalunterrichts gestaltet ist. Vielmehr erleben sie ihn als gemeinsames Erarbeiten von Themen, die sie als interessant erachten und die sie weiterbringen.


Diese können, müssen aber nicht in engem Sinn etwas mit Glauben zu tun haben. Ein Beispiel? «Neulich hat uns jemand von der kirchlichen Gassenarbeit besucht und vom Alltag in der Gassenküche berichtet. Das hat mich beeindruckt und nachdenklich gestimmt», sagt Gjesika. In manchen Situationen kommen auch Themen zur Sprache, die den Ausbildungs- und Studienalltag der jungen Erwachsenen betreffen.

In weiteren Modulen geht es um andere Religionen, um Tod und Auferstehung im christlichen Sinn oder um Schuld: Wie gehen wir in unserer Gesellschaft mit Schuld um? Ein Modul, das auch einen Besuch des Leiters der Massnahmenanstalt St. Johannsen in Le Landeron vorsieht.

Ein wichtiger Bestandteil: die Bibel

Die Auseinandersetzung mit der Bibel ist ein fester Bestandteil des Firmwegs Bern-West. Die jungen Erwachsenen werden einerseits regelmässig mit Textpassagen konfrontiert, andererseits auch aufgemuntert, eigene Texte zu finden, die ihnen wichtig sind, diese vorzulesen und sich über den Inhalt Gedanken zu machen.

«Gerne würde ich einmal einen eigenen Text im Gottesdienst vorlesen und darüber etwas sagen», sagt Valentin. Ob die Kirche auch nach der Firmung ein Thema bleibt? «Ich denke schon», sagt Adenis, doch werde ein Gottesdienstbesuch nicht regelmässig auf der Agenda stehen. «Schliesslich kann Religion auch ausserhalb der Kirche stattfinden», fügt Gjesika hinzu. Der Bezug zu Gott sei im Alltag genauso gegeben und wichtig.
 

Der Firmweg der Pfarreien St.Mauritius und St.Antonius

Kursabende, Wochenend-Anlässe, praktische Tätigkeiten und eine Firmreise. Vorbereitung des Firm-Gottesdienstes mit Gesangs- und Gottesdienstproben. Gemeinsame Feier der Firmung jeweils im November in einer der beiden Pfarreien.
Vorbereitende Module: Was ist Schuld? / Glaube ist ein Fest / Tod und dann ... / Unsere Wurzeln
Teilnehmen können alle jungen Männer und Frauen, die im Kursjahr volljährig werden. Angesprochen sind auch Ältere, die noch nicht gefirmt sind.
Infos: www.kathbern.ch/antonius und www.kathbern.ch/mauritius


Zum Dossier «Firmung»

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