Ob ein Spital überhaupt ein passender Ort sein kann? Für Menschen, die sonst viel draussen sind und draussen arbeiten, sicher nicht. Dem Bergler, den ich besuche, macht es Mühe, hier zu sein.
Bei der letzten Rehabilitation habe ihn das Heimweh besonders schlimm geplagt, erzählt er mir. Bis er auf einem Spaziergang einen Bauern getroffen habe, einen Bauern mit einer Kuh. Ein Schwatz, ein kurzes Innehalten – das habe ihm geholfen. Dann erzählt er mir aus seinem Leben, von seiner vertrauten Welt, von seinem Bauernhof, seinen Tieren und Feldern. So lässt er auch mich das Spital für einen Moment vergessen. Ich kann den Hof schon fast riechen und fühlen.
Aufstehen kann er nicht. Einen Bauern und Tiere treffen schon gar nicht. «Aber», sagt er und deutet aus dem Fenster, «hier sind es die alten Bäume, die mir Halt und Schutz geben.» Er habe schon viele alte Bäume umtun müssen. Das habe er immer mit Achtung getan. Bäume seien auch Lebewesen. Er habe sie immer darauf vorbereitet, dass er sie nun fällen müsse. Ja, er habe mit ihnen geredet – und immer eine Antwort erhalten.
Nadja Zereik, Seelsorgerin Inselspital
Die Kolumnen der Spitalseelsorge im Überblick