«Zum Glück denken viele kirchlich Engagierte an der Basis in solchen Fragen anders als der Vatikan», findet «pfarrblatt»-Redaktorin Sylvia Stam. Foto: Christoph Wider

Der Fisch stinkt vom Kopf her

Was der Vatikan für ein Kirchenbild zementiert

Mit seinen unsäglichen Äusserungen zur Homosexualität zementiert der Vatikan einmal mehr ein rückwärtsgewandtes Kirchenbild. Da nützen die vielen guten Versuche, Kirche anders zu zeigen, leider wenig, sagt «pfarrblatt»-Redaktorin Sylvia Stam in ihrem Kommentar.

Was für ein Timing! Vor vier Tagen publizierten die Bistümer Basel und St. Gallen ein Papier, in dem ein neuer Pastoraler Ansatz im Umgang mit Paaren und Familien verkündet wird. Demnach belehre nicht mehr die Kirche die Menschen, «sondern die Menschen in ihren Paarbeziehungen und Familien zeigen als eigene Form von Kirche, was das Evangelium heute für uns alle bedeuten kann», sagt Barbara Kückelmann, Pastoralverantwortliche des Bistums Basel, dazu im Interview mit kath.ch. Seelsorger*innen würden den ureigensten Raum von Paaren und Familien als Boden betrachten, auf dem Heiliges und Heilendes möglich werden könne.

Nach solch hoffnungsvollen Ansätzen zur Veränderung dann dieser Hammer aus Rom: Die Segnung homosexueller Paare entspräche nicht dem Willen Gottes und ist daher verboten. Nebst der Aussage selbst macht mich die Tatsache wütend, dass solche Äusserungen das Bild einer rückwärtsgewandten, menschenverachtenden Institution zementieren. Dass Menschen einer solchen Institution den Rücken kehren, ist mehr als verständlich.

Da ändert es wenig, wenn eine Gesamtkirchgemeinde Bern ein millionenschweres Hilfspaket für Corona-Bedürftige spendet, oder wenn die Landeskirche Luzern eine Website aufschaltet, die zeigt, dass Kirchensteuern für Lebensberatung, Gassenarbeit und Armutsbetroffene vor Ort eingesetzt werden. Denn der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her. Und dieser Kopf ist es, den viele nun einmal als Kirche wahrnehmen.

Zum Glück denken viele kirchlich Engagierte an der Basis in solchen Fragen anders als der Vatikan. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich nicht entmutigen lassen, sodass die Früchte ihres Tuns sichtbar bleiben.

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