«Konsens und Auseinandersetzung» ist eines der vier Spannungsfelder der Ausstellung. Foto: Sylvia Stam

Die Christkatholische Kirche ist unterwegs

Wanderausstellung zum 150-Jahr-Jubiläum

Die jüngste der drei Schweizer Landeskirchen ist vor 150 Jahren entstanden. Wie sie sich entwickelt und mit zentralen Fragestellungen pragmatisch umgeht, zeigt eine Wanderausstellung, die in Luzern ihren Anfang nahm. Ab Dezember ist sie in Biel zu sehen, ein Jahr später auch in Bern.

Andreas Fässler, Luzerner Zeitung

Tradition und Erneuerung, Verbindlichkeit und Freiheit, Individuum und Gemeinschaft, Auseinandersetzung und Konsens – mit diesen Spannungsfeldern beschäftigt sich die christkatholische Kirche seit ihrem Entstehen vor 150 Jahren. Die Suche nach Antworten ist denn auch nicht abgeschlossen, sondern begleitet die jüngste der drei Schweizer Landeskirchen nach wie vor auf ihrem Weg in die Zukunft. Auch im Rahmen der in diesem Jahr stattfindenden Jubiläumsveranstaltungen zum 150-jährigen Bestehen der Christkatholiken wollen sie sich damit auseinandersetzen.

Im Zentrum dieser Suche nach Antworten steht die zweisprachige (deutsch/französisch) Wanderausstellung «Unterwegs – aus der Vergangenheit in die Zukunft», welche die christkatholische Fachstelle Bildung gemeinsam mit einer Luzerner Grafikagentur konzipiert und umgesetzt hat. Neben einem informativen Film, in dem sechs Menschen der christkatholischen Gemeinden Möhlin, Olten und Genf zu Wort kommen, sind vier quadratische, grafisch reich gestaltete Stellsäulen der Kern der Ausstellung.

Eine Säule für jedes Spannungsfeld

Historische und aktuelle Fotografien, bedeutende Dokumente, Zitate und Textauszüge ermöglichen einen aufschlussreichen Einblick in die Thematik. «Jede der Säulen ist einem dieser vier Spannungsfelder gewidmet», sagt dazu Adrian Suter, seit Sommer 2020 Pfarrer der Zentralschweizer Christkatholiken. Er hat als Mitglied der Fachstelle die Stelen massgeblich mitgestaltet.

Ein Blick auf die Säuleninhalte zeigt: Die christkatholische Kirche hat im Laufe der vergangenen 150 Jahre auf zentrale Fragen erstaunlich pragmatische Antworten gefunden. Sie hat Neuerungen und Reformen durchgeführt und trotzdem ihre ursprünglichen Leitgedanken und Traditionen bewahrt.

Raum für persönliche Gedanken

Die vier Stellsäulen sind alle identisch aufgebaut: Eine Seite führt die Grundidee hinter der betreffenden Fragestellung aus, eine Seite beleuchtet die Suche nach Antworten des Einst, eine weitere zeigt die Wege zur Antwortfindung der Gegenwart auf. Die vierte Seite hat partizipativen Charakter: Betrachtende haben die Möglichkeit, ihre persönlichen Gedanken und Antworten anzubringen. Das soll die Selbstreflexion anregen und zur Diskussion einladen. «Überdies werden die Ideen der Menschen uns dabei unterstützen, unseren Weg zu finden», fügt Adrian Suter an.

Eine weitere Interaktionsmöglichkeit bietet eine Holztruhe mit einem spielerisch auszufüllenden Frage- und Rätselbogen. Wer ihn gewissenhaft komplettiert, dem winkt gar eine Belohnung.

Erster christkatholischer Geistlicher aus Luzern

Dass die Wanderausstellung, welche im Laufe der kommenden fünf Jahre in rund 30 christkatholischen Kirchen der Schweiz Station machen wird, in Luzern ihren Anfang nimmt, hat zwar keinen expliziten Grund. «Der Standort Luzern jedoch hat für die Schweizer Christkatholiken insofern eine besondere historische Bedeutung, als hier im Jahre 1871 der von der katholischen Kirche exkommunizierte Gefängnispfarrer Johann Baptist Egli erster christkatholischer Geistlicher geworden ist», führt Pfarrer Suter aus.

Die Ausstellung ist noch bis am 28. November in der Christuskirche Luzern zu sehen. vom 1. Dezember bis 31 Januar ist sie in der Epiphanie-Kirche in Biel, im Dezember 2022 in der christkatholischen Kirchgemeinde Bern.

Hinweis: Am 16. Oktober ist Tag der Offenen Tür in der Christuskirche Luzern (Museggstrasse 15). Die Ausstellung ist dann von 10 bis 18 Uhr betreut, christkatholische Gemeindemitglieder geben Auskunft.

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