«Zu de Wurzle cho»: Umschlagillustration Marianne Grund.

Der Mensch im Spiegel

Lyrikerin Marianne Grund erzählt Gleichnisse vom Menschsein.

Der Gedichtband «Zu de Wurzle cho» der berndeutschen Lyrikerin Marianne Grund erzählt Gleichnisse vom Menschsein.

Vom Sandmännli ist die Rede, vo Häxe und Meerjungfroue. Marianne Grund aber schildert in ihren Gedichten noch mehr, sie hält gleichsam der Gegenwart radikal den Spiegel vor. Dann geht es um Schönheitschirurgie, um Habgier, Scheidung, Internet und Zufriedenheit. Marianne Grund erzählt in ihren Gedichten kleine Geschichten. Etwa von Strassenarbeitern, «d’Manne mit em Bäse», die den Dreck wegräumen, um zum Schluss zu kommen «u wi schteits mit em Huufe vor dyre Tüüre / wo langsam o ir Nase afosch gschpüre? / Iz wärs Zyt; / nimm dr Bäse, furt drmit!»

Immer wieder mahnt sie an, nicht schwarz-weiss zu denken, die eigenen Fehler nicht zu übersehen. Ihre Sprache ist dabei federleicht, manchmal sehr direkt und hin und wieder bodenständig.

An manchen Stellen offenbart die Dichterin eine religiös-spirituelle Haltung. Sie behält dabei stets den Menschen im Blick. Sie spürt ihm nach und kleidet urmenschliche Themen in sinnhafte Lebensweisheiten. Die Spuren, die wir im Leben hinterlassen, würden leuchten und dennoch verschwinden – aber, so ergänzt sie poetisch – «wine Rägeboge». «Z’Wüsse tröchnet d’Träne,/ das mir Wanderer sy zwüsche de Schtärne.»

Der Gedichtband «Zu de Wurzle cho» ist ein Schatzchäschtli an klugen Gedanken, witzigen Gleichnissen und tiefgründigen Einsichten.

Andreas Krummenacher

«Zu de Wurzle cho» von Marianne Grund. 65 Seiten, Fr. 20.–, Hermann 2023,
ISBN: 978-3-907229-23-1, Tel. 034 409 40 00 www.verlag-herrmann.ch

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