Foto: Vreni Stählin ©Verein Friedenslicht Schweiz

Den Frieden im Handgepäck

Wie das Licht von Bethlehem in die Schweiz kommt

Feuer ist in Zügen und Flugzeugen strengstens verboten. Eine Ausnahme gibt’s für das Friedenslicht von Bethlehem. Per Flugzeug gelangte es nach Wien und kam dann mit dem Nachtzug in die Schweiz. Bei Druckverlust könnte man das Friedenslicht mit einem Schlauch an die Flugzeug-Belüftung anschliessen.

von Wolfgang Holz, kath.ch

«Ein bisschen stressig war es schon, weil wir wenig geschlafen haben – aber insgesamt war es sehr eindrücklich», erzählt Enez Erdem begeistert. Schon zum dritten Mal weilte er in Wien, um das Friedenslicht aus Bethlehem in die Schweiz zu holen.

Keine Schlafabteile

Die elfköpfige Delegation von Jungwacht Blauring Adliswil startete vergangenen Freitag mit dem Nachtzug von Zürich, um nach Wien zu reisen. «Dieses Mal konnten wir leider keine Schlafabteile mehr reservieren, deshalb haben wir nicht so gut geschlafen», berichtet Enez Erdem. Doch in Wien angekommen, war die Müdigkeit wie weggeblasen.
Der Zimmermann, der sich derzeit mit einem Bauingenieur-Studium weiterbildet, war bereits 2013 und 2014 unterwegs in weihnachtlicher Mission. «Da man unsere Gruppe bei Friedenslicht Schweiz kennt, haben wir in diesem Jahr wieder den Auftrag bekommen, nach Wien zu reisen», sagt Enez Erdem.

Sein Vater stammt aus der Türkei

Der Vater des Jubla-Manns stammt aus der Türkei. Enez Erdem bezeichnet sich als konfessionslos. Trotzdem hat ihn die feierliche Zeremonie bei der Übergabe des Friedenslichts in Wien «sehr beeindruckt». «Ungefähr 30 Nationen waren während des eineinhalbstündigen Gottesdiensts anwesend», sagt Enez Erdem. «Es gab auch Pfadfindergruppen aus der Ukraine.»

Jede Gruppe sprach dann eine Fürbitte. Die Fürbitte der Adliswiler Jubla-Gruppe lautete: «Wir beten für einen Frieden, der Zukunft hat, weil nur dem Frieden allein die Zukunft gehört.»
Mit dem frisch erhaltenen Friedenslicht ging’s dann zurück zum Wiener Hauptbahnhof. «Wir haben das Friedenslicht in zweifacher Ausführung in zwei windgeschützten Behältern mitgenommen, wobei das Licht jeweils in einen Metallkessel gestellt wurde», beschreibt Enez Erdem.

Spezielle Genehmigung der SBB und ÖBB

Es braucht eine Genehmigung der SBB und der ÖBB, um das Licht überhaupt im Zug transportieren zu dürfen. «In den beiden Zugabteilen haben wir das Licht so aufgehängt, dass wir es immer sehen konnten», sagt Enez Erdem.


Am Sonntagmorgen kam die Gruppe dann in der Schweiz an. Zunächst ging’s zur Kapelle des Zürcher Flughafens. Dort wurde das Friedenslicht aus Bethlehem in alle Windrichtungen verteilt. «Ungefähr 30 bis 40 Personen sind eingetroffen, um das Licht in Empfang zu nehmen.»

Und was hält Enez Erdem persönlich vom Friedenslicht aus dem Heiligen Land? «Für die Menschen in der Schweiz kann das Licht einen kleinen Moment des Friedens bedeuten. Für die Menschen in der Ukraine kann es Hoffnung und Trost spenden.»

Aus dem Heiligen Land per Flugzeug

Der Zug war nicht das einzige Transportmittel, den das Friedenslicht auf der Reise nutzte. Von Bethlehem aus gelang es über den Flughafen Tel Aviv mit einer «Austrian»-Maschine nach Wien. Und zwar in der Passagierkabine. Als Handgepäck. Trotz des Feuers.

In Grubenlaterne gegen Turbulenzen geschützt

«Das Licht wird in einer Grubenlaterne in doppelter Ausführung transportiert. Bei Turbulenzen oder bei schlechtem Wetter kann die Grubenlampe mit einem Schlauch an die Flugzeugbelüftung angeschlossen werden», sagt Matthias Schmitz. Der Sprecher der Basler Kantonalkirche ist neuerdings auch Kommunikationsbeauftragter von «Friedenslicht Schweiz». Die Laterne zähle als Handgepäck, brauche aber eine Sonderbewilligung der «Austrian Airlines».

Eigentlich war geplant, dass auch die Etappe Wien-Zürich im Flieger zurückgelegt werde. Doch dank der Jubla Adliswil konnte das Friedenslicht per Nachtzug in einer klimafreundlicheren Variante in die Schweiz rollen. Natürlich ebenfalls mit Sondergenehmigung.

 

In Bern kann das Friedenslicht in der Dreifaltigkeitsbasilika abgeholt werden.

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